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Tanzen Anleiheinvestoren in Brasilien weiterhin Samba?

Denise Prime, Investmentmanagerin bei GAM.
Denise Prime, Investmentmanagerin bei GAM.

Schwellenländeranleger stellen sich vermehrt die Frage: Lohnen sich Brasilien-Investments auch in Zukunft noch oder ist der Zenit bereits überschritten? Denise Prime, Investmentmanagerin bei GAM, analysiert die aktuelle Lage und blickt auf die vergangenen Monate zurück.

15.11.2016, 13:12 Uhr

Redaktion: jaz

Die brasilianischen Anleihenmärkte zeigen im Jahr 2016 bisher eine gute Entwicklung und haben andere Schwellenländer weit übertroffen. Viele Anleger waren angesichts der politischen Spannungen rund um die Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff und die darauffolgende Übergangsregierung eigentlich verunsichert über die künftige Performance des südamerikanischen Landes. Doch der brasilianische Real legte gegenüber dem US-Dollar rund 20 Prozent zu und die lokalen Anleiherenditen sind um ein Drittel gefallen. Für ausländische Anleger führte das zu einem Gesamtertrag von rund 50 Prozent – sofern man in US-Dollar und ohne Währungsabsicherung investierte.

Trendwende nach der Rezession?
"In der Vergangenheit führte die massive Handelsbilanzanpassung zu einer Währungsaufwertung von 60 bis 70 Prozent. Da die brasilianische Handelsbilanz die Wende erst im April eingeschlagen hat, besteht auch weiterhin Aufwärtspotenzial. Oder zumindest nur ein begrenztes Abwärtsrisiko", erklärt Denise Prime. Die Wirtschaft habe eine schwere Rezession erfahren, in den letzten drei Jahren sei die Wirtschaftsleistung um beinahe zehn Prozent zurückgegangen. Der Real sei massiv abgewertet worden, was zu einem Einbruch der Importnachfrage führte und so eine starke Verbesserung der Handelsbilanz bewirkte.

Gerade am Obligationenmarkt sind die Renditen lokaler Anleihen mit zwölf Prozent immer noch sehr attraktiv. Angesichts einer zweistelligen Inflation aufgrund der Währungsschwäche, längst überfälliger Anpassungen regulierter Preise und der verbreiteten Indexierung hob die Zentralbank den Leitzins kontinuierlich auf 14,25 Prozent an, obwohl das Wachstum einbrach. "Es ist durchaus möglich, dass die brasilianische Zentralbank die Zinssätze in den nächsten ein bis zwei Jahren deutlich senken könnte. Dies hängt auch davon ab, ob sich die mittelfristigen Inflationserwartungen weiter auf ihr Ziel von 4,5 Prozent zubewegen", sagt Prime.

Politik der Zentralbank könnte Anleihen weiter stützen
Die Finanzmärkte erwarteten bereits Zinssenkungen von rund 300 Basispunkten bis Ende 2017. Die brasilianischen Realrenditen seien immer hoch gewesen, was eine Folge der Hyperinflation in der Vergangenheit sei. Angesichts der schweren wirtschaftlichen Kontraktion seien Realrenditen in Höhe von sechs oder sieben Prozent allerdings bemerkenswert. Prime erläutert: "Ein internationaler Vergleich zeigt, dass vor allem Industrieländer niedrige Renditen aufweisen. Die Realrenditen der USA liegen beispielsweise bei null Prozent. Auch mit Blick auf andere Schwellenländer erscheinen die brasilianischen Renditen ungewöhnlich hoch: In Südafrika liegt der Realzins unter zwei Prozent. Selbst Argentinien, das eine ähnliche Geschichte der Hyperinflation vorweisen kann, zieht mit Realrenditen von nur zwei Prozent Scharen von Anlegern an seine inländischen Anleihenmärkte." Sollte die brasilianische Zentralbank die Zinsen aggressiver senken, würde dies Anleihen weiterhin unterstützen.

Brasilien stehe fortwährend vor enormen Herausforderungen. Es stelle sich die Frage, ob der Nachfolger von Dilma Rousseff, Michel Temer, in der Lage sei, das primäre Haushaltsdefizit von mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts zu senken. Dringend notwendige Strukturreformen, um die untragbaren Pensionsverpflichtungen zu reduzieren und das notorisch verworrene Steuersystem zu modernisieren, werden durch den stark fragmentierten brasilianischen Kongress kompliziert. Dieser sei durch den Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobas noch stärker gespalten als zuvor.

Inländische Faktoren sind die wichtigsten Performancetreiber
"Obwohl die Popularität von Michel Temer schwindet, ist davon auszugehen, dass er besser als seine Vorgängerin in der Lage ist, Unterstützung zu gewinnen. Zudem könnte er von ersten Anzeichen profitieren, dass der Konjunkturrückgang möglicherweise die Talsohle erreicht hat", so Prime. Zudem habe sich das stark mit der Wirtschaftsaktivität korrelierende Geschäftsklima erheblich verbessert. Auch die Investitionen zogen im zweiten Quartal wieder an, nachdem sie in den neun vorangegangenen Quartalen zurückgegangen waren. "Die Inflation dürfte dank der Rally des Real und der sinkenden Lebensmittelpreise weiter nachlassen. Allerdings verharrt die Arbeitslosenquote weiterhin hartnäckig bei knapp zwölf Prozent – also auf dem höchsten Niveau seit zwölf Jahren."

Allein schon die Tatsache, dass inländische Faktoren die wichtigsten Triebkräfte für die Entwicklung Brasiliens sein dürften, sei ein weiterer Grund, warum Brasilien attraktive Investmentchancen biete: „Dies ist eine spezifische Anlagegelegenheit in einem Universum stark korrelierender Wertpapiere. Auf eine Wiederholung der ausserordentlichen Gewinne von Anfang des Jahres zu hoffen, ist vielleicht etwas vermessen. Dennoch könnten im kommenden Jahr durchaus attraktive Gesamterträge möglich sein“, schliesst Prime.

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