21.11.2024, 09:43 Uhr
Auftragsmangel und höhere Kosten lassen immer mehr Unternehmen in Deutschland aufgeben. Im Oktober 2024 stieg die Zahl der beantragten Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr um 22,9 Prozent. Damit liegt die Zuwachsrate...
Die Mitglieder von Verwaltungsräten in der Schweiz sehen die Konjunkturentwicklung mit Blick auf die nächsten zwölf Monate sehr negativ und erwarten einschneidende wirtschaftliche Folgen für viele Branchen.
Verwaltungsräte schätzen die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz sehr pessimistisch ein: 55% der befragten Verwaltungsratsmitglieder erwarten in den nächsten zwölf Monaten eine Verschlechterung der Konjunktur und nur gerade 8% eine Verbesserung; 37% beurteilen die Aussichten als neutral. Die Branchenaussichten werden von 33% negativ und nur von 17% positiv eingeschätzt (50% neutral). Dies geht aus dem von der Vereinigung swissVR zusammen mit dem Beratungsunternehmen Deloitte und der Hochschule Luzern veröffentlichten swissVR Monitor hervor.
Weniger pessimistisch hingegen fällt das Urteil bei den Geschäftsaussichten des eigenen Unternehmens aus: 23% der Befragten erwarten eine negative Entwicklung, 47% beurteilen die Aussichten als neutral und fast ein Drittel (30%) gar als positiv. Der Anteil mit positiven Einschätzungen liegt mit 30% zwar um 25 Prozentpunkte tiefer als vor einem halben Jahr, ist aber immer noch fast doppelt so hoch wie bei den Branchenaussichten und vier Mal so hoch wie bei den Konjunkturaussichten.
Stark negative wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise spüren vor allem die Tourismus- und Gastgewerbebranche: Hier werden die Geschäftsaussichten von 55% der Befragten negativ eingeschätzt. Einzig die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)-Branche schätzen die Geschäftsaussichten weiterhin mehrheitlich als positiv ein (53%). Auch in der Branche Pharma, Life Sciences, Medtech und Gesundheit fallen mit 38% die positiven Einschätzungen überdurchschnittlich aus; diese liegen laut Deloitte aber deutlich unter den Werten von Anfang 2020.
Entsprechend haben diese zwei Branchen einen optimistischeren Ausblick für die nächsten Monate. Die Zuversicht der IKT-Branche beruht stark auf dem Digitalisierungsschub, den Unternehmen im Zuge der Krise angestossen haben. Die Gesundheitsbranche verspricht sich wohl positive Impulse von der gestiegenen Nachfrage nach und den höheren staatlichen Investitionen in Medizinprodukte und Gesundheitsdienstleistungen.
Grosse Unterschiede in der Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise gibt es auch je nach Unternehmensgrösse: Grossunternehmen sind weniger pessimistisch als KMUs. Grössere Unternehmen verfügen über ein besseres Krisenmanagement und wohl auch grössere finanzielle und personelle Ressourcen um die Anfänge der Corona-Krise und die Zeit danach zu managen.
Die Gesundheit und der Schutz von Mitarbeitenden, Geschäftspartnern, Lieferanten und Kunden hatten im Krisenmanagement für die grosse Mehrheit der befragten Verwaltungsratsmitglieder (88%) in den letzten Monaten oberste Priorität. Auch die Überwachung der Finanzlage und Liquiditätssicherung (87%) sowie die Risikobeurteilung und Anpassung der Geschäftsplanung (87%) waren sehr wichtige Aspekte des Krisenmanagements in der VR-Tätigkeit.
Mehr als die Hälfte der Befragten (59%) gaben an, dass die Corona-Krise erlaubte, strategische Initiativen wie beispielsweise die Digitalisierung oder Automatisierung mit Hochdruck voranzutreiben. In der Finanzdienstleistungsbranche (75%) und bei Grossunternehmen (65%) ist das Momentum am höchsten; klar unterdurchschnittlich ist es hingegen in der IKT-Branche (48%) sowie im Detailhandel und in der Konsumgüterindustrie (49%).
Christoph Lengwiler, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern und Vizepräsident von swissVR kommentiert: "Wir haben gesehen, was in ausserordentlichen Zeiten möglich ist. Sowohl in der Politik – z.B. COVID19-Kredite, Kurzarbeit – als auch in den Unternehmen wurden quasi über Nacht Lösungen realisiert, die in normalen Zeiten wohl Monate oder gar Jahre lang diskutiert worden wären. Grosse Veränderungen brauchen manchmal Sichtbarkeit und Druck, wie wir sie nun erleben. Wir müssen aus der Krise lernen und Opportunitäten konstruktiv nutzen. Hier sehe ich sowohl für die Wirtschaft als auch für die Politik Chancen, um nachhaltige Akzente zu setzen."