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"Wir sollten besorgt sein, wenn wir keine Fehler machen"

Scott Nisbet, Partner und Client Service Director bei Baillie Gifford (Bild: ZVG)
Scott Nisbet, Partner und Client Service Director bei Baillie Gifford (Bild: ZVG)

Das Fehlen kompletter Fehlgriffe in einem Portfolio würde darauf hindeuten, dass wir nicht genug Risiken eingehen, nicht genug wagen und nicht mutig genug sind, um die wahren Wachstumschancen zu suchen, sagt Scott Nisbet, Partner bei Baillie Gifford.

30.09.2020, 11:06 Uhr

Redaktion: rem

"Baillie Giffords Fehler-Philosophie ist, dass wir besorgt sein sollten, wenn wir keine Fehler machen", betont Scott Nisbet, Partner und Client Service Director bei Baillie Gifford. "Unsere Behauptung ist und bleibt, dass die meisten Fondsmanager in erster Linie durch die Notwendigkeit motiviert sind, Fehler zu vermeiden."

Die "kostspieligste" Folge davon sei übermässige Risikoscheu. Ironischerweise sei die Jagd nach "Stabilität" für viele Investmentmanager im Laufe der Jahre eine sehr kostspielige Illusion gewesen. Denn nur weil etwas langweilig sei, sei es noch lange nicht immun gegen plötzliche und seismische Störungen.

Kostspielige und ärgerliche Fehler

"Was sind die kostspieligsten Fehler, die wir gemacht haben, und was haben wir aus ihnen gelernt", fragt Nisbet und gibt Antwort: " Die Fehler, die uns am meisten auf die Nerven gehen, entsprechen wohl nicht der traditionellen Wahrnehmung von Fehlern, die als grobe Schnitzer bezeichnet werden. Es hat zwar Aktien gegeben, die in der Zeit, in der wir sie gehalten haben, um 90% gefallen sind. Bei uns erzeugt das aber nur mässigen Ärger und und es folgt eine Überprüfung, sobald sich der Staub gelegt hat."

Ein weitaus ärgerlicherer Fehler sei jedoch, dass Baillie Gifford nicht in Netflix investiert habe, als man den Kauf zum ersten Mal diskutiert habe. Es habe Unternehmen gegeben, die man nicht früh genug unterstützt habe, weil man durch ein kurzfristiges Ereignis von genau der Art, auf die Baillie Gifford stolz sei sie zu ignorieren, davon abgehalten wurde.

Etwa 80% seiner Kundengespräche verbringt Nisbet damit, Fragen zu Aktien zu beantworten, die sich anscheinend nicht so entwickeln wie erhofft oder die viel in der Presse stehen. Aber bei Hunderten von Treffen auf der ganzen Welt habe noch nie jemand gefragt: "Sind Sie optimistisch genug in Bezug auf die Wachstumsaussichten dieses Unternehmens?" Niemand dränge in den Gesprächen dazu, das Kurspotenzial höher anzusetzen oder die Vorstellung, wie sich dieses entwickeln könnte, nach oben zu schrauben. Die Fragen lauten immer: "Aber was ist denn mit der (XYZ-)Bedrohung?"

Die grösste Gefahr

"Aber die bei weitem grösste Gefahr wäre ein Mangel an Vision, um die grossartigen Wachstumsgeschichten vor unserer Nase zu erkennen. Sie wäre, das nächste weltweit führende Unternehmen zu verpassen, eine Erfolgsgeschichte zu früh aufzugeben oder das Vertrauen in die Aktien zu verlieren, die unsere höchsten Erwartungen übertreffen werden", so Nisbet

Bei Baillie Gifford gebe es nicht viele Beispiele für solche auf mangelnde Vorstellungskraft zurückgehende Fehler. Und diese auf ein Minimum zu beschränken, sei wichtig für die Zukunft des Unternehmens. "Auf der anderen Seite erwarten wir, dass einige Blindgänger darunter sein werden, wenn wir unsere Vorstellungskraft nutzen, um nach den stratosphärengebundenen Unternehmen der Zukunft zu suchen. Nur wenn es zu wenige gescheiterte Starts gibt, sollten wir uns Sorgen machen", schliesst Nisbet seine Betrachtung.

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