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Ukraine-Krieg überschattet Konjunkturindikatoren

Die Finanzanalysten rechnen in der Eurozone mit einer konjunkturellen Eintrübung im nächsten halben Jahr. (Bild: Shutterstock.com/Eelnosiva)
Die Finanzanalysten rechnen in der Eurozone mit einer konjunkturellen Eintrübung im nächsten halben Jahr. (Bild: Shutterstock.com/Eelnosiva)

Das Konjunkturbarometer der KOF ist im März zurückgegangen. Die Erholung von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wird jetzt überschattet vom Krieg in der Ukraine. Derweil ist die Stimmung von Analysten mit Blick auf den Schweizer Konjunkturverlauf in den kommenden sechs Monaten regelrecht eingebrochen. Gleichzeitig sind ihre Inflationserwartungen gestiegen.

30.03.2022, 17:06 Uhr

Redaktion: rem

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF erwartet insgesamt für die nahe Zukunft eine moderate Entwicklung der Schweizer Wirtschaft. Das KOF-Konjunkturbarometer fiel im März von 105,3 (revidiert von 105,0) um 5,6 auf 99,7 Punkte. Es steht damit knapp unter seinem Durchschnittswert von 100. Die Normalisierung seit dem letzten Höchststand im Mai 2021 setze sich damit fort, zuletzt wohl massgeblich getrieben durch die erwarteten Auswirkungen der militärischen Gewalt in der Ukraine, so die KOF. Verantwortlich für den Rückgang seien in erster Linie die Indikatoren aus dem Verarbeitenden Gewerbe, gefolgt von jenen beim privaten Konsum. Bei den übrigen ins Barometer eingehenden Indikatoren zeigten sich dagegen kaum Veränderungen.

Im Produzierenden Gewerbe (Verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe) wird insbesondere die Auftragslage als weniger positiv eingeschätzt, gefolgt von der Geschäftslage, der Produktion und der Beschäftigung. Im Verarbeitenden Gewerbe signalisieren alle im Barometer abgebildeten Branchen gegenüber dem Vormonat Verschlechterungen. Am deutlichsten ist diese Stimmungseintrübung in der Textilindustrie, gefolgt von der Elektro-​ und der Chemieindustrie sowie dem Maschinenbau und der Metallindustrie.

Analysten-Indikator fällt tief

Der CS-CFA-Society-Switzerland-Indikator, der die Erwartungen der Analysten misst, steht neu bei -27,8 Punkten, nachdem im Vormonat noch ein Wert von +9,0 erreicht worden war. Er ist damit auf den tiefsten Wert seit dem März 2020 gefallen, als Corona die Weltwirtschaft in den Bann zog. Damals wurden -45,8 Punkte erreicht.

Der Indikator zeige damit die Erwartung einer deutlichen Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik in der Schweiz in den kommenden sechs Monaten an, erklärte die Credit Suisse am Mittwoch. Das Rezessionsrisiko halten Analysten dennoch für "überschaubar" – nur 9% der Umfrageteilnehmer sehen diese Gefahr. Pessimistischer sehen die Analysten die Aussichten für die Eurozone: Zwei Drittel der Befragten rechnen dort mit einer konjunkturellen Eintrübung im nächsten halben Jahr. Eine Rezession hält jeder fünfte Umfrageteilnehmer für wahrscheinlich.

Deutlich zugenommen haben die Sorgen der Analysten mit Blick auf die künftige Inflation. Sechs von zehn Umfrageteilnehmern rechnen mit einer anziehenden Teuerung in der Schweiz, der Eurozone und den USA. Ein späterer Rückgang der Inflation im Laufe des Jahres sei durch den Krieg weniger wahrscheinlich geworden.

In Bezug auf die Geldpolitik ist laut der Analysten-Umfrage ein Fünftel der Befragten von der Ansicht abgerückt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den nächsten sechs Monaten die Zinsen erhöhen werden. Auch langfristig sind die Inflationserwartungen der Finanzanalysten gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Inflation langfristig über das Zielband der SNB hinausschiessen könnte, beziffern die Umfrageteilnehmer mittlerweile mit 29%.

Defensivere Portfolios

Seit der Krieg in der Ukraine tobt, haben drei Viertel der Analysten ihre Portfolios angepasst und defensiver ausgerichtet. Jeder dritte Experte hat dabei laut der Umfrage die regionale Aktienausrichtung verändert, etwa durch ein tieferes Exposure gegenüber Russland oder Europa. Jeder vierte Analyst hat gar die komplette Aktienallokation verringert. Viele hätten als Reaktion vermehrt zu Rohstoff-Anlagen gegriffen.

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