Nicht alle KI-Themen sind schon heiss gelaufen

Die Medizin bietet vielfältige Anwendungen von Künstlicher Intelligenz, und die Kursfantasie ist kaum schon ausgereizt. (Bild: Shutterstock.com/Wright Studio)
Die Medizin bietet vielfältige Anwendungen von Künstlicher Intelligenz, und die Kursfantasie ist kaum schon ausgereizt. (Bild: Shutterstock.com/Wright Studio)

Nach der Outperformance des Hype-Themas Künstliche Intelligenz (KI) sollten Investorinnen und Investoren jetzt über den Tellerrand hinausblicken, meint Ute Heyward. Die Senior Portfolio Managerin von Fisch Asset Management nennt Bereiche, die noch nicht so heiss gelaufen sind.

31.08.2023, 17:39 Uhr

Redaktion: hf

Die derzeit interessantesten Themen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz sind für den auf Wandelanleihen spezialisierten Zürcher Vermögensverwalter die sogenannten «3D-Megatrends»: Sie heissen Digitalisierung, Demographie und Dekarbonisierung.

«Aufgrund der zunehmenden Häufigkeit und Schwere von Hackerangriffen sehen wir einen Megatrend mit viel Wachstumspotenzial innerhalb des Überthemas Digitalisierung im Bereich der Cyber-Sicherheit», nennt Senior Portfolio Managerin Ute Heyward einen Bereich.

Dabei spielt die Verbreitung von Onlinediensten mittels Cloud-Computing und der sogenannten «Internet-of-Things”(IoT)-Geräte eine grosse Rolle. Die internetfähigen Geräte im Haushalt oder in der Freizeit, oftmals über Apps mit dem Handy verbunden, sind oft unzureichend geschützte Einfallstore für Attacken.

Digitalisierung weiter in Fahrt

Weitere Treiber sind die Verschärfung von Vorschriften und Compliance-Anforderungen sowie das stärkere Bewusstsein und die Priorisierung von Cyber-Security durch Unternehmen und Regierungen. Hier steht insbesondere der Schutz der kritischen Infrastruktur im Fokus, etwa die Energieversorgung.

Auch der demographische Wandel ist facettenreich und bietet Investoren vielfältige Opportunitäten, beispielsweise durch die zunehmende Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegedienstleistungen. Konkret profitieren davon langfristig etwa Betreiber von altersgerechten Wohngemeinschaften, die spezialisierte medizinische Betreuung anbieten.

Die technologische Weiterentwicklung spüren Patienten sehr direkt – so können Diabetespatienten ihren Insulinspiegel schon seit geraumer Zeit mit einem Sensor am Arm kontinuierlich überwachen. Vernetzt können sie die Werte sowohl per Handy-App abrufen als auch online über längere Zeiträume analysieren sowie mit ihrem Arzt teilen.

Zusätzlich kann eine am Körper getragene Pumpe inklusive elektronischer Steuerung die benötigte Insulinmenge automatisch verabreichen.

Künstliche Intelligenz und Gesundheit

Die Zukunft bleibt in dieser Hinsicht spannend: Perspektivisch werden weitere Innovationen auf ähnliche Art und Weise das tägliche Leben der Patienten spürbar erleichtern. Beispielsweise sollen auch andere Medikamente mittels solcher Pumpen verabreicht werden können. Das Marktpotenzial solcher Anwendungen wäre beträchtlich.

Auch in anderen Bereichen macht die Medizinforschung rasante Fortschritte – getrieben oftmals von kleineren Biotech-Unternehmen. Als Beispiel verweist Ute Heyward auf die schnellere und vereinfachte Früherkennung von Krebs. Dadurch können aufwändige Untersuchungen wie Darmspiegelungen durch simple Selbsttests ersetzt werden, die anschliessend in Labors ausgewertet werden.

Weiteres Innovationspotenzial hat die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung von Zell- und Gentherapien. Statt wie bisher nur die Symptome zu bekämpfen, muss die Krankheitsursache mit diesen neuartigen Methoden im Idealfall nur einmalig behandelt werden.

Dekarbonisierung im Fokus

Ein Thema, das in den letzten Jahren massiv an Fahrt aufgenommen hat, ist die Energiewende, die mit dem Ausbau erneuerbarer Energien einhergeht. «Die Energiekrise in Europa beschleunigt die Transformation noch einmal deutlich», betont die Anlagestrategin.

Unterstützt wird dieses Wachstum durch technologische Fortschritte und Kostensenkungen bei Solar- und Windenergie sowie durch die steigende Nachfrage von Verbrauchern und Unternehmen nach sauberer Energie. Relevant sind in diesem Zusammenhang sowohl Energieerzeuger (durch Solar, Wind, Geothermie) als auch die Hersteller von Solarzellen, Brennstoffzellen und Wasserstoffkomponenten. Weitere Anlagemöglichkeiten liegen im Umbau der Infrastruktur und der Wirtschaft – weg von fossilen Brennstoffen.

«Dies fängt bei Herstellern von Kabeln zur Stromversorgung an und zieht sich durch die gesamte Energieversorgungskette – von Unternehmen in der Batterietechnologie und der Wasserstoffinfrastruktur bis zu Herstellern von elektrisch angetriebenen LKW und Personenwagen», führt Heyward aus.

Weshalb Wandelanleihen?

Dann kommt sie zum Kern, für Vertreterin des Wandelanleihen-Pioniers in der Schweiz nicht überraschend, aber durchaus nachvollziehbar: Für Anlegerinnen und Anleger bietet eine Abdeckung dieser Themen durch Wandelanleihen statt durch Aktien eine Reihe von Vorteilen, erklärt sie.

Einerseits befinden sich im Wandelanleihen-Universum überproportional viele solcher spezialisierter Wachstumsunternehmen – «diese stellen oftmals Übernahmekandidaten für die Platzhirsche mit Innovationsbedarf dar. Beispielsweise übernehmen Pharmaunternehmen oft kleinere Biotech-Firmen, um ihre Produkt-Pipeline wieder aufzufüllen», ergänzt die Portfolio Managerin.

Ähnliches passiert im Bereich Software und Cyber-Security. «Die Anlageklasse der Wandelanleihen kann dabei gerade in Bereichen, die typischerweise eine höhere Volatilität aufweisen, ihre Stärken ausspielen», erläutert Heyward.

Aufgrund ihres 'automatischen Timings' sind Investoren über Wandelanleihen sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Aktienmärkten «vorteilhaft positioniert – die Assetklasse partizipiert einerseits an der Kursteigerung der zugrundeliegenden Aktie, andererseits reagiert sie nur relativ moderat auf Kursverluste.» Wandelanleihen bieten so ein asymmetrisches Renditeprofil.

«Generell bevorzugen wir Unternehmen mit einer starken Wettbewerbsposition, soliden Bilanzen, hohen Gewinnspannen und einer unelastischen Angebots-/Nachfragedynamik, da diese in der Regel besser mit höheren Inputkosten und der weiterhin relativ hohen Inflation umgehen können», fasst die Spezialistin zusammen.

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