19.02.2025, 10:42 Uhr
«Eine schnell wachsende Mittelschicht eröffnet Unternehmen neue Konsumchancen in Indien. Hersteller von Haushaltsgeräten profitieren beispielsweise vom Boom der Klimaanlagen, einem neuen Statussymbol», schreiben...
Angesichts einer anhaltend schwachen Nachfrage im wichtigen Markt China ging der Umsatz der Swatch Group 2024 um 14,6 Prozent auf 6,74 Mrd. Franken zurück. Der Gewinn brach um 75 Prozent auf 219 Mio. ein. Analysten hatten im Schnitt mit 407 Mio. Franken gerechnet.
Um Währungseinflüsse bereinigt nahmen die Verkäufe des Uhrenkonzern um 12,2 Prozent ab. Analysten hatten im Durchschnitt einen Rückgang um knapp 10 Prozent erwartet. Der Betriebsgewinn (Ebit) tauchte auf 304 Mio. nach 1,19 Mrd. im Vorjahr. Daraus resultiert eine Beriebsgewinnmarge von noch 4,5 Prozent nach 15,1 Prozent 2023. Das schwierige Berichtsjahr zieht auch eine Dividendenkürzung nach sich: Die Ausschüttung wir auf 4,50 Franken je Inhaberaktie reduziert nach 6,50 Franken im Jahr davor.
Swatch Group spricht von einer anhaltend schwierigen Marktsituation in China. Den massiven Rückgang beim operativen Ergebnis führt das Unternehmen aber auch darauf zurück, dass «bewusst Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze aufrechterhalten wurden.»
Die stark gesunkene Nachfrage nach Konsumgütern in China und den von chinesischen Touristen stark abhängigen südostasiatischen Märkten hat sich im zweiten Halbjahr 2024 fortgesetzt. Der Umsatz in diesen für die Konzernmarken wichtigen Regionen ging um rund 30 Prozent zurück. Der Anteil von China (inklusive Hongkong und Macau) am Gesamtumsatz betrug noch 27 Prozent nach 33 im Vorjahr.
Dafür meldet Swatch Group Rekordumsätze und Marktanteilsgewinne in den USA, Japan, Indien und dem Mittleren Osten – mit dem stärksten Wachstum der Marken Omega, Longines und Tissot. Tissot etwa habe in den USA erstmals die Umsatzmarke von 100 Mio. Dollar übertroffen.
In Japan erreichte der Konzern hohe zweistellige Wachstumsraten. Insbesondere die Marken Harry Winston, Omega, Longines und Tissot hätten ihre Positionen stark ausgebaut.
Beim Ausblick gibt sich das Unternehmen zuversichtlicher: Erwartet wird 2025 eine positive Umsatzentwicklung in Lokalwährungen, basierend auf guten Verkäufen im Dezember ausserhalb von China sowie geplanten Produktneuheiten in allen Preissegmenten. man rechne für das neue Jahr mit «substantiellen» Verbesserungen beim Umsatz, dem operativen Resultat und beim Cashflow, meldet Swatch.
Die Verkäufe im Dezember 2024 seien «sehr positiv» gewesen. Der Umsatz der Prestige-Marken lag allerdings noch unter dem Vorjahreswert. Insgesamt hätten die USA, Kanada und auch einige europäische Länder wie Grossbritannien, die Niederlande und Belgien die Vorjahresumsätze um 20 Prozent oder mehr übertroffen.
Der Konzern will weiterhin keine Produktionskapazitäten abbauen und auf Entlassungen verzichten, wie er betont. Das werde 2025 bei steigendem Umsatz zu einer raschen Ergebnisverbesserung führen. Weltweit seien fast alle Märkte auf Wachstumskurs, nur im Grossraum China gebe es Probleme mit dem Konsum.
2024 nahm die Mitarbeiterzahl durch natürliche Fluktuationen um 2,1 Prozent ab. Ausserdem wurde das Brillengeschäft von Rivoli Group mit einem Partner im Mittleren Osten zusammengelegt. Als Folge wurden rund 430 Personen in eine neue Gesellschaft transferiert, an der Rivoli eine Minderheitsbeteiligung hält. Der Personalbestand Swatch Group betrug per Ende Jahr knapp 32'500 Personen.
Das Unternehmen investierte 2024 weiter in eigene Retailgeschäfte und Produktionsgebäude. Insgesamt wurden 568 Mio. Franken investiert nach 803 Mio. im Vorjahr.
Die Börsenreaktion war negativ. Die Inhaberpapiere verloren am Donnerstag um fast 6 Prozent auf 153 Franken weiter an Wert, obwohl namentlich Rückschläge in China erwartet worden waren – und auch, dass sich der Konzern mit Entlassungen und Umstrukturierungen traditionell zurückhält, was im Grunde aus Sicht von Belegschaft und Wirtschaftstandorts löblich ist. Hüsch-und-Hott war noch nie die Philosophie des Unternehmens.
Mit der reduzierten Dividende rentieren die Titel noch immer respektable 2,9 Prozent. Die gedrückte Konsumlage in Teilen der Welt und weiter bestehende Überkapazitäten in der Produktion lassen nicht auf eine schnelle Erholung der schon länger enttäuschenden Kursentwicklung schliessen.