21.02.2022, 16:55 Uhr
Nach den scharfen Korrekturen zu Beginn des Jahres bewegen sich die Börsen weiterhin in unruhigen Gewässern. Die steigende Inflation und ein drohender Krieg in der Ukraine drücken auf die Stimmung. Sie lassen einen...
Der (Zins)slogan «Higher for Longer» zeigt Wirkung. Die Markstimmung ist gedrückt. Während antizyklisch handelnde Anlegende die Börse stützen, kommt mit der Nahost-Krise eine grosse Unsicherheit hinzu. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation der deutschen Feri Gruppe, ordnet ein.
Mittlerweile haben die wegweisenden Renditen der zehnjährigen US-Treasuries mit 4,95 Prozent das höchste Niveau seit der Finanzkrise erreicht. «Solange die US-Wirtschaft nicht abkühlt – und die erstaunlich robusten Makrodaten sprechen momentan dagegen – dürfte es nahezu ausgeschlossen sein, dass die US-Notenbank die Leitzinsen senkt», erklärt Eduard Baitinger vom deutschen Vermögensverwalter Feri Group in seiner jüngsten Marktanalyse.
Die damit verbundene Sorge vor einer «higher for longer»-Politik der grossen Notenbanken trägt signifikant nicht nur zum Zinsdruck in den USA bei, sondern weltweit. Verstärkend kommt für den Feri-Experten das hohe Angebot an neuen US-Staatsanleihen hinzu. Die Bond-Auktionen sind zuletzt immer holpriger verlaufen.
Damit die Märkte die Papiere annehmen, müssen die USA höhere Zinsen bieten. Die prozyklischen schuldenfinanzierten Ausgabenprogramme der US-Regierung bewegen die Märkte also ebenso wie die Zinspolitik der US-Notenbank.
Trotz der Unruhen am Anleihemarkt tendieren die Aktienmärkte überwiegend stabil. Hintergrund ist zum einen, so Baitinger, dass die übergeordnete Konsolidierungsphase bereits fortgeschritten ist.
Zum anderen überwiegt bei vielen Investoren derzeit aber die Angst vordeutlicheren Kursrückgängen. «Das lockt wiederum antizyklische Käufer in den Markt, die für eine Stabilisierung der Kurse sorgen», stellt Baitinger fest.
Darüber hinaus spekulierten die Märkte auf die günstige Saisonalität, die sich in der Regel – insbesondere in guten Aktienmarktjahren – ab Oktober zeigt und als Vorbote für eine mögliche Jahresendrallye gilt.
Weil sich die saisonalen Trends in der Vergangenheit stets als relativ zuverlässig erwiesen haben, spekulierten die Marktteilnehmer auf die Fortsetzung dieses Phänomens, meint der Experte.
Die schockierenden Ereignisse in Israel haben zur Überraschung vieler Auguren die Finanzmärkte bislang kaum tangiert. Allerdings birgt der Nahost-Konflikt nicht unerhebliche Risiken für die Kapitalmärkte, ist auch Baitinger überzeugt.
Im weiteren Umkreis der Region liegen entweder bedeutende Ölförderländer oder Länder, die Zugriff auf die Öltransportrouten haben.
«Daher ist im Falle einer Eskalation und Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten das Risiko einer nachhaltigen Störung der globalen Erdölversorgung hoch.» Professionelle Anleger sollten gemäss dem Asset-Allocation-Spezialisten von Feri deshalb eine temporäre geopolitische Absicherung ihres Portfolios mit Energieaktien oder Rohölinvestments in Erwägung ziehen.