Finanzplatz Liechtenstein ist gefordert

Das schwierige internationale Marktumfeld beeinflusste die Entwicklung des liechtensteinischen Finanzsektors im Jahr 2011. Die Banken verzeichneten Neugeldzuflüsse, die Ertragslage verschlechterte sich jedoch deutlich. Der Druck auf verstärkte Steuerkoorperation nimmt weiter zu.

13.05.2012, 11:29 Uhr

Redaktion: anw

Die liechtensteinischen Banken verwalteten Ende 2011 einschliesslich der ausländischen Gruppengesellschaften Kundenvermögen in der Höhe von CHF 166 Mrd. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 1,3%. Es ist insbesondere auf die hohe Bewertung des Schweizer Frankens zurückzuführen. Der Netto-Neugeldzufluss belief sich im Jahr 2011 auf CHF 7,1 Mrd. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit betrug CHF 122,2 Mio. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um rund 62%. Die Kernkapitalquote (Tier 1 Ratio) belief sich per Ende 2011 über alle Banken konsolidiert betrachtet auf 17,2%.

Der Versicherungssektor nahm im Jahr 2011 CHF 4,9 Mrd. an Prämien ein, wobei auf Lebensversicherungen CHF 4,3 Mrd. entfielen. Der Rückgang der Prämieneinnahmen gegenüber dem Vorjahr um 49% ist einerseits auf das Auslaufen der italienischen Steueramnestie zurückzuführen. Andererseits ist international im Einmaleinlagengeschäft ein Rückgang zu verzeichnen. Die für die Versicherungskunden investierten Kapitalanlagen betrugen per Ende 2011 CHF 29,1 Mrd. Die Vermögensverwaltungsgesellschaften verwalteten per Ende 2011 ein Kundenvermögen von CHF 21,8 Mrd. Davon sind CHF 16 Mrd. bei liechtensteinischen Banken angelegt. Die Anzahl der Investmentunternehmen (Fonds) stieg gegenüber dem Vorjahr um 66 auf 535 an. Das verwaltete Nettovermögen sank im Jahr 2011 bedingt durch den starken Schweizer Franken und das Marktumfeld um 6,1% auf CHF 35,4 Mrd.

Schwieriges Marktumfeld 2011
Mit niedrigen Zinsen, stagnierenden und trotzdem volatilen Anlagemärkten sowie dem starken Franken präsentierte sich das Marktumfeld im Jahr 2011 als ausserordentlich schwierig, womit sich bei den Banken die Ertragslage wie auch das Verhältnis von Kosten und Erträgen negativ entwickelte. Die kurz- und mittelfristigen Ertrags- und Wachstumsaussichten des Finanzsektors bleiben gedämpft, da von anhaltend schwierigen Marktverhältnissen und zunehmenden Regulierungs- und Administrationsaufwendungen auszugehen ist. Der Liechtensteiner Finanzsektor begegnet dieser Phase mit einer komfortablen Risikotragfähigkeit. Die Eigenmittelquoten wie auch die Liquiditätspolster liegen weit über den internationalen Standards.

Druck auf verstärkte Steuerkooperation wird zunehmen
Anlässlich der Jahres-Medienkonferenz der FMA Liechtenstein sagte Aufsichtsratspräsident Dr. Urs Philipp Roth-Cuony, der Transformationsprozess des Finanzplatzes Liechtenstein sei unumkehrbar. Der Druck auf eine verstärkte Steuerkooperation werde weiter zunehmen und das Neugeschäft sei deshalb steuerkonform auszurichten. Dringend seien auch zwischenstaatliche Lösungen zur Regularisierung unversteuerter Kundenvermögen. Urs Philipp Roth-Cuony verwies auf die komfortable Eigenkapitalsituation der Banken.

Die Stärkung der Ertragskraft sei jedoch notwendig und müsse angesichts des zurzeit schwierigen Marktumfeldes schwergewichtig über das Management der Kostenseite erreicht werden. Der Transformationsprozess stelle an die Politik, Regierung, Behörden, Verbände und Finanzmarktteilnehmer hohe Anforderungen, die es gemeinsam zu meistern gelte, führte Urs Philipp Roth-Cuony aus.

Strategische Schwerpunkte dem Umfeld anpassen
"Insbesondere im Marktzutritt zu den Ländern des EWR liegt eine grosse Zukunftschance für den Finanzplatz Liechtenstein. Rasche, konsequente und marktgerechte Umsetzung strategischer EU-Regulierungen schaffen Konkurrenzvorteile in Sektoren, in denen sich die Märkte erst entwickeln. Die Akteure müssen mit dem Blick auf das Ganze eng und konstruktiv zusammenarbeiten. Mit einer erfolgreichen Fondsplatzstrategie kann Liechtenstein dies unter Beweis stellen."

Die FMA Liechtenstein richtet ihre strategischen Schwerpunkte dem Umfeld entsprechend auf die Gewährleistung der Finanzplatzstabilität, die Stärkung der Reputation und die Sicherung des Zugangs liechtensteinischer Finanzintermediäre zu den internationalen Märkten und Kunden im Ausland aus. Die FMA ist hierfür gut aufgestellt. Sie ist in allen europäischen Finanzmarktaufsichtsbehörden und wichtigen internationalen Organisationen vertreten und von den ausländischen Behörden als gleichwertige Aufsichtsbehörde anerkannt.

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