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Anleiheinvestoren richten ihre Portfolios vermehrt aktiv aus

Bild: Pixabay
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Investoren sehen das Ende des langanhaltenden Aufschwungs näher rücken. Laut einer Studie von Invesco verfolgen sie auf der Suche nach Rendite einen zunehmend aktiveren Ansatz.

18.03.2019, 14:47 Uhr

Redaktion: stf

Auch wenn viele Investoren eines baldigen Ende des Konjunkturzyklus erwarten, rechnen sie nicht mit einer bedeutenden Kurskorrektur an den Zinsmärkten, sondern mit einer weichen Landung bei einer anhaltend flachen Zinsstrukturkurve. Dies geht aus der zweiten Ausgabe der jährlichen Global Fixed Income Study von Invesco hervor, welche das Anlageverhalten von Anleiheinvestoren untersucht. Diese zeigt zudem, dass die Investoren auf der Suche nach Rendite auch an ihren Anleihepositionen festhalten, aber einen aktiveren Ansatz verfolgen, um mit alternativen Anlageinstrumenten, Schwellenländeranleihen und China-Investments unterschiedliche Renditepotenziale zu erschliessen.

Die Studie, die auf Interviews mit 145 Anleiheexperten und CIOs in EMEA, Nordamerika und Asien-Pazifik mit einem Anlagevermögen von insgesamt 14,1 Billionen US-Dollar basiert, zeigt zudem, dass sich die Investoren verstärkt auf mögliche Marktverwerfungen durch geopolitische Entwicklungen einstellen. Fast die Hälfte (46%) der Investoren hat die Handelsstreitigkeiten zum Anlass genommen, die eigenen Portfolioallokationen anzupassen. Besonders ausgeprägt sind die geopolitischen Sorgen bei den Wholesale-Investoren, von denen zwei Drittel (65%) den Brexit zum Anlass genommen haben, ihre Allokationen in Europa und Grossbritannien anzupassen, verglichen mit lediglich einem Drittel (34%) der institutionellen Investoren. Die Erwartungen der Investoren an die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft sind inzwischen nicht nur unsicherer geworden, sondern unterscheiden sich auch stärker, wobei die hohe globale Verschuldung als wahrscheinlichster Auslöser des nächsten Abschwungs betrachtet wird.

Das Ende des Zyklus
Der aktuelle Aufschwung dauert inzwischen fast zehn Jahre an und ist damit einer der längsten aller Zeiten. Daher fürchten viele Investoren laut Invesco inzwischen ein baldiges Ende des aktuellen Zyklus und halten Ausschau nach möglichen Auslösern eines Abschwungs. Die mit einem Anteil von 49% geläufigste Ansicht unter den globalen Anleiheinvestoren ist, dass der Zyklus noch ein bis zwei Jahre andauern wird. Mehr als ein Viertel der Befragten (27%) rechnet jedoch mit einem früheren Zyklusende innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate. Verglichen mit den institutionellen Investoren äussern sich die befragten Wholesale-Investoren pessimistischer zum kurzfristigen Ausblick 65% gehen davon aus, dass der aktuelle Konjunkturzyklus innerhalb der nächsten zwei Jahre enden wird.

Wie die Studie zeigt, gibt es diesbezüglich auch deutliche regionale Unterschiede. Am stärksten überzeugt, dass der Konjunkturzyklus noch ein bis zwei Jahre andauern wird, sind die Investoren aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Die Befragten aus der EMEA-Region sind am optimistischsten und erwarten ein deutlich späteres Ende des Zyklus. Nordamerikanische Anleiheinvestoren sind dagegen weniger optimistisch von ihnen glaubt mehr als die Hälfte, dass es mit dem Aufschwung innerhalb der nächsten zwölf Monate vorbei sein wird.

Nick Tolchard, Head of Europe, the Middle East & Africa (EMEA) bei Invesco Fixed Income, kommentierte die Studienresultate so: "Die US-Politik dürfte ihren Teil zum pessimistischen Ausblick der nordamerikanischen Anleiheinvestoren beigetragen haben. Die aggressive Rhetorik der Trump-Regierung im Handelsstreit mit China, Europa, Kanada und Mexiko sowie die tatsächlich erhobenen Zölle dämpfen den Optimismus erheblich. Ausserdem dürften die Aussicht auf eine weitere Straffung der Geldpolitik in den USA und Spekulationen über eine möglicherweise invertierte Zinsstrukturkurve die Stimmung belastet haben."

Potenzielle Auslöser der nächsten Rezession
Auf die Frage nach den erwarteten Auslösern des nächsten Abschwungs verwiesen die Befragten ganz überwiegend auf das insgesamt hohe Schuldenniveau und vor allem die hohe Staatsverschuldung. Dass den Investoren die angehäuften Schuldenberge Sorgen machen, ist laut Invesco nach einer so langen Phase rekordtiefer Zinsen kaum verwunderlich. Die befragten Investoren glauben, dass ein von steigenden Zinsen gekennzeichnetes Umfeld bedeutende Auswirkungen auf die Zinskosten und Ausfallraten haben wird.

Als weitere mögliche Auslöser von Marktverwerfungen wurden eine Krise in den Schwellenmärkten (für 15% der Investoren das grösste Risiko) sowie an dritter Stelle eine Schuldenblase in China genannt (13%).

Auswirkungen auf die Zinsmärkte
Das möglicherweise nahende Ende des aktuellen Aufschwungs stimme die Investoren zunehmend nervös und schüre Sorgen über potenziell deutliche Kurskorrekturen an den Märkten, wobei sich diese Sorgen etwas stärker auf die Aktien- als auf die Anleihemärkte beziehen, meinen Studienautoren. Allerdings glauben 60% der befragten Investoren, dass sich die Kreditspreads in den nächsten drei Jahren ausweiten werden, und 45% rechnen mit einer noch für längere Zeit flachen Zinsstrukturkurve.

Ein möglicher Anstieg der Inflation bereitet den Anleiheinvestoren dagegen weniger Sorgen (34%) und nur jeder vierte Befragte (27%) rechnet in den nächsten Jahren mit einer invertierten Zinsstrukturkurve.

Höhere Allokationen in chinesische Anleihen
Chinesische Anleihen profitieren gemäss Invesco davon, dass sich die Investoren auf der Suche nach Rendite und Diversifikation nicht von Handelsstreitigkeiten und geopolitischen Sorgenfaktoren abhalten lassen. Ein Drittel (32%) der globalen Anleiheinvestoren will das Engagement in China in den nächsten drei Jahren ausbauen. Das gilt besonders für nordamerikanische Investoren (58%). In den Portfolios der US-amerikanischen Investoren seien chinesische Zinsprodukte derzeit noch weniger stark vertreten.

Trotz der zunehmenden Handelsspannungen werden sie ihre Allokationen in China-Anleihen aber auch mit der grössten Wahrscheinlichkeit erhöhen, so die Experten von Invesco. Das sei ein bemerkenswerter Sinneswandel in einer Nation, die vornehmlich in ihre eigenen (d.h. US-amerikanischen) Anleihemärkte investiere. Laut der Studie ist für die Hälfte (51%) der globalen Investoren das grössere Engagement in China eine längerfristige strategische Entscheidung, hinter der auch das ab 2019 voraussichtlich zunehmende Gewicht des Landes in den wichtigsten Anleihenindizes steht.

Obwohl der traditionelle Renditeaufschlag chinesischer Staatsanleihen gegenüber US-amerikanischen Treasuries geschrumpft ist, sind die ausländischen Anlagezuflüsse in den chinesischen Anleihemarkt im Jahr 2018 schnell gestiegen. China habe den drittgrössten Anleihemarkt der Welt, sei aber in den Anleiheportfolios professioneller Investoren seit langem untergewichtet (oder überhaupt nicht vertreten), obwohl Faktoren wie die relative Bewertung, Rendite und erwartete Gesamtrendite für chinesische Anleihen sprechen würde.

Laut Invesco werden die Hürden, die einem Engagement am chinesischen Markt entgegenstehen, zunehmend abgebaut, was sich die Investoren zunutze machen. Als aktuell grösste Hürden betrachteten sie das anlageklassenspezifische Risiko, mögliche staatliche Interventionen sowie potenziell restriktivere Kapitalverkehrskontrollen.

"Die Anleiheinvestoren richten ihre Anleiheportfolios aktiv neu aus, um besser für unterschiedliche Szenarien gerüstet zu sein", sagt Nick Tolchard und fährt fort: "Interessanterweise ziehen sie in allen Regionen ein breites Spektrum von Portfoliostrategien in Erwägung: Während einige die Verzinsung an erster Stelle sehen, setzen andere auf mehr Sicherheit durch kürzere Laufzeiten oder Barmittel für den Fall eines Volatilitätsschubs. Wieder andere bevorzugen flexiblere variabel verzinsliche Instrumente. Das zeigt, dass Investoren angesichts der vielen zu beachtenden Faktoren unterschiedliche Lösungen brauchen, um die potenziellen Risiken zu adressieren."

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