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Schweizer Marktpotential für Islamic Investing

(UAE exchange)
(UAE exchange)

Islamic Finance weist ein dynamisches Wachstum auf und hat auch erste Ausläufer bis in die Schweiz, so Franklin Templeton. Von den Wertpapieren im Wert von zurzeit 2‘900 Mrd. Franken, die in der Schweiz für ausländische Anleger verwaltet werden, dürfte heute bereits ein zweistelliger Milliardenbetrag für muslimische Privatkunden betreut werden.

27.10.2014, 15:14 Uhr

Autor: dab/ras

Die muslimische Weltbevölkerung dürfte bis 2050 weltweit um rund 600 Millionen auf 2,6 Milliarden Menschen wachsen. Diese Entwicklung konzentriert sich auf Länder mit hoher Wirtschaftsdynamik, zunehmenden Einkommen und steigenden Ansprüchen an Finanz- und Vorsorgeleistungen, wie Sandeep Singh, Country Head Franklin Templeton Malaysia, an einem Seminar zum Thema Scharia-konforme Anlagen in Zürich ausführte. Zudem wächst der Anlagebedarf der mächtigen Staatsfonds, die allein in den Mitgliedsländern der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) über 1‘500 Mrd. USD verwalten.

Dementsprechend dynamisch dürfte sich die islamische Finanzwelt entwickeln. Diese konzentriert sich momentan auf die Zentren Malaysia, Saudi Arabien, die Arabischen Emirate und Südafrika, fasst aber auch zunehmend im Vereinigten Königreich Fuss und hat erste Ausläufer in der Schweiz. „Gerade in dieser geo- wie finanzpolitisch unsicheren Zeit setzen Muslime aus aller Welt auf die Sicherheit und Stabilität der Schweiz und lassen ihr Vermögen hier verwalten“, unterstrich Jens Kruse, Country Head von Franklin Templeton Schweiz. Er schätzt, dass von den Wertpapieren im Wert von zurzeit 2‘900 Mrd. Franken, die in der Schweiz für ausländische Anleger verwaltet werden, bereits heute ein zweistelliger Milliardenbetrag für muslimische Privatkunden betreut wird.

Sukuk als moderne Pendants zu konventionellen Anleihen
Wie in der westlichen Hemisphäre möchten auch muslimisch orientierte Anleger vermehrt gemäss ihren ethischen und sozialen Wertvorstellungen anlegen. Während sich in unseren Breitengraden Konzepte wie Socially Responsible-, Environment Social Governance- und Impact Investing etabliert haben, kommen in muslimischen Regionen Modelle auf, die sich nach Islamischen Anlagekriterien richten, sprich Scharia-konform sind. So wie im Westen sind Anlagen in Alkohol, Waffen, Tabak, Pornographie und Kasinos verpönt. Dazu kommen bei Scharia-konformen Anlagen noch Schweinefleisch sowie konventionelle Finanzunternehmen. Letztere deshalb, weil im Islam Zinsen (Riba), die in den hiesigen konventionellen Finanzmärkten eine zentrale Rolle spielen, verboten sind.

Dank moderner Strukturierungstechnologien wurde anfangs der 2000er-Jahre eine neue Generation von Scharia-konformen Produkten entwickelt, die zinsähnliche Anlagecharakteristiken aufweisen und auch in westlichen Märkten aufgenommen werden. Sukuk sind Sammelgefässe, die diversifiziert in kotierte Aktien, Private Equity oder Immobilien investieren. Den Sukuk-Inhabern wird dabei ein Miteigentumsanteil an den Vermögenswerten, die den Sukuk zugrundeliegen, übertragen. Aufgrund des Zinsverbots sind Sukuk so strukturiert, dass Cuponzahlungen in Wirklichkeit Pacht, Miete oder Gewinn sind, die an Sukuk-Inhaber durchgeleitet werden.

Defensive Anlagecharaktertistiken
Gemäss Mohieddine Kronfol, Chief Investment Officer Global Sukuk and MENA Fixed Income von Franklin Templeton Investments in Dubai, zeichnen sich Sukuk im Vergleich zu konventionellen Anleihen durch eine kürzere Duration, eine geringere Volatilität sowie eine tiefere Korrelation zu anderen Anlageklassen aus. „Damit sind sie im Falle steigender Zinsen besser positioniert als konventionelle Anleihen und können für alle Anleger von Interesse sein“, meint der Sukuk-Spezialist. Zurzeit werden pro Jahr 20 bis 25 Sukuk-Produkte mit einem Volumen von 40 bis 50 Mrd. USD emittiert. Momentan sind über 400 Sukuk-Produkte mit einem Volumen von rund 250 Mrd. USD ausstehend. Die Bonität von Sukuk ist überdurchschnittlich gut, da sich der Islam gegen einen hohen Verschuldungsgrad ausspricht.

Ebensowenig werden hohe Cashpositionen toleriert, vor allem dann nicht, wenn diese in Zinspapieren geparkt werden. Dies hat direkte Auswirkungen auf Scharia-konforme Aktienanlagen, wo auf Investments in Unternehmen mit hohen Cashbeständen wie Apple verzichtet werden muss. Da in der Regel auch Investments in die Finanzbranche wegfallen, konzentrieren sich Scharia-konforme Aktienanlagen auf langfristig attraktive Bereiche wie Energie und Gesundheit. „Scharia-konforme Aktienportfolios zeichnen sich durch eine vergleichsweise hohe Qualität, eine tiefe Volatilität sowie eine hohe Dividendenrendite aus und haben einen insgesamt defensiven Charakter“, betont Alan Chua, Research Analyst von Templeton Asset Management Ltd Singapore. Insofern können sich Scharia-konforme Aktienportfolios auch für Nicht-Muslime eignen, die zurzeit den Finanzsektor sowie Unternehmen mit hoher Verschuldung oder hohen Barbeständen meiden.

Wachsendes Angebot der Fondsindustrie
Die steigende Nachfrage nach Scharia-konformen Aktien sowie Sukuk ruft vermehrt die Fondsindustrie auf den Plan. Weltweit sind zurzeit über 900 entsprechende Anlagefonds mit einem Vermögen von rund 30 Mrd. USD auf dem Markt. Die meisten davon sind in Asien und im Arabischen Raum domiziliert. Doch zählt Luxemburg bereits über 110 derartige Anlagegefässe, Irland gut 50 und Jersey mehr als 30. Franklin Templeton baut seit 2010 entsprechende Kapazitäten auf und verwaltet zurzeit rund 2 Mrd. USD in diesem Segment. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Scharia-konformen Anlagen in der Schweiz wurden kürzlich hierzulande der Franklin Templeton Global Sukuk Fund, der Templeton Shariah Global Equity Fund sowie der Templeton Shariah Asian Growth Fund registriert (fondstrends berichtete).

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