Trotz der Aussicht auf eine globale Wirtschaftserholung müsse mit erhöhter Volatilität gerechnet werden, so Sébastien Galy von Nordea Asset Management. (Bild: Pixabay.com)
Insgesamt dürfte sich die Weltwirtschaft in den kommenden Wochen und Monaten weiter erholen. Doch angesichts zunehmender Inflation und steileren Zinskurven rechnet Sébastien Galy von Nordea Asset Management mit Phasen erhöhter Volatilität. Anlagelösungen sollten dynamisch an die wechselnden Umstände angepasst werden.
03.04.2021, 08:53 Uhr
Redaktion: alm
Die ersten drei Monate dieses Jahres waren geprägt von umfangreichen Staatsausgaben zur Krisenbewältigung und weltweiten Impfkampagnen. Als Folge liessen sich erste Anzeichen dafür erkennen, dass die Weltwirtschaft wieder verstärkt geöffnet wird und damit etwas an Schwung aufnimmt. Für das zweite Quartal erwartet Sébastien Galy, Senior Macro Strategist bei Nordea Asset Management, dass sich die Weltwirtschaft weiterhin langsam erholten dürfte. In der zweiten Jahreshälfte geht er von einer Beschleunigung dieses Prozesses aus.
Welchen Effekt wird das auf die Teuerung haben? Die Inflation werde voraussichtlich zunehmen, da sie von einem niedrigen Niveau herrühre und die Wirtschaft wieder anziehe. Galy erwartet jedoch, dass die Zentralbanken dies wahrscheinlich ignorieren werden. Ausserdem ist er der Ansicht, dass sich ein Umfeld geprägt von Wirtschaftswachstum und zurückhaltenden Zentralbanken positiv auf Schwellenländer auswirkt – insbesondere wenn die Volkswirtschaften in China und Indien anziehen.
Kehrseite der Wirtschaftserholung
"Wenn sich die Wirtschaft weltweit verbessert, werden auch die Sorgen wieder zunehmen, dass das Ende der lockeren geldpolitischen Bedingungen bevorsteht. Das wiederum bedeutet eine steilere Zinskurve in den USA und Druck auf Wachstumsaktien. In einem solchen Umfeld können börsenkotierte Infrastruktur, flexible Lösungen und gedeckte Schuldverschreibungen die Risiken eines typischen Portfolios reduzieren", erklärt Galy.
Zentralbanken dürften zurückhaltend bleiben
Trotz einer vergleichsweise langsamen Auslieferung der Impfstoffe ist der Experte mit Blick auf die europäische Wirtschaft optimistisch. Gemäss dem wirtschaftlichen Konsens dürfte sich 2021 um 4,3% wachsen. Das Covid-19-Finanzpaket der EU biete viel Hoffnung für die Peripherie – ganz besonders Mario Draghis Paket über 200 Mrd. Euro für Italien. Die EZB werde sich für eine ganze Weile zurückhalten, auch wenn die Inflation im zweiten Quartal zunimmt, und kämpfe gegen grössere Anstiege der Staatsanleihenrenditen.
Die amerikanische Wirtschaft dürfte etwas stärker wachsen, nämlich um mindestens 5%. "Mit einem Fiskalpaket über 1,9 Bio US-Dollar in den Vereinigten Staaten und wahrscheinlich einem weiteren in Höhe von 3 Bio. wird das Wachstum den Konsens aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch übersteigen", sagt Galy. In der Debatte gehe es hauptsächlich darum, ob dies inflationär genug sein wird, damit die US-Notenbank (Fed) darauf reagiert. Diese Frage dürfte an den Märkten in den nächsten Monaten immer wieder aufkommen und einen gewissen Aufwärtsdruck auf die Zinskurve der US-Staatsanleihen ausüben. "Wir gehen davon aus, dass die Fed bis 2023 in Wartehaltung bleibt und 2022 die Anleihekäufe reduziert", so der Experte.
Weniger Eingriffe in chinesischen Devisenmarkt
Chinas Wirtschaft hingegen durchläuft eine Abschwächung, da die Covid-19-Fälle wieder zugenommen haben. Die Fiskalpolitik bleibt locker, während der Konsum nach wie vor hinter den Erwartungen zurückbleibt. Sobald der Arbeitsmarkt anziehe, sollte auch der Konsum zunehmen, ist Galy überzeugt. Die Exporte seien stark und dürften aufgrund der höheren globalen Nachfrage wachsen. Vor allem die Halbleiterexporte im asiatisch-pazifischen Raum sollten sich weiter nach oben entwickeln.
"Angesichts dessen und erhöhter Risiken im Wohnungsbau und in gewissem Masse auf dem Finanzmarkt wird die Zentralbank die Zinssätze in der zweiten Jahreshälfte, in der mit einem Wachstumstrend von 8% gerechnet wird, wahrscheinlich nur um 20 Basispunkte anheben. Zusätzlich zur Einhaltung des Fünfjahresplans mit Schwerpunkt auf Technologie, grünen Initiativen und Konsum wird die Regierung wahrscheinlich weiterhin ein Programm zur vorsichtigen Risikominderung der Immobilien- und Finanzsysteme verfolgen", schätzt Galy. Angesichts des Risikos einer Konfrontation mit den Vereinigten Staaten werde China vermutlich weniger in seinen Devisenmarkt eingreifen.
Dynamische und flexible Lösungen gefragt
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen, legt Galy den Fokus insbesondere auf Aktien aus dem asiatisch-pazifischen Raum sowie auf soziale Selbstbestimmung, ein globaler Megatrend. Ausserdem betrachtet er Aktien als teilweise Absicherung gegenüber der Inflation, und globale börsenkotierte Infrastruktur dürfte auch bei einem Überhitzen der Wirtschaft von den Staatsausgaben in Europa und den USA profitieren. "Die defensive Anlageklasse wird nicht nur zu historischen Abschlägen gehandelt, sie verfügt aber auch über ein hohes Exposure in langfristigen Trends wie alternde Vermögenswerte, Dekarbonisierung und Datenwachstum, was das Wachstumspotenzial weiter vorantreiben wird", so Galy. Eine steilere Kurve dürfte auch europäischen Finanzschuldtiteln zugutekommen, während gedeckte Schuldverschreibungen Sicherheit bieten, insbesondere bei niedriger Duration.
Auch während des zweiten Quartals dürfte das Umfeld laut Galy für riskante Vermögenswerte weitgehend unterstützend sein, obwohl die Angst vor anhaltenden Anstiegen der Inflation dieses Szenario verändern könnte. "Wir gehen davon aus, dass sich daraus phasenweise eine stärkere Volatilität ergibt, ebenso wie Phasen mit niedrigeren Wachstumserwartungen. Daraus resultiert weiterhin die Empfehlung zu flexiblen Lösungen, die sich mittels dynamischer Asset-Allokation schnell an neue Umstände anpassen können", meint der Experte abschliessend.
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