14.04.2023, 09:59 Uhr
«Sind niedrigere Staatsschulden, positive Realzinsen und die Finanzierung der Energiewende miteinander vereinbar?», fragt sich Niall O’Sullivan, Chief Investment Officer, Multi Asset Strategies – EMEA bei...
Zumindest die Aktienmärkte haben die Katerstimmung nach dem betrüblichen 2022 rasch abgelegt und an den ersten Handelstagen im Januar Optimismus gezeigt. Ob dieser im weiteren Jahresverlauf anhält, wird sich zeigen, sagt Thomas Rühl, CIO und Leiter Research im aktuellen Marktkommentar der Schwyzer Kantonalbank. Besonders die Bedeutung von Indien dürfte zunehmen.
Die Aussichten für Anlegerinnen und Anleger haben sich klar verbessert: Die Inflation hat in den wichtigsten Ländern die Höchststände hinter sich. Die Weltwirtschaft wird aufgrund der Geldpolitik schwächer wachsen. Rezessionen in den USA und Europa scheinen unvermeidlich. «Deren Intensität dürfte aus unserer Sicht jedoch geringer ausfallen als angenommen. Ausserdem rechnen wir damit, dass die geopolitische Lage nicht weiter eskaliert und die Handelspartner in Ost und West keine weiteren Barrieren errichten», sagt Rühl.
Nach der Zinswende und den steilen Anstiegen der Renditen rechne er für 2023 mit einer Beruhigung. Die Zentralbanken werden weitere Zinserhöhungen beschliessen, allmählich jedoch auf eine ruhigere Gangart umschwenken. Der Handlungsdruck aufgrund der Inflation hat deutlich abgenommen und die vergangenen Zinserhöhungen zeigen Wirkung. Mit geringen Schwankungen der Zinsdifferenzen könnten auch die Devisenmärkte an Stabilität gewinnen. «Ausserdem rechnen wir für das neue Jahr nicht mit einer Wiederholung der Bewertungsverluste auf dem Anleihenmarkt. Wir halten insbesondere Unternehmensanleihen für attraktiv. Sie bieten höhere Renditen und damit einen gewissen Inflationsschutz.»
Im neuen Jahr lohnt sich ausserdem ein Blick auf die Schwellenländer: Das wirtschaftliche Zugpferd China lahmt. Nach Abschaffung der harten Lockdowns grassiert die Pandemie weitgehend unkontrolliert. Dazu kommen Turbulenzen am Immobilienmarkt, zurückhaltende Konsumenten, Handelsbarrieren und Reformschwäche. Dagegen dürfte die Bedeutung von Indien zunehmen. Das Land wird China bei der Bevölkerungszahl demnächst überholen. Ob Indien auch gleichermassen an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt, ist jedoch ungewiss. Beim Bildungsstand, der Infrastruktur und der Erwerbsbeteiligung hinkt Indien anderen Schwellenländern hinterher. Global ausgerichtete Unternehmen werden sich jedoch noch stärker auf die Konsumenten auf dem Subkontinent ausrichten.