26.07.2024, 12:33 Uhr
Die Mieten für Wohnungen sind im zweiten Quartal 2024 in fast allen Regionen der Schweiz weiter gestiegen. Bei den Büroflächen zeigt sich hingegen ein durchzogenes Bild.
Im Sommer 2021 galt der Anstieg der Verbraucherpreise noch als vorübergehend. Inzwischen ist die Preissteigerung kaum zu übersehen. Die Inflation hat auch die Aktienmärkte in Mitleidenschaft gezogen. Anlagen in Infrastruktur bieten in diesem Umfeld laut M&G Investments Diversifikationsvorteile.
Gemäss M&G Invewstments boten in der Vergangenheit Infrastrukturanlagen in manchen Phasen einen Inflationsschutz. Dazu verweist der britischen Asset Manager auf eine Analyse von S&P Dow Jones Indices mit Daten vom 31. Dezember 2002 bis 31. März 2021. Demnach haben der Dow Jones Brookfield Global Infrastructure Index und der S&P Global Infrastructure Index den S&P Global Broad Market Index in Monaten mit hoher Inflation übertroffen – im Durchschnitt um eine jährliche Rendite von 3,1% bzw. 2,4%. In Monaten mit niedriger Inflation entwickelte sich der Dow Jones Brookfield Global Infrastructure Index leicht besser als der S&P Global Broad Market Index. Der S&P Global Infrastructure Index erzielte eine schwächere Performance.
Einen Grund für die Inflationsresistenz von Infrastrukturanlagen sieht M&G darin, dass viele der Erträge aus diesen Vermögenswerten an die Inflation gekoppelt sind. In Verträgen kann festgelegt sein, dass regelmässige Zahlungen wie Lizenzgebühren an bestimmte Inflationskennzahlen gekoppelt sind. In anderen Fällen kann eine Inflationsbindung gesetzlich festgelegt sein; das gilt in einigen Ländern etwa bei mautpflichtigen Strassen.
Steigende Inflation bedeutet auch steigende Zinssätze. Diese wirken sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf Infrastrukturanlagen aus, Denn damit steigt auch der Zinssatz, mit dem deren Cashflows abgezinst werden. Bei der Wertermittlung einer Anlage auf der Grundlage des reinen Cashflows gilt: Je höher der Abzinsungssatz für diese Cashflows, desto geringer der Wert der Anlage. Das betrifft jedoch nicht nur Infrastrukturtitel, sondern praktisch alle Unternehmen.
Als zinssensitives Beispiel führt M&G Versorger an, ein wichtiges Teilsegment der Infrastrukturanlagen. Diese weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit Anleihen auf. Versorger leisten regelmässige Barzahlungen, ähnlich wie Anleihen regelmässige Zinszahlungen tätigen. Dennoch haben Versorgungsunternehmen in den letzten 20 Jahren (also in sehr unterschiedlichen Zinsumfeldern) den breiteren Aktienmarkt übertroffen (siehe Abbildung 1).
Nach Ansicht von M&G liegt dies zum Teil an der Aufstockung der kräftigen Dividenden, die in diesem Sektor tendenziell gezahlt werden. Hinzu kommt, dass Versorger zunehmend als zentrales Element des Übergangs zu erneuerbaren Energien angesehen werden. Abgesehen davon liegen die Realzinsen inflationsbereinigt weiterhin tief im negativen Bereich. Einige Marktbeobachter erwarten, dass die Zentralbanken die Realzinsen so lange wie möglich dort halten werden. Dies trägt dazu bei, die Schuldenlast für den öffentlichen und privaten Sektor zu verringern.
Auch die Volatilität gehört zu den Themen, die Anleger derzeit beunruhigen. Der VIX-Volatilitätsindex – auch als «Angstindex» bekannt – kletterte am 7. März auf ein Jahreshoch von 36,45. Seitdem ist er wieder gesunken. Dennoch lag er Mitte Juni immer noch bei rund 34, verglichen mit 17 Ende Dezember 2021 und vor einem Jahr.
Der Krieg Russlands ist in den Augen von M&G der Hauptgrund für den Anstieg der Volatilität an den Finanzmärkten. Der Krieg hat verdeutlicht, wie riskant eine übermässige Abhängigkeit von russischem Gas ist. Zum einen handelt es sich bei diesem Gas um ein politisch instrumentalisiertes Gut, das von einem unberechenbaren Regime kontrolliert wird. Zum anderen fliesst es durch Pipelinenetze in Osteuropa.
Zu beachten ist, dass börsennotierte Infrastrukturwerte typischerweise weniger volatil sind als der breite Markt. Ein Grund könnte darin zu suchen sein, dass die Erträge dieser Unternehmen besser vorhersagbar sind als die am breiten Aktienmarkt und sogar bei REITs. Dies erleichtert eine genauere Bewertung – auch in unsicheren Zeiten. Auch ein Blick auf die Gewinnentwicklung vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) macht Unterschiede deutlich. Ein Vergleich des GLIO-Index mit globalen Aktien zeigt: Infrastrukturunternehmen erzielten in den zwei Jahrzehnten vor der COVID-19-Pandemie stabilere Gewinne als globale Unternehmen im Allgemeinen (siehe Abbildung 2).
Die Erholung nach der Pandemie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weltweit grosse Investitionen in Infrastruktur erfordern. Tatsächlich haben Regierungen in aller Welt bereits entsprechende Pläne angekündigt, um die Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie zu unterstützen. Die USA haben ein 1,2 Billionen US-Dollar schweres Programm aufgelegt. Damit soll die marode amerikanische Infrastruktur repariert, modernisiert und ausgebaut werden. Die Europäische Union verfolgt einen «Green Deal». Damit will sie erneuerbare Energien und sauberen Verkehr fördern.
M&G ist überzeugt, dass börsennotierte Infrastrukturunternehmen nicht nur von der Umstellung auf erneuerbare Energien profitieren könnten. Sie sind auch ein potenzieller Nutzniesser anderer langfristiger struktureller Trends, etwa der digitalen Konnektivität und der demografischen Entwicklung. Das sind starke Themen, die gemäss dem britischen Asset Manager noch viele Jahrzehnte prägen werden. In diesem Umfeld sind wir ausgesprochen zuversichtlich, was die langfristigen Chancen der börsennotierten Infrastruktur betrifft.