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"Auf keinen Fall eine emotionale Bindung zur Technologie aufbauen"

Mark Hawtin, Manager des GAM Star Technology Fonds
Mark Hawtin, Manager des GAM Star Technology Fonds

Mark Hawtin, Manager des GAM Star Technology Fonds, erklärt im Interview, weshalb er Facebook-Aktien kauft und was einen guten Technologie-Investor auszeichnet.

24.10.2012, 07:17 Uhr

Redaktion: mak


Herr Hawtin, ich nehme an, Sie haben ein Profil auf Facebook?

Mark Hawtin: Ja, ich bin auf Facebook angemeldet, allerdings eher selten dort aktiv. Ich benutze Facebook eigentlich nur für Research. Für meine Zwecke ist Twitter besser geeignet.

Sie bauen in Ihrem GAM Star Technology Fonds eine Position mit Facebook-Aktien auf. Warum mögen Sie den Titel?

Vom derzeitigen Kurs von etwa 20 US-Dollar ausgehend, bezahle ich nur für das Business der einfachen Anzeigenwerbung. Die sogenannte „soziale Werbung“ – beispielsweise individualisierte Werbung oder gesponserte Links – und die Gebühreneinnahmen von Facebook bekomme ich quasi umsonst dazu. Die Bewertungen liegen in einer Bandbreite von 18 Dollar auf der negativen Seite bis zu optimistischen 60 Dollar. Man sollte sich vielleicht nochmals vor Augen halten, dass alle bei 38 Dollar gierig waren auf Facebook-Aktien. Aber heute bei 20 Dollar will niemand mehr investieren. Das entbehrt jeglicher Logik.

Was sind andere wichtige Anlagestorys in Ihrer Fondsstrategie?
Wir investieren beispielsweise in die Hersteller von Festplatten. Und zwar aus zwei Gründen: Diese Firmen wurden von den Investoren bereits abgeschrieben, da der neue Trend die schnelleren Flashspeicher sind. Allerdings haben sie vergessen, dass Festplatten unersetzlich für Sicherungskopien sind. Und zweitens profitieren diese Firmen von den grossen Trends im Internet, wie Cloud Computing, soziale Netzwerke, Video und Mobilität. All dies benötigt enorme Mengen an Speicherkapazität. Der Vorteil für uns ist, dass wir uns nicht festlegen müssen, welche Firmen innerhalb dieser Trends als Gewinner hervorgehen. Des Weiteren setzen wir im Fonds auf die Themen soziale Netzwerke und Software.

Die meisten Technologie-Fonds halten grosse Apple- und Microsoft-Positionen. Woran liegt das?
Bei Apple spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen die Bewertung des Unternehmens und seine Position im Markt und zum anderen der Index. Apples Gewichtung im Index beträgt gewaltige 17% - wir können es uns nicht leisten, darin nicht investiert zu sein. Microsoft hingegen ist sehr günstig bewertet, hat aber durch das neue Windows 8 und durch Windows 8 für Handys grosses Potenzial. Wir glauben ausserdem, dass sich der Firma gerade durch Windows 8 für Tablet-Computer bei Geschäftskunden eine aussichtsreiche Chance bietet. Ob der Hersteller hierdurch substanzielle Erfolge bei den Handys erzielen kann, ist allerdings keinesfalls sicher. Bestenfalls sehe ich Microsoft als distanzierten Dritten im Bereich der mobilen Betriebssysteme hinter Apple und Android.

Wie solide sind die Finanzen der Firmen im Technologie-Sektor?
Die Finanzkraft dieser Unternehmen ist besser als in den meisten anderen Branchen. Das Platzen der Internetblase im Jahr 2000 hat tiefe Wunden hinterlassen. Daher ist es auch keine grosse Überraschung mehr, dass Steve Jobs von Apple nie Geld an seine Aktionäre ausschütten wollte.

Boom-Bust-Zyklen sind charakteristisch für den Technologie-Sektor. In welcher Phase dieses Zyklus befinden wir uns zurzeit?
Die Zyklen folgen dem so genannten „Gartner Hype Cycle“. Der absolute Höhepunkt der aufgeblähten Erwartungen war im Jahr 2000. Wir sind nun seit etwa ein bis zwei Jahren im „Slope of Enlightenment“, der Steigung der Erleuchtung. In diesem Stadium kommt die wahre Qualität bzw. der Nutzen der Dinge zum Vorschein. Dabei werden Produkte verbessert oder es kommen, aufbauend auf einer Technologie, neue Generationen von Produkten auf den Markt.

Was ist das grösste Risiko für Investoren?
Die grössten Risiken sehen wir bei den vielfältigen makroökonomischen Unsicherheiten, wie etwa der Krise in der Eurozone, und den entsprechenden Marktreaktionen darauf. Dennoch glauben wir, dass sich der Technologiesektor aufgrund seiner stärkeren Wachstumscharakteristika überdurchschnittlich entwickeln wird. Allerdings ist es hier entscheidend, jene Firmen zu meiden, deren Wachstum nur an das der allgemeinen Konjunktur gekoppelt ist.

Was zeichnet einen guten Technologie-Fondsmanager aus?
Das wichtigste Attribut ist Flexibilität. Man muss ständig seine Meinung hinterfragen und darf auf keinen Fall eine emotionale Bindung zu einer bestimmten Technologie aufbauen. Der Erfolg der meisten Tech-Firmen beruht nämlich genauso auf Marketing, Verkaufsstrategien und den richtigen Partnern wie auf der Technologie selbst.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Technologie-Industrie?
Ich habe in der Schule die erste Qualifikation in Computerwissenschaften absolviert, die in Grossbritannien angeboten wurde. Das war 1980. Danach habe ich für kurze Zeit Software programmiert und Computerwissenschaften unterrichtet. Ich liebe die logischen Herausforderungen, die das Softwareschreiben beinhaltet, genauso wie die kommerziellen Aspekte. Für mich war es daher perfekt, meine Leidenschaft für die Finanzmärkte mit der für Software und Technologie verbinden zu können.

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