09.12.2024, 13:15 Uhr
Die wirtschaftlichen Perspektiven im Euroraum haben sich im Dezember verschlechtert. Der vom Analyseinstitut Sentix erhobene Konjunkturindikator fiel auf den tiefsten Stand seit November 2023.
Nach einer Langfrist-Studie des Digitalverbandes Bitkom werden in Deutschland im Jahr 2040 rund 663 000 IT-Fachleute fehlen, wenn die Politik nicht entschieden gegensteuert. Der Verband geht davon aus, dass derzeit 149 000 offene Stellen im IT-Bereich nicht besetzt werden können.
Die grosse Lücke entsteht in den kommenden Jahren vor allem durch den steigenden Bedarf an Programmierern, Systemadministratoren und anderen IT-Fachkräften. Bis zum Jahr 2040 sind hier insgesamt 1,92 Millionen Stellen zu besetzen. Diesem Bedarf stehen aber nur ein Angebot von 1,26 Millionen Fachkräften gegenüber.
Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst sagte, zu diesen Zahlen kämen noch tausende offene Stellen mit IT-Schwerpunkt in Verwaltungen, Schulen oder Wissenschaftseinrichtungen hinzu. «Der sich seit Jahren verschärfende Mangel an IT-Fachkräften betrifft das ganze Land und bremst die dringend notwendige Digitalisierung.» Eine immer grösser werdende Fachkräftelücke in der IT bedeute einen Verlust von Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand. «Ohne IT-Spezialistinnen und -Spezialisten verspielt Deutschland seine digitale Zukunft», sagte Wintergerst.
Mit einer Reihe von Gegenmassnahmen liesse sich die Lücke aber weitgehend schliessen, erklärte der Branchenverband. So könnten bis zum Jahr 2040 rund 108 000 zusätzliche Fachkräfte auf den Markt kommen, wenn es gelänge, mehr Studierende und Auszubildende gewinnen, Mädchen und Frauen für IT begeistern und Studienabbrüche in der Informatik reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten aber beispielsweise in allen Bundesländern das Pflichtfach Informatik ab Sekundarstufe 1 eingeführt sowie mehr Lehrstühle für Informatik, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eingerichtet werden.
Eine Gegenmassnahme sei auch, ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus zu halten. Damit könnten 68 500 zusätzliche Fachkräfte bis zum Jahr 2040 aktiviert werden. Weitere 129 500 zusätzliche Fachkräfte könnten gewonnen werden, wenn man Interessierten aus anderen Berufen den Einstieg in die IT ermöglichen und erleichtern würde. Alle Massnahmen in Deutschland reichten aber nicht aus, sagte Wintergerst. Über 320 000 Fachkräfte könnten aber aus dem Ausland angeworben werden. «Alleine können wir die Lücke nicht schliessen.»
Für einen Ausbau der benötigten Zuwanderung müsse die Wirkung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes durch Massnahmen verstärkt werden. Dafür müssten etwa die Einwanderungsverfahren einheitlich digitalisiert werden. Der Bitkom verlangte ausserdem eine Umstrukturierung der Ausländerbehörden zu «Willkommensagenturen» sowie ein internationales Marketing für den IT-Standort Deutschland. «Diese Menschen werden weltweit umworben. Damit wir für sie attraktiv sind, muss Deutschland eine offene, tolerante und freie Gesellschaft bleiben», sagte Wintergerst.