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Gesundheit!

Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds.
Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds.

Das „sell in May and go away“-Phänomen scheint sich für die meisten grossen Aktienmärkte bewahrheitet zu haben: Viele schlossen am Monatsanfang im Minus. Sind das Symptome einer bevorstehenden Grippe? Lesen Sie hierzu den Marktkommentar von Guido Barthels.

18.08.2014, 16:27 Uhr

Redaktion: dab

„Gesundheit!“ wünscht man jemandem, die gerade geniest hat. Am Freitag, den 1. August, waren es nun die Aktienmärkte, die kräftig niesten. Laut Bloomberg steht der französische CAC 40 mit fast 6 % im Minus und auch der DAX liegt bei knapp -4 %. Nur die asiatischen Aktienmärkte bewegen sich satt im Plus. Die Wertentwicklung des Bund Future wirkt mit 2,5 % über drei Monate dabei fast paradiesisch. Doch kam diese Marktbewegung überraschend oder hat sich der Patient Markt eine ordentliche Sommergrippe eingefangen, deren Symptome sich schon länger zeigten?

Als Symptom können die jüngsten Warnsignale von den Anleihemärkten gelten, vor allem vom sogenannten High Yield-Markt. So verlor der iBoxx USD High Yield seit Anfang Juli deutlich an Boden. Zudem sind die Kreditmärkte hypernervös in Vorlage getreten, worauf die Aktienmärkte folgten. Falls diese Korrelation stabil bleibt, könnte der 1. August den Beginn einer Reihe von Korrekturen an den Aktienmärkten markieren.

Das indiziert auch der Risikoteil des Kapitalmarkts, insbesondere Aktien und High Yield, der seit der Finanzmarktkrise am Tropf der US Fed hing. Obwohl eine Reduktion der Bilanzsumme nicht abzusehen ist, antizipiert der Markt sie schon. Ferner steht das Ende des Quantitative Easing quasi vor der Haustür – sollten nicht nachhaltig überaus negative Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten kommen, die eine Stimulierung der Volkswirtschaft durch Gelddrucken erfordern. Damit wäre ein weiterer Rückgang der Kurse für Aktien und High Yield wahrscheinlicher. Aktien- und High Yield-Investoren sollten also auf schlechte Wirtschaftsdaten hoffen, die zwar Unternehmensgewinne reduzieren, zugleich jedoch möglicherweise die Schleusen der Fed geöffnet halten.

Das BIP-Wachstum der USA aus Sichtweise der Verwendungsrechnung verrät, dass wir im ersten Quartal 2014 eine erneute Korrektur erfahren haben. Auch ist eine deutliche Trendwende im Wachstum des zweiten Quartals hin zu +4,0 % auszumachen.[1] Allerdings stammt ein wesentlicher Teil dieser Wachstumsschätzung, genau +1,66 %, aus der Lagerhaltungskomponente. Ein Wachstum auf Lager ist nicht das nachhaltigste Wachstum, das man sich denken kann – wird es ja erst dann zu Wachstum, wenn die Lagerkomponente auch konsumiert wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass das US-BIP in Q2 bei 4 % bleibt, ist folglich gering.

Die Konsensprognose des BIP-Wachstums ausgewählter Regionen zeigt zwar, dass sich Selbiges bis Ende des Jahres stabilisiert. Jedoch mögen Zweifel angebracht sein, zumal die aktuelle geopolitische Lage alles andere als einem stetigen Wachstum förderlich ist.

Zuletzt eine positive Meldung: Der private Konsum scheint speziell in der Eurozone zuzunehmen und die Häuserpreise haben in England, den USA und Deutschland seit April 2009 um gesunde 20 % an Wert zugelegt. Dass die Hauspreise in London gleichzeitig um mehr als 60 % gestiegen sind, ist dagegen wohl eher ein Grund zur Besorgnis. Eine Korrektur erscheint unausweichlich.

Die globale Wirtschaft im Allgemeinen und insbesondere die US-Wirtschaft befinden sich weiter im Wachstumsmodus. Unklar ist, was passiert, sollte dem Markt der extreme monetäre Stimulus entzogen werden. Daher wäre es ratsam, für eventuelle Niesattacken zumindest Taschentücher parat zu haben. In diesem Sinne: Gesundheit.

[1] Zahlen: Bloomberg

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