Aktienprodukte leiden am stärksten

02.12.2008, 11:05 Uhr

Nach Angaben des europäischen Branchenverbands Efama war das dritte Quartal 2008 für die europäische Fondsbranche ein Desaster. In den Monaten Juli bis September zogen die Anleger netto 92 Mrd. Euro ab. Es ist das erste Mal, dass es solch massive Abflüsse in einem einzigen Quartal gab. Damit sind der Industrie in den ersten neun Monaten insgesamt 193 Mrd. Euro an Kundengeldern verloren gegangen.

Das verwaltete Vermögen schrumpfte um 15,9 % auf 5,2 Bill. Euro. Gemäss Efama beschleunigte sich damit erneut die Abkehr aus den Fondsprodukten , die der europäischen Fondsrichtlinie Ucits unterliegen. Im ersten Halbjahr hatte es ein Minus von 101 Mrd. Euro gegeben. Kursverfall als Ursache

Als Ursache für die Verschärfung des Abwärtstrends im dritten Turnus nannte der Verband die Marktturbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers. Daher seien auch mit einem Minus von 134 Mrd. Euro allein im September die Aktienfonds am heftigsten von der Flucht der Anleger betroffen gewesen. Rentenprodukte waren mit einem Minus von 105 Mrd. Euro der zweitgrößte Verlierer in diesem Monat, gefolgt von Mischfonds mit - 16 Mrd. Euro. Sieben Minus-Quartale

Ähnlich stellt sich die Situation für das gesamte dritte Quartal da. Die meisten Abflüsse mit einem Minus von 43 Mrd. Euro verzeichneten die Aktienfonds, gefolgt von Renten- (- 40 Mrd. Euro) und Mischfonds (- 6 Mrd. Euro). Damit verbuchten die Aktienprodukte bereits das siebte Quartal in Folge Verluste. Lediglich Geldmarktfonds verzeichneten im dritten Turnus als einzige Kategorie ein Plus von 8 Mrd. Euro im dritten Turnus. Dies gilt aber nur auf den ersten Blick, denn die Zahlen aus Irland sind in der aktuellen Statistik nicht enthalten, wie der europäische Fondsverband betonte. Dies miteingerechnet, hätten auch die Geldmarktfonds rote Zahlen vorgewiesen, so Efama, der das Minus in der Kategorie auf 15 Mrd. Euro schätzt. Die Situation bei den Fondskategorien auf europäischer Ebene unterscheidet sich damit von der Lage der deutschen Industrie. Hier hatte es im Oktober starke Abflüsse aus Geldmarktfonds wegen des bevorstehenden Endes von Steuervergünstigungen gegeben. Bei Aktienprodukten waren die Abflüsse eher moderat ausgefallen (vgl. BZ vom 27. November). Deutsche wenig betroffen

Im Ländervergleich ist die deutsche Fondsbranche nur vergleichsweise leicht von der europäischen Verkaufswelle bei Fonds betroffen. Im Verhältnis zum verwalteten Vermögen der Ucits-Produkte machen die Mittelabflüsse in den ersten neun Monaten lediglich 4,5 % aus, berichtete Efama. Am wenigsten betroffen waren Großbritannien und Luxemburg mit jeweils weniger als 1 %. Auch Frankreich ist von der Fondskrise mit Abflüssen von 3 % des verwalteten Vermögens nur geringfügig tangiert. In Spanien und Italien nehmen die Fondsverkäufe dagegen mittlerweile mit 16 % beziehungsweise 19 % bedrohliche Ausmaße an. Laut Efama sind hier die hohen Zinsen für Bankeinlagen der Grund für die massive Fluchtwelle der Anleger aus den Fonds heraus.

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