23.12.2024, 09:08 Uhr
Die Europäische Zentralbank (EZB) steht laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde kurz davor, ihr Inflationsziel in der Euro-Zone zu erreichen. Allerdings beschäftigt sie die hohe Teuerung bei den Dienstleistungen.
An den Welt-Finanzmärkten kann im Augenblick von Euphorie keine Rede sein; Krisenszenarien jeglicher Couleur sind verbreitet und die Stimmungslage ist gedämpft. Trotzdem geht Pictet weiterhin von einem längerfristigen Aufschwung aus.
Die Expert von Pictet sehen eine simultane Expansion von Industriestaaten und Schwellenländern, die zu entsprechend robustem Wachstum führt. Am drastischsten zeigt sich dies an den Ertragsbilanzen der Schwellenländer. Waren vor zehn Jahren noch alle im Defizit, so sind jetzt alle im Überschuss und die durchschnittliche Sparquote in den Schwellenländern beläuft sich mittlerweile auf 30%. In gewisser Weise erinnert die momentane Situation etwas an den simultanen Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg und Parallelen zu den fünfziger und sechziger Jahren können bemüht werden. Wie wir aber ebenfalls wissen, endeten die glorreichen 50er und 60er Jahre in der Inflationsphase der 70er Jahre.
Vorübergehende Schwäche der Vereinigten Staaten
Im Jahre 1998 machten die Vereinigten Staaten volle 50% des Weltwirtschaftswachstums aus. Zehn Jahre später ist dieser Anteil auf 16.5% geschrumpft, nur noch knapp über dem Anteil Europas, der sich auf 15.8% beläuft. Asien insgesamt erklärt mittlerweile 31.3%. Kein Zweifel, die amerikanische Wirtschaft ist unter Druck. Die kreditfinanzierte Konsumwelle ist an ihre Grenzen angelangt. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Konsumanteil von 75% am amerikanischen Volkseinkommen zu hoch sei im Vergleich zu den gängigen 60-66% in vergleichbaren Volkswirtschaften. Eine solch abnorme Entwicklung lässt sich nicht ohne schmerzhafte Krisensymptome auf ein Normalmass herunterfahren. Im Verlauf dieses Anpassungsprozesses muss ein neues Gleichgewicht gefunden werden, das Ressourcen freisetzt, die in den Export gehen können. Wir glauben, dass dies wahrscheinlich ohne Rezession ablaufen wird.
Vergleich mit 1998 stimmt zuversichtlich
Positive Aspekte ergeben sich aus einem Vergleich von 1998 und 2007. Während zum Ende der Achtziger Jahre der Dollar zu steigen begann, ist er jetzt seit zwei Jahren schwach und stützt die Exporte und die Industrietätigkeit. 1996 bis August 1998 stieg der handelsgewichtete Dollarkurs um 15% an, was einer Zinserhöhung um 150 Basispunkte entsprach. 2006/07 ist der Dollar schwach und stützt die Konjunktur. 1998 fielen die Exporte der USA angesichts der Asienkrise und des starken Dollars. 2007 ist die Auslandsnachfrage dagegen bereits stark. Somit schwächte sich 1998 Industrietätigkeit ab, 2007 steigt sie aber und erlaubt eine langsame Anpassung der amerikanischen Außenposition. Das Fed seinerseits hilft exakt wie 1998 durch eine expansive Geldpolitik. Dabei laufen die Stellungnahmen des Federal Open Markt Committees genau nach dem Muster von 1998 ab. Nach im August noch explizit geäußerter Inflationsgefahr schwenkte das Fed damals innerhalb von drei Monaten auf einen äußerst expansiven Kurs um.
Kernpunkte zusammengefasst
Die Weltwirtschaft zeigt sich heute viel ausgeglichener als 1998. Das weltweite Wachstum geht weiter, selbst wenn sich das Wachstum der Vereinigten Staaten abschwächen sollte. Dabei ist der Zinsauftrieb nur vorübergehend gestoppt und der Aufwärtstrend wird im Verlauf von 2008 wieder aufgenommen werden. Fundamental-Modelle deuten auf einen erheblichen Anpassungsbedarf bei den Währungen hin. In diesem Umfeld bleiben Aktien die attraktivste Aktivenklasse, denn der tiefe Risikoappetit bei gleichzeitig günstigen Fundamentaldaten bietet eine solide Ausgangslage. Vor allem Japan wird als Spekulation für 2008 gesehen, während eher wenige Sektorideen bestehen.