14.11.2024, 15:34 Uhr
Sven Württemberger ist zum neuen CEO der DWS Schweiz berufen worden. Zuletzt war er als Head of Client Coverage Division Schweiz für den Vertrieb verantwortlich. Württemberger ist seit 2017 für den deutschen...
Der Ölpreis hat gleichzeitig mit schwacher Nachfrage und höherem Angebot zu kämpfen. Jetzt mehren sich die Anzeichen, dass China bei abflauender Verbreitung des Coronavirus langsam wieder die Wirtschaftsaktivitäten hochfährt. Der DWS Chart der Woche vergleicht den jüngsten Ölpreisverfall historisch.
Einige Folgen des Ausbruchs des Coronavirus (Covid-19) waren leichter absehbar als andere. Zum Beispiel mehren sich erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung in China. Für die globalen Ölmärkte kann die daraus folgende Genesung der chinesischen Nachfrage kaum früh genug kommen, nachdem die Ölpreise in den letzten Tagen zusammengebrochen sind. Sie hatten gleichzeitig mit schwacher Nachfrage und grösserem Angebot zu kämpfen.
Der Grund für diesen unerwarteten und unwahrscheinlichen Verlauf der Ereignisse ist, dass die OPEC und Russland einen Preiskampf vom Zaun gebrochen haben. Dafür haben sie ausgerechnet den jetzigen Zeitpunkt gewählt, an dem die Nachfrage aufgrund des Coronavirus ohnehin gedämpft ist. "Es scheint, als haben sich nun beide von einer Strategie zur Preiserhaltung - erreicht durch Produktionskürzungen - zur Marktanteilserhaltung - erreicht durch Produktionssteigerung - gewandelt", erklärt Darwei Kung, Leiter für Rohstoffanlagen bei DWS.
DWS geht davon aus, dass der Wettbewerb um Marktanteile über einen längeren Zeitraum andauern wird. Angesichts der angespannten Staatshaushalte sowohl in Russland als auch in Saudi-Arabien (dem führenden OPEC-Hersteller) glauben die Experten nicht, dass der Angebotsschock auf unbestimmte Zeit anhalten kann. Während der Kampf um Marktanteile weitergeht, wird der Ölpreis jedoch unter Druck stehen. Kleine bis mittelgrosse US-Schieferölproduzenten dürften die Hauptlast der Marktanteilsverluste tragen. Wenn der Preis für die Sorte West Texas Intermediate (WTI) über einen längeren Zeitraum unter 35 Dollar je Fass bleibt, wird es für die meisten Schieferölproduzenten wohl schwierig, genügend Cashflow zu generieren, um die zur Aufrechterhaltung des bestehenden Produktionsniveaus erforderlichen Investitionen zu finanzieren.
Der Wunsch, einen Teil des US-Ölproduktionswachstums in den letzten Jahren zurückzustutzen, ist wahrscheinlich ein Grund für die Unnachgiebigkeit Russlands. Nachdem das Abkommen zwischen der OPEC und Russland und einigen anderen Herstellern zusammengebrochen ist, könnte es jedoch schwierig sein, es wiederherzustellen. Vergangene Perioden der Instabilität des Ölmarktes waren selbst für Saudi-Arabien schwer zu kontrollieren. Und zumindest in absoluten Zahlen war der Zusammenbruch historisch gesehen nicht allzu gross, wie der DWS Chart der Woche zeigt.