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Chinas "neue Seidenstrasse"

Colm McDonagh, Head of Emerging Market Debt bei Insight (BNY Mellon)
Colm McDonagh, Head of Emerging Market Debt bei Insight (BNY Mellon)

Mit der Entwicklung der "One Belt, One Road" Initiative dürfte China seine Rolle als bedeutende Wirtschaftsmacht festigen, so Colm McDonagh, Head of Emerging Market Debt bei Insight Investment (BNY Mellon IM).

15.11.2017, 09:00 Uhr

Redaktion: elt

Im Mai dieses Jahres empfing der chinesische Präsident Xi Jinping 28 Staatsoberhäupter in Peking, um seine "One Belt, One Road" (OBOR) Initiative vorzustellen. Gemäss McDonagh dürfte diese wohl eine der weltweit ehrgeizigsten transkontinentalen Infrastrukturprojekte überhaupt darstellen. Es sei eine gigantische Entwicklungsstrategie, die einen Vergleich mit der alten Seidenstrasse – terrestrische und maritime Handelswege, die Asien und Europa verbanden – nahe legt. Ähnlich wie damals umfasst das Projekt ebenfalls Land- und Seerouten, die etwa 60% der Weltbevölkerung und ein Drittel des globalen BIP abdecken könnte. Chinas finanzielles Engagement für das Programm wird auf 150 Mrd. US-Dollar pro Jahr in rund 65 Ländern geschätzt, die sich der Initiative angeschlossen haben.

China festigt Position als Wirtschaftsmacht
Die OBOR-Initiative beinhaltet klare Bestrebungen, Chinas Investitionen, seinen Einfluss und die Handelsbeziehungen mit der übrigen Welt zu stärken. Es stellt aber auch die Weichen für Chinas Aufstieg zu einer globalen Finanz- und Währungsmacht. Laut McDonagh entwickelt sich die Welt in Bezug auf Finanz- und Währungseinfluss entlang dreier Pole. Die USA und Europa bleiben die traditionellen Zentren, aber der zunehmende Einfluss und die Schlagkraft Chinas setzt sich weiter fort. Mit der neuen Seidenstrasse dürfte sich dieser Prozess nochmal beschleunigen.

McDonagh sieht dafür zwei Wege: die Förderung des chinesischen Renminbi (RMB) als globale Reservewährung und die Entwicklung eines in RMB denominierten Eurobond-Marktes. Was den ersten Punkt betrifft, hat China bereits grosse Fortschritte gemacht. Im Oktober 2016 hat der Internationale Währungsfonds den RMB in den Währungskorb, die Basis für die "Sonderziehungsrechte", mit aufgenommen – ein wichtiger Meilenstein bei der Integration Chinas in das globale Finanzsystem. Da die OBOR-Initiative an Fahrt gewinnt, erwartet McDonagh dasselbe bezüglich der RMB-Internationalisierung.

Potenzieller internationaler RMB-Eurobonds-Markt
Für China ergeben sich klare Vorteile, weit über das Privileg hinaus, das mit dem globalen Währungsreserve-Status verbunden ist. Dieser beinhaltet sowohl erhöhte "Soft-Power" als auch reduzierte Kapitalbeschaffungskosten. Da die RMB-Internationalisierung voranschreitet und das globale RMB Sparniveau steigt, wird die Entstehung eines internationalen RMB-Eurobonds-Markt – ähnlich wie dem des US-Dollars, der sich in den 1960er Jahren in Europa entwickelte – wahrscheinlich eintreffen. Für Investoren bedeutet dies, dass sie Staats- und Unternehmensrisiken denominiert in RMB managen müssen, was eine echte Abkehr von den heutigen USD- und EUR-Hartwährungsemissionen bedeutet.

OBOR wurde als globale Handels- und Infrastrukturinitiative gepriesen. "Das stimmt zwar, doch es steckt noch viel mehr dahinter", meint Colm McDonagh. Für die finanzielle und monetäre Vormachtstellung Chinas stellt es einen grossen Sprung nach vorn in Richtung einer wahrhaft dreipolaren Welt dar.

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