14.11.2024, 15:34 Uhr
Sven Württemberger ist zum neuen CEO der DWS Schweiz berufen worden. Zuletzt war er als Head of Client Coverage Division Schweiz für den Vertrieb verantwortlich. Württemberger ist seit 2017 für den deutschen...
Die Experten von DWS zeigen auf, wieso sie die Berichterstattung über Chinas Wachstumszahlen von 2018 als übertrieben pessimistisch einschätzen. Chinas Anteil an der Weltproduktion verbleibt weiterhin bei über 25%.
Nach Veröffentlichung der chinesischen Wachstumszahlen für 2018 war von "schockierenden" Zahlen und einem "dramatischen Wachstumseinbruch" in den Presseberichten zu lesen. Dies empfinden die Experten von DWS als etwas verwunderlich, weil die berichteten Zahlen ihres Erachtens auf den Zehntelprozentpunkt mit den Konsens-Schätzungen der Analysten übereinstimmen. Diese Analysten schienen sich folglich eng an den offiziellen Prognosen aus Peking orientiert zu haben zum Jahresbeginn hatte der chinesische Staatsrat ein Wachstumsziel von 6,5% formuliert. Entsprechend war bereits Anfang 2018 von der "niedrigsten Wachstumsrate seit 1990" die Rede. Diese Feststellung wird jetzt gemäss den Experten von DWS mit ähnlichem Entsetzen wiederholt. Angesichts eines Wachstums im vierten Quartal in Höhe von 6,4% im Vorjahresvergleich bzw. von 6,6% für das Gesamtjahr hätten sich die Prognosen aus China erneut als höchst präzise erwiesen.
Chinas Beitrag zum Weltwirtschaftswachstum
Chinas Anteil an Welt-BIP
Auch aus einer anderen Perspektive scheint die Aufregung in den Augen der Experten etwas übertrieben. Der Beitrag, den China zum Weltwirtschaftswachstum leistet, ist in den letzten Jahrzehnten von drei Prozent in den 1980er Jahren auf über 25% gestiegen. Zu jedem Dollar an zusätzlichem Welt-Bruttoinlandsprodukt (BIP) trägt China somit mehr als ein Viertel bei. In den vergangenen zehn Jahren blieb der Anteil Chinas dabei mehr oder weniger konstant, obwohl die chinesischen Jahreswachstumsraten im gleichen Zeitraum von über zehn Prozent auf aktuell 6,6% gefallen sind. Dies lasse sich einerseits mit dem schwächeren Wachstum der Industrieländer und andererseits mit der wachsenden absoluten Grösse der chinesischen Wirtschaft erklären.
Erneut ein Hort der Stabilität
Zurzeit würden sich sich die Hinweise verdichten, dass aus Peking für das laufende Jahr ein Wachstumsziel von 6 bis 6,5% formuliert wird. Damit würde das Reich der Mitte erneut ein Hort der Stabilität in einer Welt von ansonsten schwächelnden Konjunkturaussichten werden, wie Xueming Song, Chief Economist China bei der DWS, betont. "Was ich jedoch wiederum nicht ausschliessen würde, ist, dass in einem Jahr erneut mit grosser Aufregung von einer weiteren Wachstumsabschwächung in China berichtet werden könnte", wendet er ein.
Skeptiker könnten nun fragen, warum denn so viele westliche Unternehmen jetzt bereits ihre schwächeren Quartalszahlen und -ausblicke mit flauen Zahlen aus China begründen. Dazu stellt Song klar, dass China bei den aktuellen Konjunkturpaketen stärker auf Konsum und Dienstleistungen also die Binnenwirtschaft setzt, während ausländische Firmen in der Vergangenheit von Investitionen in den Kapitalstock profitiert haben. Schliesslich wüsste Pekings Führung wohl am besten, dass angesichts von Überkapazitäten und einer rasant gestiegenen Verschuldung der Spielraum für klassische Investitionsoffensiven kleiner wird. Das ist laut den Experten von DWS zwar ärgerlich für die ausländischen Firmen, aber scheint für das Land zu funktionieren.