Erstens kommt es anders…

Guido Barthels, CIO bei ETHENEA Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds.
Guido Barthels, CIO bei ETHENEA Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds.

Risk-on oder risk-off? Trendumkehr oder Korrektur? Die Kapitalmärkte bieten weiterhin Platz für Spekulationen. Lesen Sie den aktuellen Marktkommentar von Guido Barthels, CIO bei ETHENEA Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds.

18.02.2014, 17:37 Uhr

Redaktion: dab

"Aktien rauf und Renten runter", hiess es unisono in den Marktprognosen für 2014. Doch bereits der Januar belehrte uns eines Besseren. So gerieten nach dem Währungskollaps des argentinischen Pesos die Wechselkurse der Schwellenländer ins Taumeln, was wiederum als Erklärung für den Abverkauf an den globalen Aktienmärkten herangezogen wurde. "Risk-off" war erneut in aller Munde.

Was war geschehen? Die Ankündigung des "Tapering" hatte zu einer Repatriierung des US-Dollars und des Euros geführt und damit den Wert dieser Währungen gegenüber jenen der Schwellenländer erhöht – was jedoch wenige Aktieninvestoren störte: Die Rallye an den Börsen der Welt ging munter weiter. Dann plötzlich, im Januar, wurden die Schwellenländer abgeschrieben. Aus den "BRICS" wurden die "Fragile Five" und die Aktienmärkte wurden korrigiert. Besonders deutlich fiel die Korrektur mit -14% für Japan aus. Da offenbar einige Investoren eine Parallelität zwischen Japan und Argentinien zu erkennen glauben, steht der argentinische Index mit 15% Wertzuwachs allein auf weiter Flur.

Bedeutet das nun tatsächlich "risk-off"? Bislang führten Phasen der Risikoaversion erfahrungsgemäss zu einem Abverkauf europäischer Peripherieanleihen, aktuell ist das jedoch nicht zu beobachten. "Im Gegenteil", möchte man fast behaupten, denn lediglich die Kreditindizes haben etwas verloren. Es scheint also vielmehr eine Korrektur als eine Trendumkehr an den "Risikomärkten" Aktien, Peripherie und High Beta Credit vorzuliegen.

Was die europäische Wirtschaft angeht, so sollte ihr zaghaftes Wachstum selbst von einem stärkeren Rückgang im Wachstum der Schwellenländer kaum betroffen sein. Das zeigt der BIP-Anteil der Exporte der Europäischen Union. Die Schwellenländer sind hier nur schwach vertreten, die Schwergewichte – und damit die Richtungsweiser für das heimische Wachstum – sind weiterhin China und die USA. Obwohl beide Länder hinsichtlich der Frühindikatoren geschwächelt haben, ist das Gesamtwachstum positiver anzusehen als in der Vergangenheit. Die Stimmung ist gut und scheint sich in ganz Europa zunehmend aufzuhellen.

Den grossen Wermutstropfen bildet die schrumpfende Kreditvergabe in der Eurozone. Das Geld, das an die Banken herausgegeben wurde, hat nur minimal den Weg in die Realwirtschaft gefunden. Auch das starke Divergieren der Kreditzinsen für Unternehmensanleihen in der Eurozone und das sehr hohe Zinsniveau für Konsumentenkredite in der Peripherie haben die Wirtschaft nicht unbedingt gestärkt.

Alles in allem sind wir schon ein gutes Stück weiter als noch vor ein paar Jahren, auch wenn noch viel Arbeit für die Stabilität der Eurozone geleistet werden muss. Die Kehrtwende in Südeuropa scheint vollzogen und das werden die Märkte sicherlich auch zukünftig honorieren. Die sich bietenden Chancen dürfen wieder dazu genutzt werden, Risiko auszubauen.

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