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Flash Crash beim britischen Pfund – was bedeutet das?

Bild: Andreas Hermsdorf (pixelio)
Bild: Andreas Hermsdorf (pixelio)

Tim Haywood, Investment Director bei GAM, kommentiert die Entwicklung des britischen Pfunds nach dessem Absturz um 6 Prozent.

07.10.2016, 15:17 Uhr

Redaktion: jog

Der Flash Crash, der das britische Pfund über Nacht zum Absturz gebracht hat, kommt einem Darstellerwechsel auf den Märkten gleich, der von algorithmischen Handelsplattformen ausgelöst wurde. Diese arbeiten heute auf einem nie dagewesenen Niveau, bei gleichzeitig sehr viel geringerer Beteiligung von Investmentbanken deren Eigenhandel gelegentlich grosse Ausschläge gedämpft hat, deren Fähigkeit in dieser Hinsicht aber aufgrund von Regulierungsänderungen dramatisch nachgelassen hat. Dies zeigt sich sehr deutlich zu Handelszeiten, während der ein Grossteil der weltweiten Investment-Entscheider nicht an ihrem Platz ist, zum Beispiel in der asiatischen Zeitzone.

Spekulanten hielten für einige Zeit Short-Positionen auf das britische Pfund. Dennoch steigt seit Ende Juni aufgrund der weiten Verbreitung dieser Position sowie der mangelnden Verfügbarkeit an Informationen die Nervosität: Short-Positionen wurden reduziert und Optionen angepasst, im Gegenzug für eine geringere tatsächliche Volatilität. Dann kam die vergangene Nacht eine Bewegung von solcher Grössenordnung und Geschwindigkeit, dass intensiv darüber diskutiert werden wird, was genau da Handelsbewegungen in welchem Ausmass im Markt ausgelöst hat.

Es gibt sieben Gründe, warum man über britische Staatsanleihen besorgt sein sollte. Erstens ist es unwahrscheinlich, dass die Leitzinsen gesenkt werden, wenn man den Standpunkt der Bank of England betrachtet sowie die Tatsache, dass sich weltweit die Stimmung mit Blick auf die aktuelle Zinspolitik gerade ändert. Zweitens wird die Inflation steigen, wenn das Pfund den tiefsten Stand seit mehreren Jahrzenten erreicht; die realen Renditen sind bereits unattraktiv und werden noch weiter angegriffen. Drittens sind die Renditen aus historischer Perspektive sehr niedrig. Viertens scheint es unwahrscheinlicher, dass auf offiziellem Weg über Jahre hinweg britische Staatsanleihen angekauft werden, als dass aufstrebende Politiker die Orthodoxie hinterfragen: weniger Nachfrage. Fünftens hat die Premierministerin von einem fiskalischen Puls gesprochen, der das Angebot an Anleihen steigen lässt. Sechstens werden Herabstufungen der Kreditwürdigkeit als Konsequenz daraus wahrscheinlicher. Und siebtens schliesslich werden ausländische Investoren, die das Währungsrisiko sowie Zins- und Kreditrisiken in Kauf nehmen, ein grosses Mass an Sicherheit verlangen, was höhere Erträge bedeutet. Kürzlich vom UK Debt Management Office veröffentlichte Informationen zeigen, dass ausländische Investitionen in britische Staatsanleihen seit dem Höhepunkt im Jahr 2008 um 25 Prozent zurückgegangen sind.

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