An Open Banking führt kein Weg vorbei

Massimo Ferrari, CEO Assetmax
Massimo Ferrari, CEO Assetmax

Jede Person besitzt eigene personenbezogene Daten und sollte daher in der Lage sein, selbst zu entscheiden, wie die Daten verwendet werden und an wen sie weitergegeben werden.

18.01.2019, 09:00 Uhr

Redaktion: rem

"Das Prinzip, dass man selbst über die Verwendung der eigenen Daten bestimmen kann, steht heutzutage auch für Finanzinstitute im Vordergrund", sagt Massimo Ferrari, CEO Assetmax. Wie er erläutert, wurde eine konkrete Massnahme von der EU mit der Einführung der PSD2 (Payment Services Directive 2) getroffen. Durch diese Direktive sind Finanzinstitute verpflichtet, Informationen zu Zahlungskonten an externe Serviceprovider weiterzugeben unter der Prämisse, dass Kunden dies auch wünschen. Dies soll durch das sogenannte Open Banking geschehen: die Möglichkeit, Kontoinformationen via offene und standardisierte Programmierungsschnittstellen (API) zuzugreifen.

Die breite Adoption dieser Direktive in der Schweiz ist aber nicht regulatorisch verpflichtend und hat aktuell tatsächlich noch nicht stattgefunden. Die SBA (Swiss Bankers Association) argumentiert, dass dieser "Eröffnungsprozess" von der Nachfrage getrieben werden solle, statt vom Gesetzgeber.

Open Banking demokratisiert den Innovationsprozess
Massimo Ferrari ist überzeugt, dass Bankkunden von Open Banking profitieren könnten, weil diese Standardisierung den Innovationsprozess in der Finanzindustrie demokratisieren würde: Jedes Unternehmen könnte ganz einfach auf Wunsch der Kunden auf die nötigen Daten bei der Depotbank zugreifen, um eine Finanzdienstleistung anzubieten. Umgekehrt könnte eine Depotbank mit einem reduzierten IT Aufwand interessante und innovative Dienstleistungen von Drittparteien im eigenen Angebot integrieren. "Dem Bankkunden eröffne sich durch das Open Banking ultimativ eine Art App Store von Dienstleistungen für Kontoinformationen", erklärt Ferrari: "eine Revolution, welche auch das Interesse von grossen Tech Unternehmen wie z.B. Google, Apple, Amazon geweckt hat."

Auch ohne Adoption von PSD2 bewege sich die Schweiz weiter in Richtung der offenen Banken-Schnittstellen. Auf einer Seite gebe es Initiativen wie die "API Banking" des Fachverbands Swiss Fintech Innovations (SFTI), welche auf die Definition und die Adoption von offenen Standardschnittstellen durch Schweizer Instituten zielen. Auf der anderen Seite gebe es in der Schweiz rund 300 innovative Unternehmen (Quelle: Swisscom Fintech Startup Map Dezember 2018) welche eine Anbindung zu Finanzdienstleistern brauchen und von einer Standardisierung der Schnittstelle stark profitieren würden.

Offene Formate als Basis für Open Banking
Ferrari stellt die Frage in den Raum, welche technischen Hürden die Einführung von einer Schweizer Version des "Open Bankings" weiter bremsen könnten. Die Standardisierung sei schliesslich keine Erfindung der letzten Jahre. Zum Beispiel böten Swift und Ebics bereits seit längerem Formate und Protokolle für den Austausch von Konto- und Wertschriften-Informationen an. Es handelt sich dabei meistens um proprietäre Formate, welche bei Benutzung Kosten verursachen können. Das "Open Banking" sollte jedoch auf offenen Formaten basieren. Im EU Markt gebe es bereits etablierte Anbieter, welche diese Formate liefern können, und die sich bald auch in der Schweiz etablieren werden.

"Die grösste Hürde kommt aber von der Heterogenität der IT Systeme der Banken", sagt Ferrari. In seinen Augen bereitet die Übermittlung von Zahlungskonto-Informationen keine grossen Schwierigkeiten, aber die Vorbereitung von vollständige Depot- und Wertschrifteninformationen oder Transaktionsdaten stellt die Bank vor eine grosse Herausforderung, da die Qualität dieser Daten von Bank zu Bank stark variieren. Schlussendlich wäre der Austausch einiger individueller Personen-bezogenen Daten (z.B. Identifikationsinformationen oder Anlegerprofil) auch nötig, um eine vollständige Dienstleistung anbieten zu können. Die Diskussion betreffend solcher Möglichkeiten sei aber noch im Anfangsstadium.

Assetmax an der Finanz19: Stand S.49, Weitere Informationen finden Sie hier.

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