FundTech – die nächste Herausforderung für das Asset Management

Die möglichen Auswirkungen von Blockchain und künstlicher Intelligenz auf die Fonds- und Asset-Management-Branche standen im Zentrum des Swiss Fund Day 2018. Die neuen Technologien lösen gewisse Ängste aus, bergen aber auch grosses Potenzial für die Branche.

27.11.2018, 15:55 Uhr

Redaktion: rem

Die neuen Technologien wie Blockchain und künstliche Intelligenz können die Wertschöpfungskette im Asset Management nachhaltig verändern und die Kosten markant reduzieren. Welche Herausforderungen die sogenannte vierte industrielle Revolution mit sich bringt und wie sie umgesetzt werden kann, wurde am Swiss Fund Day 2018 diskutiert.

Wie bereits bei den früheren Veranstaltungen lag also der Fokus der 13. Ausgabe des Branchenanlasses, der am 22. November von Quartal Financial Solutions, der Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA und State Street in Zürich durchgeführt wurde, auf technischen, prozessualen und operativen Aspekten. Referenten zeigten auf, welche Auswirkungen die neuen Technologien im Asset Management haben und wie sie neue Wege in den Bereichen Prozesse, IT und Backoffice eröffnen können.

Chancen des Wandels wahrnehmen
Gemäss aktuellen Studien sind bislang nur 10% der FinTech-Startup-Investitionen ins Asset Management geflossen, während 73% der Gelder im Retail- und KMU-­Banking investiert wurden mehrheitlich in Projekte rund um den Zahlungsverkehr. Dies deutet darauf hin, dass die vierte industrielle Revolution im Asset Management noch nicht richtig Fuss gefasst hat.

Markus Fuchs, Geschäftsführer der SFAMA, kam in seiner Grussbotschaft auf die Ambiguität gegenüber FinTech, RegTech und Blockchain zu sprechen. Auf der einen Seite bestünden Ängste, obsolet zu werden. Zudem könnten die neuen Technologien eine Gefahr für den Finanzmarkt als Ganzes darstellen. Und auf der anderen Seite gebe es die Hoffnung, damit die Kosten senken und so die Margen halten zu können. Fuchs zeigte anhand der top 10 gelisteten Unternehmen auf, wie gemessen an der Marktkapitalisierung die Technologie-Giganten in den letzten 10 Jahren die Energie- und Finanzkonzerne verdrängt haben und wie sich eine neue virtuelle Welt bildet, der man sich nicht verschliessen sollte; vielmehr sollte man die Chancen des Wandels wahrnehmen.

Digitale Kultur im Unternehmen schaffen
Joseph Pinto, Global Chief Operating Officer, AXA Investment Managers, zeigte auf, wie die neuen Technologien die Strategie eines global tätigen Asset Managers beeinflussen und wie die Digitalisierung das Asset Management entlang der Wertschöpfungskette disruptiert. Um neue Wertschöpfungsquellen zu erschliessen, braucht es demnach nebst dem Aufbau einer Technologieplattform vor allem die Schaffung einer digitalen Kultur im Unternehmen. Dabei gelte es, neue Verhaltensweisen zu lernen und alte Gewohnheiten loszulassen. Eine Schlüsselherausforderung sei unter anderem, den Return on Investments der digitalen Initiativen zu messen. Dies dürfte es nicht zuletzt innovativen Mitarbeitern in grösseren Asset-Management-Firmen besser ermöglichen, visionäre Initiativen zu legitimieren und diese mit der Agilität eines FinTech-Unternehmens voranzutreiben.

Auf das Investment von State Street in neue Technologien fokussierte Kirk Wylie, Principal Risk Architect und Senior Vice President, State Street. Das Unternehmen befinde sich in der Anfangsphase einer mehrjährigen Technologietransformation, sagte er. Diese verlange signifikante Investitionen und neue Ansätze in Bereichen, die bis jetzt ausserhalb des traditionellen Asset Managements lagen zum Beispiel Big Data, Micro-Services und Hybrid Clouds. Die IT-Umgebung müsse von Grund auf mit moderner Technologie neu aufgebaut werden, um eine ausbaubare und skalierbare Infrastrukturplattform zu kreieren.

Komplexe Systeme als Risiko für Unternehmen

David Wright, EMEA Head of Product Strategy for the Systematic Active Equity, BlackRock, erläuterte die Möglichkeiten von Big Data und Machine Learning bei Aktieninvestitionen. Die Art und Weise, wie Menschen heute interagierten, handelten, arbeiteten und konsumierten, sei noch vor einem Jahrzehnt kaum vorstellbar gewesen. Technologie und die Explosion von Big Data würden die Anlagestrategien der Zukunft prägen. "Big Data und Machine Learning werden das Investieren nicht ersetzen. Aber wir glauben, dass sie zunehmend notwendig werden, um Alpha zu generieren", sagte Wright. Er wies auch auf die neue Konkurrenz durch die Technologiefirmen vor allem bei der Jagd nach Talenten hin.

Das Management der Risiken und der Komplexität bei Investmentsystemen war das Thema von Tom Howat, Chief Technology Officer, GAM Systematic/Cantab. Komplexe Investmentsysteme können laut Howat ein Risiko für das Unternehmen darstellen. Dieses kann durch Grundprinzipien der Software-Entwicklung wie beispielsweise Audit, Testing und Rollback reduziert werden.

Zabrina Smith, Vice President Market Advocacy & Innovation Research, Northern Trust, zeigte die Innovationen von Blockchain und künstlicher Intelligenz für die Fonds-­ und Asset-Management-Industrie auf. Anhand einer praktischen Fallstudie über eine kommerzielle Blockchain-Live­Implementierung wurde der Ansatz von Northern Trust zur Erforschung und Entwicklung von Prototypen und Piloten erklärt. Auch ethische Überlegungen zur Nutzung künstlicher Intelligenz kamen dabei zur Sprache.

Zum Abschlusse des Swiss Fund Day 2018 wurde unter der Leitung von Anke Dembowski, Co-­Founder & Geschäftsführerin, Fondsfrauen, zum Thema Millenials vs. Dinosaurier haben die Asset Manager den Anschluss verpasst? diskutiert. Im Panel vertreten waren Stephanie K. Wickihalder, Head Digital Initiative, Partnership & Control, Credit Suisse Schweiz; Ella Rabener, Co-­Founder & CMO, Scalable Capital; Jana Ebner, Senior Consultant Digital Banking, TME, Iwan Deplazes, Präsident der Asset Management Plattform Schweiz.

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