Ungeduldiges Warten auf Okay zum ersten Bitcoin-ETF

Die SEC-Genehmigung könnte den Bitcoin von aktuell rund 29
Die SEC-Genehmigung könnte den Bitcoin von aktuell rund 29'000 Dollar kurzfristig auf 33’350 Dollar hieven, meint ein Beobachter. (Bild: Shutterstock.com/RikoBest)

Anleger warten seit Jahren auf einen Spot-ETF auf die führende Kryptowährung Bitcoin. Aber bisher ziert sich die US-Börsenaufsicht SEC. Die Genehmigung des ersten Bitcoin-ETF wäre ein Wendepunkt. Umso mehr fiebert die Branche der Bewilligung entgegen. Morningstar zeichnet die wechselvolle Geschichte mit ihren Pro und Contras auf.

07.08.2023, 09:33 Uhr

Redaktion: hf

Mehrere grosse Vermögensverwalter (zuerst BlackRock, dann Invesco, Fidelity und WisdomTree) haben bei der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) die Genehmigung zur Auflegung von Bitcoin-Spot-ETF beantragt. 2021 brachte ProShares den ersten Bitcoin-ETF in den USA heraus, doch handelte es sich dabei nicht um ein "Spot"-Produkt (eines, das direkt in Bitcoin investiert), sondern um eine auf Futures basierende Strategie – "ein wichtiger Unterschied", wie Morningstar-Autor Valerio Baselli in seinem Lagebericht schreibt.

Die Anlegergemeinde wartet seit Jahren auf einen Spot-ETF auf die führende Kryptowährung, bisher ohne Erfolg. "Der Hauptvorteil eines solchen Produkts wäre die Möglichkeit, Bitcoin zu kaufen und zu verkaufen, ohne ein Konto auf einer Kryptowährungs-Börsenplattform eröffnen zu müssen", hält Baselli fest.

Angst vor Betrug und Klagen

Angesichts der nicht einfachen Situation, in der sich viele dieser Börsen befinden, könnte ein ETF das Risiko von Betrug oder Klagen für die Anleger verringern, so der Autor weiter. Es würde Anlegern auch die Mühe ersparen, ein separates Wallet zum Speichern ihrer digitalen Vermögenswerte einzurichten, so dass sie ihr Bitcoin-Engagement zusammen mit dem Rest ihres Finanzportfolios verwalten könnten.

"Der Grund, warum die SEC in der Vergangenheit Fidelity, Grayscale und andere abgelehnt hat, war, dass keine der Anträge einen robusten Überwachungsmechanismus für Bitcoin-Transaktionen zur Verhinderung von Preismanipulationen vorsah", erläutert Madeline Hume, leitende Research-Analystin bei Morningstar.

Und sie verweist auf ein früheres Vorkommnis, bei dem die Erlaubnis der SEC auf sich warten liess: Anfang der 2000er Jahre standen Manager, die Spot-ETC (Exchange Trades Commodities) lancieren wollten, die in physisches Gold investieren, vor einem ähnlich mühsamen Prozess.

Zwei Aufsichtssysteme vorgeschlagen: CME und Coinbase

Gleichwohl steigen die Chancen, dass die SEC bei den beantragten Bitcoin-Spot-ETF US-ein Einsehen hat. Was sich verändert? Morningstar antwortet, das Neue am Vorschlag von BlackRock bestehe darin, dass die Börse, an der der ETF notiert werden soll – die Nasdaq – angekündigt hat, zwei Aufsichtssysteme anzustreben: eines auf dem Terminmarkt, überwacht durch die CME (Chicago Mercantile Exchange), und ein anderes auf dem Spotmarkt, vertreten durch Coinbase.

Coinbase sei in der Lage, auf vertrauliche Informationen über Transaktionen zwischen Bitcoin-Käufern und -Verkäufern zuzugreifen, und zwar auf eine Art, die einer Terminbörse wie der CME nicht möglich ist, erklärt Morningstar. Die Nasdaq verfügt über eine Geschichte von Überwachungsvereinbarungen, die Coinbase nicht hat.

Das Ergebnis sei ein konservativer und vorsichtiger Ansatz: "Durch die Verknüpfung der CME mit Coinbase über Nasdaq wird davon ausgegangen, dass es möglicherweise einfacher ist, Betrug aufzudecken, als es jeder allein könnte", sagt Madeline Hume.

Meinungen sind geteilt

Wird das genügen? Hume meint, es sei nicht sicher, ob die Beteiligung von Nasdaq ausreiche, um die SEC zu überzeugen, da nicht klar sei, wie hoch die Hürden der Regulierungsbehörde sind. Darüber hinaus bestünden Zweifel an Coinbase selbst.

Die SEC hat bereits bemängelt, dass Coinbase nicht ausreichend reguliert sei, und hat das Unternehmen am 6. Juni verklagt. Auch Filippo Diodovich, Senior Market Strategist bei IG Italien, ist zurückhaltend. Gegenüber Morningstar meint er: "Die Zweifel vieler Anleger hängen mit dem Quasi-Monopol von Binance im Bitcoin-Spot- und Futures-Handel zusammen. Dies könnte die SEC dazu veranlassen, erneut Anfragen von Vermögensverwaltern abzulehnen."

Optimistischer ist Ophelia Snyder, Präsidentin und Mitbegründerin von 21Shares: "Die Zulassung eines solchen Produkts in den USA würde eine größere Anerkennung dieses Marktes bedeuten. Darüber hinaus würden wir mit dem Zufluss von neuem Kapital rechnen", bemerkt sie.

Okay würde Bitcoin-Kurs stimulieren

Sollte der Antrag von BlackRock genehmigt werden, wären Tür und Tor für ähnliche Vorschläge anderer Manager geöffnet. Filippo Diodovich von IG Italien ist überzeugt: Im Falle einer SEC-Genehmigung dürfte der Bitcoin deutlich über 32’000 Dollar steigen, mit einem kurzfristigen Ziel bei 33’350 Dollar.

Unabhängig, ob und wann ein Okay der SEC erfolgt, Ophelia Snyder von 21Sharesdie durch die Blockchain-Technologie hervorgerufene Innovation werde den Markt für digitale Vermögenswerte weiterhin vorantreiben. Gegenüber Morningstar hält sie fest: "Auf der ganzen Welt beobachten wir eine zunehmende institutionelle Akzeptanz digitaler Assets, die dazu führen dürfte, dass diese in den kommenden Monaten und Jahren reifen und sich konsolidieren."

Stillstand auch in Europa

Auch der europäische Bitcoin-ETF-Markt ist in Aufruhr. Diesen Sommer wird der erste europäische Spot-ETF auf Bitcoin an der Euronext Amsterdam gelistet, ein Fonds des britischen Finanzhauses Jacobi Asset Management, genehmigt von der Finanzaufsicht der Bailiwick of Guernsey.

Derzeit gibt es mehr als 120 ETP (Exchange Traded Products) auf Kryptowährungen mit Sitz in Europa. Aus Sicht der Regulierung handelt es bei bei ihnen nicht um ETF, sondern um ETC oder ETN (Exchange Traded Commodities oder Exchange Traded Notes), wie Morningstar erläutert. Es seien Schuldtitel mit sehr langer oder unbegrenzter Laufzeit, die keine Zinsen zahlen und die darauf ausgelegt sind, die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Vermögenswerts, beispielsweise digitaler Währungen, nachzubilden.

Quelle: Morningstar
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