11.11.2024, 13:12 Uhr
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Wo er in der Schweiz die grössten Wachstumschancen für die Zukunft sieht, erläutert Jens Kruse von Franklin Templeton im Interview mit fondstrends.
Herr Kruse, Franklin Templeton Schweiz platzt aus allen Nähten und musste in Zürich grössere Büros beziehen. Bekamen Sie denn die Krisen der vergangenen Jahre nicht zu spüren?
Jens Kruse: Die Finanzkrise traf uns Ende 2007 auf unerwartete Weise. Damals war Liquidität gefragt, und unsere Produkte sind nicht nur liquide, sondern auch relativ krisenresistent. Sie mussten damals vor allem in der Schweiz die undankbare Rolle von Cash-Generatoren übernehmen. Denn illiquide Anlagen anderer Anbieter waren damals unverkäuflich und mussten wohl oder übel gehalten werden. In der Folge sank unser hiesiges Retailvermögen von August 2007 bis März 2009 von 5 auf 2 Milliarden Franken.
Wie reagierten Sie darauf? Sie übernahmen ja kurz zuvor, im Juni 2007, die Leitung von Franklin Templeton Schweiz.
Mit einer Vorwärtsstrategie. Ich setzte noch mehr auf Service und Beratungsqualität. Mitten in der Finanzkrise erweiterte ich mein Salesteam mit zwei weiteren hochqualifizierten Spezialisten. Gemeinsam bereiteten wir die Grundlage für bessere Zeiten vor.
Wann drehte sich die Stimmung zu Ihren Gunsten?
Ab März 2009 besserte sich die Stimmung der Anleger und unser konsequenter kundenorientierter Einsatz wurde belohnt. Dazu steuerten natürlich weitere Faktoren bei: Die starke, stabile und vertrauenswürdige Marke Franklin Templeton, unsere mittlerweile 15-jährige Präsenz in der Schweiz, unsere konservative langfristig orientierte Anlagephilosophie sowie unser breites Produktangebot, das alle Anlagekategorien und Märkte umfasst und für jeden Anlegertyp in jedem Umfeld das passende Investment bereitstellt. Natürlich erinnerte sich auch mancher Investor, dass unsere Produkte in Notlagen schnell in Cash gewandelt werden können.
Und welche Bedeutung messen Sie der Performance der Produkte bei?
Ohne überzeugende Performance kann ein Fondsprovider langfristig nicht überleben. Fast 80 Prozent unserer Fonds liegen über die meisten Zeitperioden in den oberen zwei Performance-Quartilen, haben also ihre Benchmark geschlagen. Wir gewinnen immer wieder Awards, die regelmässig die überlegene Performance und Qualität unserer Produkte bezeugen.
Inzwischen rückte Franklin Templeton zu den zehn grössten Fondsanbietern in der Schweiz auf...
... und zu den drei grössten ausländischen Fondsanbietern in der Schweiz. Allein im Retailbereich betreuen wir heute Kundenvermögen von mehr als 15 Mrd. Franken. Dazu kommen noch institutionelle Vermögen von rund 2 Mrd. Franken. Lokale Präsenz ist seit Firmengründung eine Stärke von Franklin Templeton Investments im Portfoliomanagement wie im Sales-Bereich.
Dieser Erfolg erstaunt angesichts der Eurokrise, welche der Finanzkrise folgte und kaum gute Anlegerstimmung aufkommen liess. Der Schweizer Fondsmarkt stagniert seit 2009 auf einem Niveau von knapp 700 Milliarden Franken.
Das stimmt. Das Niedrigzinsumfeld, das schon die Finanzkrise prägte, macht den Investoren weiterhin zu schaffen. Sie suchen nach Möglichkeiten, Rendite mit überschaubaren Risiken zu erwirtschaften. Diese finden Sie vor allem in den Schwellenländern. Gerade in diesen Regionen gelten wir als die Pioniere par excellence.
Dann fand Ihr Wachstum vor allem in diesem Bereich statt?
Zu einem guten Teil, ja. Mit Mark Mobius sind wir schon seit 25 Jahren in den Schwellenländern präsent. Unsere Manager investieren nicht nur in den klassischen Emerging Markets, sondern auch vermehrt in den Frontier Markets, also in Ländern wie Vietnam, Kasachstan oder Nigeria, deren Börsen erst im Entstehen sind und entsprechende Renditechancen aufweisen. Schwellenländer-Anleihefonds lancieren wir bereits seit 20 Jahren. Dieser Ansatz wurde stetig weiterentwickelt und fliesst auch in die Global Bond-Strategie unseres Fondsmanagers Michael Hasenstab ein, der hervorragende Resultate erbringt. Er investiert in wachstumsstarke Länder mit geringer Verschuldung und versteht es, die Renditefaktoren Durations, Credits und Währungen geschickt zu nutzen.
Ist ein derartiger Staransatz nicht riskant?
Wir pflegen keineswegs einen Staransatz. Meine Kollegen in den USA sprechen von einer Truly Global Investment Company, wenn sie von Franklin Templetons internationaler Aufstellung und Expertise sprechen. Heute unterhalten wir Büros in mehr als 30 Ländern, managen Konten von Anteilsinhabern in über 150 und investieren in 85 Ländern. Mehr als 40 Prozent aller Kollegen arbeiten ausserhalb der Vereinigten Staaten. Über 550 Analysten und Portfoliomanager mit durchschnittlich 20 Jahren Branchenerfahrung und 12 Jahren Firmenzugehörigkeit analysieren von 30 Standorten aus Investment-Opportunitäten für unsere Investoren. Allein in unserem Emerging Markets Team werden über 20 Sprachen gesprochen. Dies alles spricht dafür, dass unser Erfolg nicht auf Einzelpersonen, sondern auf Teamwork zurückzuführen ist.
Und welche Risiken birgt Ihr Erfolg mit Emerging Markets-Anlagen?
Wie gesagt, wir sind nicht auf Schwellenländer, sondern global ausgerichtet. In der Schweiz haben wir zurzeit 71 Fonds registriert. Für Änderungen der Anlegerbedürfnisse sind wir jederzeit gewappnet. Wir können in jedem Umfeld für jeden Anlegertyp das passende Produkt anbieten.
Wo sehen Sie in der Schweiz die grössten Wachstumschancen für die Zukunft?
Wir verzeichneten vor allem im Geschäft mit Privatkunden grosse Zuwächse. Das sorgt auch bei den institutionellen Investoren für Aufmerksamkeit, weshalb wir diesen Sektor verstärkt bearbeiten. Dazu bauen wir seit Ende 2010 unter der Leitung von Martin Lasance ein spezielles Team auf und erhöhen sukzessive unsere Kapazitäten für individuelle Kundenlösungen. Viele unserer Investmentstrategien sind in Schweizer Franken erhältlich. Zudem offerieren wir vermehrt Multi-Asset-Löungen sowie Overlay-Strategien. Darüber hinaus bieten wir Spezialitäten wie Private Equity, Infrastructure Investments oder Bank Loans an.
Die neuen Räumlichkeiten in Zürich sind rund doppelt so gross wie die alten. Das sieht nach weiterem Wachstum aus
Ja. Seit Mitte 2007 hat sich unser Schweizer Team von 5 auf 15 Leute verdreifacht. Allein in Zürich verfügen wir jetzt über 12 Arbeitsplätze. Unsere alten Büros an der Bahnhofstrasse wurden zu knapp, weshalb wir an die Stockerstrasse umzogen. Mit so vielen Leuten müssen wir auch die Organisation anpassen und in Richtung Abteilungsstruktur ausbauen.
Klingt ganz nach einem weiteren Stellenausbau!
Eine neue Stelle im institutionellen Verkauf konnten wir bereits besetzen. Nun suchen wir für das Middle Office, das viele Supportfunktionen und weltweite Koordinationsaufgaben wahrnimmt, einen Chef.
Haben Sie keine Angst, auf dem falschen Fuss erwischt zu werden?
Das kann man nie ausschliessen. Ich erlebte schon viele Höhen und Tiefen und man muss in diesem Geschäft immer auf Rückschläge gefasst sein. Man muss deshalb auch im Erfolg bescheiden bleiben. Aber Franklin Templeton hat es dank der konsistent konservativen und wertorientierten Unternehmens- und Investmentstrategie in den letzten 60 Jahren immer wieder geschafft, schwierige Zeiten zu meistern.
Und die zunehmenden Regulationen, machen die Ihnen nicht zu schaffen?
Diesen Trend muss man akzeptieren und als führender, globaler Asset Manager können wir gut damit umgehen. Ausserdem sind wir in allen wichtigen Finanzzentren der Welt präsent und haben so einen grossen Erfahrungsschatz im regulativen Umfeld. So wäre für uns ein Verbot von Retrozessionen in der Schweiz kein Problem. Dafür mussten wir bereits in Grossbritannien neue Fondstranchen einführen.