Zwei Schlüsselfragen bestimmen die Wachstumsaussichten

Die Analysten von Standard Life Investments erläutern, welche zwei Aspekte ihrer Ansicht nach für den weiteren Konjunkturverlauf 2017 entscheidend sein werden.

31.07.2017, 10:47 Uhr

Redaktion: jho

Das Jahr 2017 hielt bereits einige Überraschungen bereit. Die politische Blockade in Washington hat sogar die pessimistischsten Erwartungen übertroffen, das chinesische Wachstum erholte sich stärker als die meisten Ökonomen erwarteten und das Spiel von Theresa May mit den vorgezogenen Neuwahlen führte bei den Brexit-Verhandlungen zu einer unerwarteten Wendung. Trotz dieser Überraschungen sind der weltweite Handel und die Produktion in einer gesunden Geschwindigkeit weiter gewachsen. Zur Jahresmitte und in dieser letzten Ausgabe des wöchentlichen Wirtschaftsausblicks vor der Augustpause, wirft Standard Life Investments den Blick auf zwei Schlüsselfragen, welche die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft im Rest des Jahres 2017 prägen werden.

Die erste entscheidende Frage ist, ob der aktuelle Handels- und Produktionszyklus seinen Höhepunkt erreicht hat. Der globale Fertigungszyklus erlebt seit dem vierten Quartal 2016 einen Aufschwung, angeführt von Schwellenländern und Europa. Allerdings war die Entwicklung uneinheitlich. Innerhalb der Schwellenländer fand der stärkste Zuwachs der Handelsaktivität in Asien und im aufstrebenden Europa statt (siehe Grafik). Diese Regionen profitierten von der Nähe zum schnell wachsenden China bzw. der Europäischen Union. Globale Umfragedaten wie der weltweite Verkaufsmanagerindex von JP Morgan zeigen eine anhaltende Expansion der Produktion, aber die Aktivität scheint im ersten Quartal ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Der Schlüsselfaktor für die Antwort auf die Frage liegt darin, ob sich die Wirtschaftsaktivität stärker in die Breite ausdehnt. Dies gilt für einzelne Länder wie die USA, wo sich die Ausdehnung auf den Energiesektor konzentriert hat, oder China, wo sich die Ausdehnung auf den Wohnungssektor konzentriert hat, ebenso wie für die Entwicklung über verschiedene Länder hinweg.

Die zweite entscheidende Frage ist, wie die Änderungen in der Politik die Wachstumsaussichten beeinflussen werden. Insbesondere die Handelspolitik, aber auch die Fiskalpolitik stehen dabei im Zentrum. Protektionistische Ängste dominierten nach der Wahl von Donald Trump. Seither wurden die Handelsbarrieren jedoch nur wenig erhöht. Allerdings deuten die jüngsten Versuche, sich aus der NAFTA zurückzuziehen, oder die Hinweise darauf, dass das Weisse Haus nationale Sicherheitsgründe verwenden könnte, um Einführzölle für Stahl und Aluminium zu erheben, darauf hin, dass die US-Regierung immer noch plant, Wahlversprechen in die Tat umzusetzen. Deshalb wird die weitere Entwicklung in der Fiskalpolitik in den Industriestaaten zu einer Schlüsselfrage: Wird Washington die politische Blockade bei der Umsetzung der Fiskalreformen überwinden oder mindestens die Steuern senken? Oder wird Deutschland auf die Aufforderungen des Internationalen Währungsfonds reagieren und die öffentlichen Investitionen erhöhen?



Den vollständigen Wirtschaftsausblick in Englisch erhalten Sie hier.

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