Boeing kauft Zulieferer Spirit

Boeing will wieder die Kontrolle bei Spirit Aerosystems übernehmen und lässt sich dies mehr als 8 Milliarden Dollar kosten. (Bild JHVEPhoto/Shutterstock)
Boeing will wieder die Kontrolle bei Spirit Aerosystems übernehmen und lässt sich dies mehr als 8 Milliarden Dollar kosten. (Bild JHVEPhoto/Shutterstock)

Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing will seinen wichtigen Zulieferer Spirit Aerosystems in einem rund 4,7 Milliarden Dollar schweren Aktien-Deal zurückholen. Inklusive der Spirit-Schulden werde der Rückkauf mit 8,3 Milliarden Dollar bewertet, teilte der Flugzeugbauer mit.

01.07.2024, 09:32 Uhr

Redaktion: awp/św

Damit würde der Zulieferer wieder zurück unter das Konzerndach geholt. Schon länger wird kritisiert, die Abspaltung der einstigen Boeing-Sparte habe es schwer gemacht, die Qualitäts-Standards einzuhalten.

Bei Spirit wird unter anderem der Rumpf von Maschinen des Typs Boeing 737 gebaut. Das 2005 von Boeing abgespaltene Unternehmen produzierte nach späteren Zukäufen auch Teile von Tragflächen und Rumpf-Fragmente für Airbus. Dafür musste eine Lösung gefunden werden, bevor Boeing sich Spirit wieder einverleiben konnte. So sicherte sich Airbus den Zugriff auf einige für den Konzern wichtige Werke.

Viel Geld fliesst an Airbus

Airbus habe mit Spirit Aerosystems eine verbindliche Vereinbarung über eine mögliche Übernahme wichtiger Airbus-Aktivitäten getroffen, teilte der europäische Flugzeugbauer ebenfalls am Montag mit. Dazu zählte etwa die Produktion von A350-Rumpfsektionen in Kinston im US-Bundesstaat North Carolina und im französischen St. Nazaire. Weil die Fabriken rote Zahlen schreiben, zahlt Airbus nicht nur einen symbolischen Dollar dafür, sondern erhält auch noch 559 Millionen Dollar Entschädigung. Airbus hatte in den Verhandlungen, die sich über Monate hinzogen, Insidern zufolge bis zu eine Milliarde Dollar gefordert.

Die Abspaltung der Sparte von Boeing folgte seinerzeit dem Trend, Konzerne zu verschlanken und durch Verlagerung von Aktivitäten an Zulieferer Geld zu sparen. Mit der Zeit setzte sich jedoch allgemein die Sicht der Dinge durch, dass die Trennung von Spirit zu Qualitätsproblemen und einem Kontrollverlust durch Boeing führte.

In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Ärger. In einem Fall etwa wurde festgestellt, dass bei Spirit Löcher im Rumpf mehrerer Maschinen falsch gebohrt wurden.

Boeing unter Druck

Spirit spielte auch eine Rolle bei dem dramatischen Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpf-Teil einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug herausbrach. Der Rumpf war bei Spirit produziert und zu Boeing geliefert worden. Dort wurde das Fragment für Nacharbeiten herausgenommen. Boeing konnte keine Unterlagen dazu finden - aber die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass die Maschine ohne zwei Befestigungsbolzen an dem Rumpf-Teil an die Fluggesellschaft ausgeliefert wurde. Nach dem Alaska-Zwischenfall geriet Boeing unter verstärkten Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern.

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