Höchste Zeit für mehr Inklusion am Finanzmarkt

Die Investmentbranche muss Wege finden, wie man Frauen zu mehr Engagements am Finanzmarkt überzeugen kann. (Bild: Shutterstock.com/M M Vieira)
Die Investmentbranche muss Wege finden, wie man Frauen zu mehr Engagements am Finanzmarkt überzeugen kann. (Bild: Shutterstock.com/M M Vieira)

Frauen haben häufig kein gutes Gefühl dabei, einen Teil ihres Geldes am Finanzmarkt anzulegen. In der Schweiz sind das vier von fünf Anlegerinnen. Das zeigt eine internationale Studie von BNY Mellon Investment Management.

02.02.2022, 06:02 Uhr

Redaktion: maw

Wenn Frauen im gleichen Masse wie Männer investieren würden (also sowohl dazu bereit als auch dazu in der Lage wären), würden weltweit zusätzlich 3,22 Billionen US-Dollar in den Finanzmarkt fliessen. Ausserdem würde ein Grossteil dieser Summe in Anlagen mit positiven Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt investiert werden. Das sind erste Ergebnisse einer Befragung von BNY Mellon Investment Management.

Der Vermögensverwalter wollte herausfinden, welche Hürden Frauen immer noch vom Anlegen abhalten und hat zu diesem Zweck eine Studie in Auftrag gegeben. Weltweit wurden die Antworten von insgesamt 8'000 Teilnehmenden aus 16 Länder – darunter auch die Schweiz – ausgewertet. Zudem wurden 100 Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt fast 60 Billionen US-Dollar befragt.

Drei Hürden halten Frauen vom Anlegen ab

Die Studie hat drei Hauptgründe identifiziert, die Frauen davon abhalten zu investieren. Der erste Grund ist die Einkommensschwelle. Im Durchschnitt meinen Frauen weltweit, dass sie etwa 4‘092 USD pro Monat bzw. 50‘000 USD pro Jahr an Einkommen bräuchten, bevor sie einen Teil davon anlegen könnten. In der Schweiz steigt dieser Betrag sogar auf 5‘500 USD pro Monat. Dieser Betrag sei für viele Frauen unerreichbar, sagen die Experten von BNY Mellon IM. Das halte sie davon ab, sich intensiv mit der Anlagethematik zu befassen.

Zudem haben Frauen häufig die Wahrnehmung, dass Investitionen von Natur aus risikoreich sind. Nur 9% der Frauen geben an, dass sie bei Anlagen in "hohem" oder "sehr hohem" Masse risikobereit seien, 49% hingegen beschreiben ihre Risikotoleranz als "moderat" und 42% haben eine "niedrige" Risikobereitschaft. In der Schweiz sagen 54% der Frauen, dass Aktienmarktanlagen für sie zu riskant seien.

Und drittens muss die Branche Wege finden, wie man Frauen besser ansprechen und zu Engagements am Finanzmarkt überzeugen kann. Weltweit haben nur 28% der Frauen ein gutes Gefühl dabei, einen Teil ihres Geldes am Finanzmarkt zu investieren. Dieser Anteil schwankt von Land zu Land erheblich, von 15% in Japan über 18% in der Schweiz bis hin zu 47% in Indien. Das deute darauf hin, dass das Vertrauen in Finanzanlagen in Schwellenländern höher sei. Der Grund könnte die jüngere Bevölkerung sein.

Frauen legen nachhaltig an

Die Studie zeigt, dass Frauen mit ihren Investitionen mehr als nur finanzielle Rendite erzielen wollen – sie möchten auch eine positive Wirkung für Gesellschaft und Umwelt erreichen. Wenn es gelingt, mehr Frauen zum Anlegen zu bewegen, könnte das zu einigem Neugeldzufluss in Fonds mit sozialen oder ökologischen Zielen führen.

Mehr als die Hälfte der Frauen (55%) würden investieren – oder mehr investieren –, wenn die Auswirkungen ihrer Anlagen mit ihren persönlichen Werten in Einklang stünden. 53% würden investieren – oder mehr investieren –, wenn der Fonds, in den sie anlegen, eindeutig einen guten Zweck verfolgen würde. Diese Einstellung ist bei jungen Frauen noch ausgeprägter. Der Studie zufolge bevorzugen sieben von zehn Frauen unter 30 (71%), die bereits investieren, Anlagen in Unternehmen, die ihre persönlichen Werte unterstützen; bei den über 50-jährigen Frauen, die investieren, liegt dieser Anteil bei 53%.

"Die Studie zeigt, dass eine erhöhte Beteiligung von Frauen am Investitionsgeschehen von entscheidender Bedeutung ist. Das nicht nur für ihren persönlichen Wohlstand und eine gerechtere Zukunft, sondern auch, um die Kapitalallokation zugunsten der Gesellschaft und der Umwelt zu erhöhen", kommentiert Hanneke Smits, CEO von BNY Mellon Investment Management, die Ergebnisse.

Schweizerinnen haben wenig Vertrauen in ihre Kenntnisse

Beinahe die Hälfte (44%) der Frauen in der Schweiz sind gemäss der Studie der Ansicht, dass sie ein gutes Verständnis vom Geldanlegen haben. Gleichzeitig zählen Schweizerinnen zu den Anlegerinnen, die weltweit am wenigsten Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben. Nur 17% der Frauen sind der Meinung, dass sie über ausreichende Kenntnisse verfügen, um Gelder anzulegen und 63% der weiblichen Befragten sind nicht an Finanzanlagen interessiert.

52% der Frauen, die nicht investieren, glauben, dass sie nicht wohlhabend genug sind, um Geld anzulegen. 48% gaben an, dass ein höheres Einkommen Einfluss darauf hätte, ob sie in Finanzanlagen investieren. Zwei von fünf der Frauen in der Schweiz (40%) finden, es sei «zu risikoreich zu investieren». 54% sagten, dass sie es sich nicht leisten könnten, mit Anlagen Verluste zu erleiden, während nur 25% der befragten Männer dieser Meinung sind.

Ausserdem haben 54% der Frauen Angst davor, nicht auf ihr Geld zugreifen zu können, wenn es in Anlagen gebunden ist. Investment-Apps und Online-Anlage-Tools schenkt die Hälfte der Frauen in der Schweiz kein Vertrauen.

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