04.06.2024, 09:00 Uhr
Der Asset Manager Bantleon baut laut Mitteilung sein Anleihenmanagement weiter aus und kauft von der Credit Suisse beziehungsweise UBS AG ihren Anteil von 62 Prozent an der Credit Suisse Investment Partners AG. Die...
Nach einem enttäuschenden Jahresauftakt mit weiteren Kursrutschen an den Aktienbörsen und einem Renditesprung bei Anleihen folgte zunächst eine starke Gegenbewegung. In der vergangenen Woche gaben die grossen Aktienindizes jedoch erneut spürbar nach. Ist die Party jetzt vorbei? "Zunächst ja", sagt Harald Preissler, Leiter Anlagemanagement bei Bantleon.
Mit dieser unklaren Antwort will Harald Preissler, Leiter Anlagemanagement des Asset Managers Bantleon Bank, sich nicht vor einer eindeutigen Aussage drücken, aber das Jahr 2018 werde wohl zwiespältig ausfallen. Für steigende Notierungen an den Finanzmärkten spreche die global anhaltend starke Konjunktur vor allem die in den USA, die vom Geldregen der Trump'schen Steuerreform einen zusätzlichen Schub erhalten hat.
"Dennoch dürfte die Partylaune schon bald zu Ende sein, denn bekanntermassen sind Anleger gnadenlos ungeduldig", sagt der Experte. Weiter steigende Aktiennotierungen setzen voraus, dass sich der Trend positiver Konjunkturüberraschungen fortsetzt. Nur so lassen sich immer neue Investoren zum Einstieg oder zum Aufstocken von Risikopositionen motivieren. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass bereits Stagnation mit Rückschritt gleichzusetzen ist und genau das bleibt Preisslers Basisszenario für das Jahr 2018.
Bewertungen enthalten ein grosses Mass an Hoffnungen
Zwar dürfte gemäss dem Experten das günstige Umfeld in den kommenden Wochen noch erhalten bleiben, die Warnzeichen für die Zeit danach nehmen jedoch bereits jetzt zu: etwa der Rücksetzer in den IFO-Geschäftserwartungen, das nachlassende Wachstum der Geldmenge M1, die Stagnation des Composite Leading Indicators, den die OECD für die Eurozone ermittelt und Bantleons eigenen, noch weiter vorausschauenden Frühindikatoren. Hinzu komme eine auf Wochenbasis beispiellos überkaufte Markttechnik an sämtlichen Börsenplätzen. "Nicht zu vergessen, die euphorische Stimmung vieler Anleger. Der AAII-Umfrage zufolge ist der Anteil der US-Aktienbullen auf den höchsten Stand seit Dezember 2010 gestiegen, während der Anteil der Bären so tief ist, wie seit 2005 nicht mehr", so Preissler. Deshalb würden positive Überraschungen zunehmend unwahrscheinlicher.
Das bedeutet, dass ein enormes Mass an Erwartungen und Hoffnungen in den aktuellen Börsenbewertungen und den Risikoprämien von Unternehmensanleihen eingepreist ist. Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Monaten das globale Investmentumfeld gewandelt: Staatsanleihen haben an Attraktivität gewonnen, vor allem kurz laufende US-Treasuries. 2-jährige Schatzanweisungen rentieren über 2%, 5-jährige bei 2,50%. "Das ist natürlich immer noch nicht üppig und schon gar nicht mit den Niveaus früherer Zeiten vergleichbar", beschwichtigt Preissler. Dennoch dränge sich die Frage auf, wie sich Anleger verhalten werden, wenn die massgeblichen Konjunkturbarometer in den Konsolidierungsmodus übergehen. Dann werden Gewinnmitnahmen einsetzen und Umschichtungen in sichere Staatsanleihen zunehmen.
Das nächste Jahr ist nicht gleich dem letzten Jahr
Deswegen geht Preissler davon aus, dass 2018 anders verlaufen wird als 2017 im Unterschied zum Konsensus, der die Trends des vergangenen Jahres mehr oder minder fortschreibt. Stattdessen rechnet der Experte mit grösseren Einschlägen an den Aktienmärkten (Drawdown von -15%), ohne deswegen das Ende des Aufwärtstrends auszurufen. Sollte sich die bevorstehende konjunkturelle Delle tatsächlich als temporäres Phänomen entpuppen, stehe einer Fortsetzung der Hausse im späteren Jahresverlauf nichts im Weg.
Die Anleihenmärkte dürften von diesem Umfeld profitieren. Deshalb stimmt Preissler nicht in den deutlich zu vernehmenden Abgesang auf die sicheren Häfen ein. Zwar dürfte die von ihm erwartete Beschleunigung der Inflation durchaus zu zwischenzeitlichen Renditeanstiegen führen. Per Saldo rechnet er aber im 1. Halbjahr mit anhaltend tiefen Renditen Schweizer Eidgenossen. Lange Laufzeiten könnten dann auch wieder spürbar unter die Nulllinie rutschen.