06.12.2024, 09:15 Uhr
Das künftig abgespaltene US-Geschäft soll neben der Kotierung an der New Yorker Börse eine zusätzliche Kotierung an der Schweizer Börse SIX erhalten. Damit werde den Bedürfnissen europäischer Investoren...
Die über das Wochenende kommunizierten Pläne zur Abspaltung und Kotierung des Nordamerikageschäfts von Holcim finden in Investorenkreisen Anklang. Die Aktien notieren im frühen Handel mit einem deutlichen Kursplus. Es gibt aber auch kritische Stimmen und Fragezeichen.
Ausserdem zieht sich der langjährige Firmenchef Jan Jenisch an die Spitze des Verwaltungsrats zurück. Bisher war er in einer Doppelfunktion tätig. Für ihn übernimmt der bisherige Europa-Chef Miljan Gutovic.
Die Holcim-Aktien gewinnen zeitweise 4,7 Prozent. Mit diesem Kursplus kommen die Holcim-Aktien damit auf eine positive Jahresperformance in 2024, gehören aber immer noch zu den schwächsten Blue Chips. Im vergangenen Jahr hatten die Papiere aber um beinahe 38 Prozent zugelegt.
Analysten bewerten den Schritt grossmehrheitlich positiv. Mit der geplanten Kotierung des dynamisch wachsenden Geschäfts in den USA und Kanada dürfte das Bewertungspotenzial deutlicher sichtbar werden, meint etwa ZKB-Experte Martin Hüsler. Mit dem Schritt wolle Holcim die «versteckten» Werte der US-Gesellschaften freisetzen, meint auch Harry Goad von Berenberg.
In der Tat ist das Nordamerikageschäft in den letzten Jahren sehr dynamisch gewachsen - nicht zuletzt dank der gigantischen Infrastrukturprogramme von US-Präsident Joe Biden. Der Nachteil für Aktionäre der «alten» Holcim: Sie werden nicht mehr am Wachstum im US-Baumarkt teilhaben können, meint Goad.
Die Kritik der Jefferies-Expertin Glynis Johnson setzt an einem anderen Punkt an: Ihrer Ansicht nach sind es gar nicht die nordamerikanischen Holcim-Firmen, die heute an der Börse zu tief bewertet werden. Viel Firmenwert liege hingegen in den anderen fast 70 Ländern brach, in denen Holcim aktiv sei.
Johnson spricht daher mit Blick auf die geplante Transaktion von einem «Nullsummenspiel». Anders würde es aus Sicht der Aktionäre aussehen, würde der Konzern sein Geschäft in Nordamerika mit einem satten Aufschlag verkaufen.
Und Johnson spricht ein weiteres Problem an: Was sollen die Holcim-Aktionäre machen, die nicht in der Lage sind, die in den USA kotierten Aktien zu halten? Sie müssten nach dem Erhalt der US-Aktien ihre Anteile sofort verkaufen. Das könnte möglicherweise Widerstand im Aktionariat auslösen.