Anleihenmärkte preisen Zinsnormalisierung schon ein

Auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed die Zinsen vorerst unverändert lassen, ist eine Zinserhöhung bei den längerfristigen Zinsen bereits in vielen Zinskurven eingepreist. „Der Trend hin zu einer Zinsnormalisierung steht kaum zur Diskussion“, sagt Bernhard Urech, Head of Fixed Income Interest Rates von Swiss & Global Asset Management. Der Experte rechnet damit, dass nach der Ankündigung der unveränderten US-Geldpolitik die Risikoprämien weiter zurückgehen dürften.

16.10.2013, 15:43 Uhr

Redaktion: dab

„Die Nachfrage nach Unternehmensanleihen ist ungebrochen“, ergänzt Christof Stegmann, Portfoliomanager im Bereich Fixed Income Credits. Das habe jüngst die Neuemission von Verizon gezeigt: Um einen Teil des Kaufpreises für den Minderheitsanteil von Vodafone an Verizon Wireless zu finanzieren, wurden Anleihen im Wert von 49 Mrd. US-Dollar angeboten, während es eine Nachfrage in Höhe von 102 Mrd. US-Dollar gab. Angesichts guter Fundamentaldaten der Unternehmen, hoher Cash-Bestände und des Wirtschaftswachstums seien weitere „Monster-Übernahmen“ nicht auszuschliessen. „Solange der Schuldner einigermassen bekannt ist, das Rating auch nach der Übernahme im Investment-Grade Bereich bleibt und die Risikoprämie für Anleihen attraktiv ist, dürfte sich fast alles auf diese Weise finanzieren lassen“, sagt Stegmann. Da aber gleichzeitig auch die Event-Risiken (Übernahme, Fusionen, Going Private) zunähmen, müssen auch stärker als bisher Risiken überwacht und eine breite Diversifikation angestrebt werden.

Auf Branchenebene zieht der Fondsmanager Industriewerte den Versorgern derzeit vor, bei den Finanzwerten stehen für den Experten besicherte Anleihen im Vordergrund. Als Beimischung im Portfolio sind für den Fondsmanager ausgewählte Anleihen vor allem von BB-Schuldnern und hervorragende Emittenten aus den Schwellenländern interessant.

Attraktive Währungen im Norden

Die Entscheidung der FED, die Anleihekäufe unverändert fortzusetzen, hat auch den US-Dollar beeinflusst. Gegenüber Euro, Britischem Pfund und Schweizer Franken fiel die US-Währung auf den tiefsten Wert seit Februar. „Dennoch dürfte die Fed die erste grosse Notenbank sein, die einen restriktiven Kurs einschlägt“, erwartet Joachim Corbach, Head of Commodities and Currencies von Swiss & Global Asset Management. „Das dürfte langfristig zu einer Aufwertung des US-Dollars führen.“

Bei den kleinen Währungsräumen hat Corbach vor allem Schweden und Norwegen im Blick, die in einem ähnlichen Dilemma wie die Schweiz steckten. Um eine wachstumsschädigende und deflationär wirkende Aufwertung ihrer Währungen zu verhindern, sind die beiden Länder gezwungen, ihre Zinsen niedrig zu halten. Nachteil: Dies führt zu einer gefährlich hohen Verschuldung der Privathaushalte und zu Überhitzungserscheinungen auf dem Immobilienmarkt. „Im Unterschied zum Schweizer Franken waren die skandinavischen Währungen jedoch auch nach einer längeren Aufwertungsphase fundamental nie überteuert“, betont Corbach. Der Experte erwartet, dass sich die skandinavischen Notenbanken gerade nach den jüngsten Preiskorrekturen der schwedischen und norwegischen Krone in den kommenden Monaten vermehrt mit der hohen Haushaltsverschuldung beschäftigen und somit eine Aufwertung ihrer Währungen zulassen werden. Vor diesem Hintergrund favorisiert Corbach den US-Dollar und die skandinavischen Währungen gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken.

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