03.04.2023, 14:29 Uhr
Philippe Havlik ist ab sofort als Sales Director Financial Institutions für die Romandie tätig. Er wird für den Ausbau und die Vertiefung der Beziehungen zu Finanzinstituten, vor allem zu Privatbanken und Family...
Anlagen der Schifffahrtsbranche sind in ESG-Portfolios angesichts ökologischer Bedenken selten anzutreffen. Dank Bestrebungen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen und des ausgeprägten sozialen Nutzens ist Columbia Threadneedle jedoch überzeugt, dass sich die Branche gut für verantwortungsvolle Investments eignet.
Landläufig gilt die Schifffahrtsbranche als Dreckschleuder, welche den Klimawandel befeuert. So sind Titel dieser Branche selten Teil einer nachhaltigen Anlagestrategie. Dass dies jedoch eine verpasste Chance sei, sagen Benjamin Kelly, Senior Analyst im Bereich Global Research, und Ash Kelso, Head of Asset Management Infrastructure Investment von Columbia Threadneedle. Die beiden Experten sind der Ansicht, dass die Schifffahrtsbranche sowohl ökologischen als auch sozialen Kriterien gerecht wird – und damit zwei tragenden Säulen von ESG-Anlagestrategien. Dies sei zwar nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich, aber letztlich zeige sich eine Branche, die attraktive nachhaltige Anlagen bietet.
Die beiden Experten sind sich bewusst, dass die Aufnahme des maritimen Sektors in einen verantwortungsvollen Anlageansatz aufgrund des Emissionsprofils oftmals in Frage gestellt wird. "Dabei wies die Schifffahrt neben der Eisenbahn in der Vergangenheit stets eine der niedrigsten CO₂-Intensitäten im Transportwesen auf. So ist die Branche wesentlich CO₂-effizienter als der Strassen- oder Lufttransport", meinen Kelly und Kelso. Zudem ergreife die Branche Massnahmen im Einklang mit dem Pariser Abkommen. Einerseits strebe sie die Senkung der jährlichen Summe der Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um mindestens 50% im Vergleich zu 2008 an. Zudem bemühe sich die Branche zur schrittweisen Eliminierung der Emissionen, welche schnellstmöglich noch in diesem Jahrhundert stattfinden soll. "Somit könnte die Dekarbonisierung der Schifffahrt für die weltweite Energiewende wegweisend sein", kommentieren die Experten diese Entwicklungen.
Darüber hinaus ist Columbia Threadneedle der Meinung, dass die Schifffahrtsbranche von Natur aus soziale Qualitäten aufweist. "Menschen verbinden und Zugang zu Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Bildung schaffen – dies sind wichtige Bausteine für eine gut funktionierende Gesellschaft. Und diese Bausteine liefert die Schifffahrt", schreiben Kelly und Kelso. Ausserhalb von Grossstädten und grossen Volkswirtschaften ermögliche der Seeverkehr die soziale Eingliederung, insbesondere von Inselbewohnern. "In solchen Fällen ist der soziale Wert unermesslich", so die Experten. Im Laufe der Covid-19-Pandemie sei dies noch offensichtlicher geworden, da die Branche die Menschen mit lebensnotwendigen Nahrungsmitteln und medizinischen Gütern versorge.
Diese sozialen Merkmale wurden nach Ansicht der Experten in der Vergangenheit von Umweltaspekten verdrängt. Die Vereinten Nationen hätten sie jedoch trotzdem wahrgenommen. So werde in den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) im SDG 11, welches sich auf nachhaltige Städte und Gemeineden bezieht, besonders hervorgehoben, dass die Branche ein "wichtiger Akteur in den Bereichen Nahrungsmittel, Energie, Handel und Tourismus" sei.
"Trotz ökologischer Bedenken stiftet die Schifffahrt einen umfassenden sozialen und wirtschaftlichen Nutzen, und wir sind der Meinung, dass sie sich für Anlagen im Rahmen einer Strategie für verantwortungsvolle Investments eignet", bilanzieren Kelly und Kelso. Diese Ansicht setze Columbia Threadneedle durch den Erwerb des britischen Fährbetreibers Condor Ferries durch den Threadneedle European Infrastructure Fund (ESIF) in einer Strategie für nachhaltige Infrastruktur um.