14.11.2024, 15:34 Uhr
Sven Württemberger ist zum neuen CEO der DWS Schweiz berufen worden. Zuletzt war er als Head of Client Coverage Division Schweiz für den Vertrieb verantwortlich. Württemberger ist seit 2017 für den deutschen...
Diese Woche könnte sich zeigen, ob die Anti-Corona-Massnahmen wirken und wir eine baldige Lockerung der Wirtschaftssanktionen erwarten können. Wird es anstelle von "Sell in May" für einmal heissen "Comeback in May"?
"Sell in May and go away". Diese alte und umstrittene Börsenweisheit wird sich hoffentlich in diesem Jahr einmal weniger bewahrheiten, zumal der Ausverkauf der Börse schon weit fortgeschritten erscheint. Eine wichtige Voraussetzung für eine Rückkehr zur Normalität von Alltag und Wirtschaft ist die Eindämmung der Coronapandemie. In der Schweiz blicken wir vor allem gebannt auf die heimischen Daten, in der Hoffnung auf eine baldige Entspannung unseres sozialen Umfelds. Die neuesten Daten zeigen immerhin erste Silberstreifen.
Schnellten die vom Bundesamt für Gesundheit veröffentlichten täglichen neu nachgewiesenen Infizierungen Mitte März auf bis zu 1'300 empor, sind sie nun auf deutlich unter 1'000 gefallen. Die täglich gemeldeten von Corona beeinflussten Todesfälle sind in dieser Zeit von rund 40 auf unter zehn gesunken. Die Epidemie in der Schweiz scheint also unter Kontrolle zu sein. Die schlimmsten Befürchtungen haben sich glücklicherweise nicht bestätigt und die Kapazitäten der Spitäler wurden nicht überstrapaziert.
Im Gegenteil, die Spitäler bauen sogar die Kapazitäten weiter aus, inbesondere bezüglich Tests. Dies würde es den Behörden erlauben, die rigiden Filter, welche vielen verunsicherten Personen den Zugang zu Tests verwehren, zu lockern. Denn immer mehr werden Forderungen laut, möglichst viele Personen zu testen, um das gegenseitige Vertrauen im sozialen Umgang zu stärken. Gemäss DWS könnten Tests aus China dazu einen Beitrag leisten: "Weil Impfstoffe oder Medikamente noch nicht greifbar sind, ruht die Hoffnung auf schnellen, praktikablen Corona-Tests, die den 'Lockdown' der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens zumindest mildern würden", schreibt der Vermögensverwalter in einem Update.
Fallende Zahlen von Infizierten und von Corona beeinflussten Todesfällen sowie vermehrte Tests in den Bevölkerungen in den nächsten Tagen würden die Zuversicht auf eine baldige Lockerung der Wirtschaftsrestriktionen steigern. DWS ist vorsichtig optimistisch, dass es bereits ab Mai zu Lockerungen kommen und allmählich Tauwetter einsetzen könnte. "Politik wie Notenbanken versuchen derweil rund um die Welt mit Konjunkturhilfen, Liquiditätsspritzen und Zinssenkungen die Situation zu stabilisieren und eine Basis für eine baldige Erholung zu legen", bekräftigt DWS.
Allerdings sind die Daten aus den USA nach wie vor beunruhigend. Von einer Verlangsamung kann dort leider noch nicht gesprochen werden. Die täglichen Fallzahlen befinden sich auf einem Hoch von 30'000, die Zahl der Infizierten dürfte demnächst 350'000 übertreffen und diejenige durch Corona beeinflussten Todesfälle 10'000. Dennoch, die USA haben in der Vergangenheit bewiesen, dass das Land entschieden und diszipliniert Krisen bewältigen kann. Auch hier ist zu erwarten, dass die Epidemie in den nächsten Wochen unter Kontrolle gebracht wird.
Doch diese Krise ist ganz anders als bisherige Krisen. Richard Wollnough, Bondexperte von M&G, spricht von einer "Stay at home Flash Crash»-Rezession. Den vermuteten Verlauf beschreibt er wie folgt: Ein starker Rückgang, ein starker Aufschwung und dann wieder der normale Wirtschaftszyklus, wahrscheinlich auf einem niedrigeren Niveau als zuvor, es sei denn, das Eingreifen der Politik übersteigt den Abwärtstrend. Für die am stärksten betroffenen Volkswirtschaften rechnet er mit höheren dauerhaften Schäden als bei weniger betroffenen.
Anleiheinvestoren rät er, in dieser Zeit besonders zwischen den Anleihequalitäten zu unterscheiden. "Während bei den Ausfällen von Hochzins-Unternehmensanleihen ein Anstieg zu erwarten ist – in früheren Rezessionen sind bis zu 30% der Unternehmen über einen Fünf-Jahres-Zeitraum ausgefallen – , werden Unternehmen mit Investment-Grade-Rating deshalb so genannt, weil sie überleben sollten. In schwierigen Zeiten fallen etwa 2% der Unternehmen im Laufe von fünf Jahren aus", warnt er.