14.11.2024, 15:34 Uhr
Sven Württemberger ist zum neuen CEO der DWS Schweiz berufen worden. Zuletzt war er als Head of Client Coverage Division Schweiz für den Vertrieb verantwortlich. Württemberger ist seit 2017 für den deutschen...
Für die Entscheidung, die EU zu verlassen, hat Grossbritannien bereits einen hohen Preis bezahlt. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um noch grösseren Schaden abzuwenden, sagen die Experten der DWS.
Nachdem im Herbst 2019 der ganze Markt gespannt auf das Drama in Westminster rund um den Brexit geblickt hat, ist es um das Thema relativ ruhig geworden. Zumindest aus der Perspektive der Finanzmärkte, meinen die Experten der DWS. Zu sehr versperren sowohl Corona-Krise als auch die US-Wahl den Blick auf das anstehende Ende der Übergangsphase. Obwohl – wie nicht nur EU-Chefunterhändler Barnier nicht müde wird zu erinnern – die Uhr erbarmungslos tickt. Angesichts des Zeitaufwands für die logistischen Abläufe in allen EU-Mitgliedsstaaten sowie im Vereinigten Königreich, bleiben nur noch wenige Wochen, um ein disruptives Ausscheiden aus dem Europäischen Binnenmarkt abzuwenden.
Horrorszenarien wie ein abruptes Ende des grenzüberschreitenden Personenverkehrs oder plötzliche Knappheit von Arzneimitteln oder bestimmten Lebensmitteln bleiben Grossbritannien hoffentlich erspart. Dennoch sollte vor allem London daran gelegen sein, dass der wirtschaftliche Schaden durch den EU-Austritt nicht noch grösser wird, kommentiert DWS. Dass nämlich der Ausgang des EU-Referendums schon erhebliche Schäden verursacht hat, geht aus dem aktuellen DWS Chart of the week hervor. Während das Vereinigte Königreich in den Jahren vor der Abstimmung über den EU-Austritt deutlich stärkere Wachstumsraten und damit Wohlstandsgewinne als der Rest Europas verzeichnen konnte, zählt die britische Insel seither zu den Schlusslichtern. Und das nicht erst durch die Corona-Krise, die in Grossbritannien einen noch schwereren Wirtschaftseinbruch als auf dem Kontinent verursachte, wie Katrin Löhken, UK Economist bei der DWS, anmerkt. Bei einer Betrachtung einschliesslich des Jahres 2020 hat nun sogar Italien die britische Wirtschaft im Wachstum überholt.
Dies sei natürlich auch den Finanzmärkten nicht verborgen geblieben. So hat der Europäische Aktienmarkt, gemessen am Euro Stoxx 50, dem englischen Markt (FTSE 100) seit dem 24. Juni 2016 mehr als 20% abgenommen, was sogar vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sektorgewichtungen erheblich ist. Berücksichtigt man zusätzlich noch die Abwertung des britischen Pfundes, so steigt die Differenz sogar auf über 30%. Es gibt also aus Sicht der DWS genug Gründe, dass man in den anstehenden Verhandlungen besonders aus Londoner Perspektive nicht "va banque" spielen sollte.