23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
Das 10. Basler Fondsforum war auch heuer mit rund 280 Gästen gut besucht. Dem Organisationskomitee gelang es, drei hochkarätige Referenten zum diesjährigen Thema „Finanzindustrie: Zurück zur Normalität? Beurteilungen zum Zustand der internationalen Finanzindustrie“ zu gewinnen. Zum Kerninhalt avancierten dabei die geplanten Regulierungen.
„Sind Sie als Derivat-Experte bald arbeitslos?“, begann Moderatorin Corinna Wohlfeil (bekannt als Redaktorin und Moderatorin bei n-tv) die Veranstaltung ironisch, nachdem das Publikum von der Basler-Regierungsrätin Dr. Eva Herzog in einer Rede begrüsst wurde. Angesprochen war Prof. Dr. Manuel Ammann, Direktor des Swiss Institute of Banking an Finance an der Universität St. Gallen, der schlagfertig antwortete, dass er sich nun halt auf das Gebiet „Bankenregulierungen“ spezialisiere.
Fragwürdigkeit geplanter
Regulierungsmassnahmen
Daraufhin
präsentierte Ammann seine sechs Lektionen aus der Kreditkrise, die es in
Zukunft zu beachten gelte. Die Krise sei zwar der Auslöser für neue Regulierungs-Debatten,
„aber warum so viel Vertrauen in hoheitliche Steuerung und regulatorische
Massnahmen setzen?“, fragte sich Ammann und wies darauf hin, dass Krisen kaum
durch Risikoreduktion verhindert werden können. Entscheidend sei viel mehr,
dass Risiko und Return an der gleichen Stelle liegen. Es könne nicht sein, dass
Finanzinstitute die Gewinne einstreichen, das Risiko aber durch den Staat und
die Bürger getragen werde. Mit seiner Debt-Equity-Swap-Idee sorgte er für
Diskussionsstoff. So soll ein Mindestanteil des Fremdkapitals bei Banken in
Obligationen vorhanden sein, welche in Krisenfällen zu Aktien umgewandelt
würden. Damit blieben die Risiken bei den intendierten Risikoträgern.
Verantwortung und Ethik als Basis
Gerold
Bührer, Präsident von Economiesuisse, wählte einen anderen Ansatz und machte
darauf aufmerksam, dass ohne Verantwortung und Ethik in der Finanzbranche jede
Regulierung wertlos ist, da Finanzinstitute immer wieder Wege finden werden,
die Regeln zu umgehen. Er zeigte sich enttäuscht, dass durch die Krise und
deren Verursacher der Geist des Liberalismus in Frage gestellt wird. Es sei
wichtig, dass wieder langfristige Anlagestrategien verfolgt werden. Der
Finanzplatz Schweiz hat für Bührer weiterhin eine grosse Zukunft. Allerdings
zeigte er sich besorgt über die Rekordverschuldung der Staaten und die Vorgehen
der Zentralbanken. In den nächsten Jahren würden über 20% der Einnahmen vielen
Staaten für die Zinstilgung gebraucht, was verheerende Folgen für wichtige
Investitionen im Bereich Infrastruktur, Forschung oder Bildung haben wird.
Fondswirtschaft – back on track
„Die
Eule ist ein Tier, das den Kopf auf beide Seiten drehen kann und bei der beide
Füsse eng zusammenstehen“, so Dr. Matthäus Den Otter, Geschäftsführer Swiss
Funds Association (SFA), bei seinen Ausführungen zur neuen Imagekampagne zu
Anlagefonds, welche mit einer Eule als Symbol lanciert wurde. Der Anleger und
sein Wissen werden oft überschätzt. Dem müsse entgegengewirkt werden. Dieses
Unwissen sei der Hauptgrund für die Kampagne durch die SFA. Sein Referat gab auch
eine Übersicht zur Schweizer Fondsindustrie. So werden Schweizerische Fonds laut
Den Otter oft unterschätzt, da die Anzahl klein ist. Vom Volumen aber machen
sie vor allem dank institutionellen Anlegern fast einen Drittel des hiesigen Fondsmarktes
aus. Betreffend Marktentwicklung zeigte er sich überrascht, dass bei den
Aktienfonds im vergangenen Jahr keine Netto-Rücknahmen zu verzeichnen waren.
Dafür war dies umso stärker bei den Anleihen-Fonds, „die dafür bei steigenden
Zinsen wieder an Attraktivität gewinnen werden“, so Den Otter überzeugt. Gegenüber
den zunehmenden Forderungen nach Regulierungen gab sich Den Otter gelassen: „Fonds
sind bereits extrem reguliert, daher ist dies kein Problem.“
Fondsbranche hat Zukunft
„Die
Fondsbranche ist ein gesättigter Markt, doch die Zukunftschancen sind intakt“,
so Den Otter zuversichtlich. Vor allem bei den Alternativen Investments sieht
er Potenzial. So wagte er die Prognose, dass Funds of Hedge Funds zukünftig
wieder an Bedeutung gewinnen werden. Er bemerkte auch, dass manchmal mehr
Langeweile angebracht wäre. In den USA werden seit Jahren Zuflüsse bei „alten“
Produkten erzielt, wo hingegen in Europa die Zuflüsse meist nur bei neuen Produkten
generiert werden. (cl)