03.11.2022, 10:44 Uhr
Goro Takahashi ergänzt als Investment Director das japanische Aktienteam von GAM unter der Leitung von Ernst Glanzmann. Zuvor war er Senior Analyst bei Neuberger Berman
Die Stärke des US-Dollar hält an. Doch auch angesichts der anstehenden Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank Fed bieten ausgesuchte Schwellenländerwährungen immer noch gute Chancen. Diese Meinung vertritt Enzo Puntillo, Manager des Emerging Markets Opportunities Bond Fonds bei Swiss & Global.
Es gibt immer noch einige günstig bewertete Währungen von Schwellenländern, deren Volkswirtschaften weltweit wettbewerbsfähig, produktiv und hinsichtlich der Branchenausrichtung ausgewogen sind, sagt Puntillo. Diese Währungen dürften langfristig weiter aufwerten. Das Auseinanderdriften von Gelpolitik und Konjunkturzyklen zwinge Anleger allerdings zu einem differenzierten Ansatz.
Einzelne Währungen haben Aufwärtspotenzial
Nach Einschätzung des Anlageexperten erfüllt vor allem Polen die Kriterien für eine positive Währungsentwicklung, aber auch Mexiko und Indien bewegen sich in eine vielversprechende Richtung. Unter den Schwellenländern, die zu den Rohstoffexporteuren zählen, gilt Chile für den Experten als Kandidat, dessen Währung in den kommenden Monaten anziehen könnte. Dafür spreche, dass sich das Leistungsbilanzdefizit des südamerikanischen Landes wieder in Richtung der Nulllinie bewegt, nachdem sich die Konjunktur abgekühlt und der chilenische Peso in der Folge stark abgewertet hat. Eine andere Strategie ist dagegen bei den Schwellenländern in Zentraleuropa gefragt: In etlichen zentraleuropäischen Ländern zum Beispiel boomt die Wirtschaft, nachdem diese Länder in den vergangenen Jahren ihre Schulden abgebaut und sich neu ausgerichtet haben. In dieser Region setzen wir daher schwerpunktmässig auf Hartwährungsanleihen, erklärt der Experte.
Die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer driftet auseinander
Beispiele wie diese zeigten, dass Anleger den Kosmos der Schwellenländer zunehmend differenziert betrachten sollten. Viele dieser noch jungen Volkswirtschaften befänden sich in unterschiedlichen Phasen des Konjunkturzyklus. Mexiko und Indien hätten Reformen auf den Weg gebracht und so ihrer Konjunktur zusätzliche Dynamik verliehen. In anderen Volkswirtschaften dagegen verlangsamte sich das Wachstum dazu zählen neben Chile zum Beispiel China und Südafrika oder tendierten sogar in Richtung Rezession wie etwa Russland. Nicht immer spreche eine schwierige Wirtschaftsentwicklung gegen Anleihen aus diesen Ländern: Grundsätzlich halten wir auch Brasilien unter den lokalen Anleihenmärkten in der aktuellen Phase für sehr attraktiv. Sowohl die nominalen als auch realen Renditen sind sehr hoch und erscheinen daher verlockend, sagt Puntillo. Das gelte besonders, wenn man davon ausgeht, dass die brasilianische Zentralbank angesichts der derzeit schwachen Konjunkturdynamik in den kommenden zwölf Monaten die Zinsen senken dürfte. Jedoch habe Brasilien weiterhin mit Problemen zu kämpfen. Nicht nur das Leistungsbilanzdefizit sei weiterhin hoch, auch die Kreditvergabe im Privatsektor sei zum Erliegen gekommen und bereits eingeleitete Reformen schritten nicht recht voran. Anleger, die von den günstigen Bewertungen bei Anleihebewertungen profitieren wollen, sollten daher ein Engagement im brasilianischen Real absichern, empfiehlt er.
Divergierende Geldpolitik schafft Anlagechancen
Zudem sind viele Schwellenländer unterschiedlich anfällig für externe Negativimpulse. Dies führt auch zu einer unterschiedlichen lokalen Geldpolitik. Gerade das schafft höchst heterogene Marktbewegungen und bietet damit Anlagechancen, sagt Fondsmanager Puntillo und empfiehlt Anlegern einen differenzierenden Ansatz bei einem Investment in Schwellenländeranleihen zu verfolgen. Oberstes Ziel sollte es sein, sehr flexibel und ohne Einschränkungen die besten Chancen jeweils in harter und lokaler Währung auszuwählen."