23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die Weltwirtschaft befindet sich in einer prekären Lage. Eine breitflächige Rezession kann 2023 möglicherweise verhindert werden. Aber bestimmte Regionen kämen um einen Wirtschaftseinbruch nicht herum oder steckten bereits darin, findet Shamik Dhar, Chefökonom des US-Vermögensverwalters BNY Mellon Investment Management.
Eine ganze Reihe von Problemen beschäftigt die Weltwirtschaft. Drei davon stechen besonders hervor. Erstens die anhaltende Energiekrise, die durch Russlands Einmarsch in der Ukraine ausgelöst wurde und die nun zu Beginn des Winters für hohe Erdgas- und Strompreise sorgt. Zweitens die erhöhte Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel), die durch angespannte Arbeitsmärkte und steigende Löhne verstärkt wird. Und drittens die Situation in China, wo Immobilienkrise und Null-Covid-Politik erheblich auf der Konjunktur lasten.
Jedes dieser drei Hauptprobleme trifft die grossen Wirtschaftsräume unterschiedlich. Die Energiekrise ist in erster Linie ein europäisches Problem – hier ist die Abhängigkeit von Erdgas von ausserhalb des Kontinents am grössten. Die Kerninflation wiederum ist in den USA das grösste Erschwernis und entsprechend schwierig in den Griff zu kriegen. Die US-Notenbank steckt Fed steckt laut BNY Mellon-Chefökonom Shamik Dhar noch immer mitten in der Aufhol- resp. Kampfphase.
China schliesslich kämpft mit hausgemachten Problemen. Die Regierung will die Macht der grossen IT-Konzern im Land beschränken und ist mit einer Immobilienkrise konfrontiert. Daraus folgert BNY Mellon-Chefvolkswirt Dhar, dass die Lieferketten störungsanfällig bleiben.
Kann die Weltwirtschaft eine Rezession 2023 vermeiden? Im Basisszenario, der US-Investmentbank kommt es mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% zu einer globalen Rezession (mehr dazu und zu den beiden anderen Szenarien – eine eher weiche Landung (30%) und "eine Sicherung brennt durch" (10%) siehe Vantage Point Q4 2022). Einige Regionen sind mehr gefährdet als andere. Aus Sicht der US-Bank befindet sich die europäische Wirtschaft bereits in einer Rezession oder dürfte bis zum Jahresende in eine solche abrutschen.
In den USA rechnet das Basisszenario aufgrund der streng-restriktiven Fed-Politik ebenfalls mit einem konjunkturelle Rückgang und einer "erheblichen Schwächung des Arbeitsmarktes". Die Zinsen würden länger hoch bleiben und die Währungshüter bis ins Jahr 2024 hinein auf der geldpolitischen Bremse stehen. Als Folge schwäche sich der Wirtschaftsverlauf unter den Wachstumstrend ab und bis zur Erholung werde es einige Zeit dauern.
Chinas Beharren auf einer strikten Null-Covid-Politik werde die inländische Konsumentenstimmung, den Arbeitsmarkt und die Konjunktur insgesamt weiter belasten. Peking schnüre zwar immer grössere «quasi»-fiskalische Konjunkturpakete, habe aber Mühe, den Einbruch im Immobiliensektor zu verhindern.
Am Aktienmarkt dürfte die Talsohle noch nicht erreicht sein, "aber möglicherweise ist sie nicht mehr weit entfernt", fügt Shamik Dhar hinzu. Trotz Abwärtsrisiko auch am US-Aktienmarkt bevorzugt BNY Mellon Investment Management amerikanische Titel. Europäische Werte und Aktien aus Schwellenländern könnten mit US-Valoren nicht mithalten.
Unter anderem verweist die Bank auf eine Untersuchung der Baissen am US-Aktienmarkt seit 1929. Sie zeige, dass der S&P 500-Index in den meisten Fällen im Jahr nach dem Eintritt in einen Bärenmarkt wieder positiv schliesst.