03.11.2022, 10:44 Uhr
Goro Takahashi ergänzt als Investment Director das japanische Aktienteam von GAM unter der Leitung von Ernst Glanzmann. Zuvor war er Senior Analyst bei Neuberger Berman
Chinas inländischer Anleihenmarkt ist der drittgrösste der Welt. Die JP Morgan GBI-EM Indizes zählen zu den meistverwendeten Indizes ihrer Art. Im Februar 2020 werden sich diese zwei Schwergewichte zusammenschliessen.
Wenn JP Morgan beginnt, China – einen der drei grössten Anleihenmärkte weltweit – schrittweise in seine Indizes für Schwellenländer-Staatsanleihen aufzunehmen, werden Erwartungen zufolge Monat für Monat rund 3 Mia. US-Dollar in Chinas Anleihenmarkt fliessen. Die Entscheidung, China in die JP Morgan GBI-EM Indizes aufzunehmen, sei keine besonders grosse Überraschung, schreibt Amy Kam, Investmentmanagerin im Fixed Income Team bei GAM Investments.
Kam schreibt in ihrem Marktkommentar, wieso die Aufnahme für sie nicht überraschend komme. China stand bereits seit 2016 auf der Beobachtungsliste von JP Morgan. JP Morgan machte offenbar eine Indexaufnahme von der Entwicklung des Marktes und der Resonanz der Anleger abhängig. Im April dieses Jahres wurde China zudem in einen ähnlichen Index, den Bloomberg Barclays Index, aufgenommen. FTSE Russell entschied sich indes gegen eine Aufnahme Chinas in den wichtigen World Government Bond Index, räumte aber ein, dass Pekings Massnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu seinen Staatsanleihen für ausländische Anleger "einen bedeutenden Fortschritt darstellen".
Die auf asiatische Anleihemärkte spezialisierte Investmentmanagerin ist der Auffassung, dass China zwar vor internen und externen Herausforderungen steht, aber fest entschlossen zu sein scheint, Strukturreformen umzusetzen, die inländischen Märkte zu deregulieren und den Yuan zu internationalisieren.
In einem bedeutenden Schritt zur Öffnung des inländischen Anleihenmarktes gab die Regierung 2017 den Startschuss für das Bond-Connect-Programm, schreibt Kam. Die grenzüberschreitende Plattform verbindet Chinas und Hongkongs Anleihenmärkte, ausländischen Anlegern wird der Zugang zum chinesischen Markt dadurch erheblich erleichtert. Im letzten September hob zudem das staatliche chinesische Devisenamt die strengen Quotenbeschränkungen auf, die bis dahin für die Programme für qualifizierte ausländische institutionelle Anleger gegolten hatten.
"Insgesamt ist der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen in China in den ersten sieben Monaten des Jahres 2019 um 7,3% gestiegen und dürfte künftig noch schneller zulegen. Wir sind der Auffassung, dass die Aufnahme in die globalen Indizes für China eine wichtige Quelle für Kapitalzuflüsse sein wird", betont Amy Kam.
Während die Änderungen nach und nach greifen, ist sich Kam allerdins unsicher, wie sich die langfristigen Effekte darstellen werden. Markus Heider, Investmentmanager im Emerging Market Fixed Income Team von GAM, geht davon aus, dass Chinas Aufnahme in den JP Morgan GBI-EM Global Diversified Index die Grundlagen des Index verändern wird. Märkte, die auf den Fertigungssektor ausgerichtet seien und relativ niedrige Renditen erbringen, werden an Bedeutung gewinnen, während Rohstoffproduzenten an Bedeutung verlieren würden, ist er überzeugt. Im Index werde China die maximal zulässige Gewichtung von 10% erhalten, sodass im Gegenzug die Gewichtungen einiger Schwellenländer wie Thailand, Kolumbien und Malaysia um einen Prozentpunkt abnehmen dürften.
Kam meint abschliessend: "Diese Indexaufnahme ist ein wichtiger Meilenstein, nicht nur für China, sondern generell für die Schwellenländer. Auf Yuan lautende Anleihen, die für ausländische Anleger zuvor nicht zugänglich waren, werden potenziell so sehr zulegen, dass ähnliche Papiere kleinerer Emittenten in den Schatten gestellt werden. Wir sind zuversichtlich, dass sich für uns dadurch weitere Möglichkeiten ergeben werden, um uns erfolgreich auf dem chinesischen Markt für inländische Anleihen zu bewegen."