23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
Die Schweizer möchten mehr über Finanzthemen wissen.
Diese sollen insbesondere in der Ausbildung und in den Berufsschulen behandelt
werden. Das ist eines der Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen Studie von
AXA Investment Managers (AXA IM) in Zusammenarbeit mit TNS Infratest. Bereits zum
vierten Mal in Folge hat das Unternehmen die Schweizer zu ihrem Wissen und
ihrer Einstellung zu Investmentfonds befragt.
Über die Hälfte (52 %) der
Schweizer wünscht sich mehr Vermittlung von Finanzwissen während der Ausbildung
und in den Berufsschulen. 38 Prozent der Schweizer möchten die Behandlung von
Finanzthemen bereits während der Schulzeit. Die Lücke zwischen Wunsch und
Wirklichkeit ist jedoch gross, da nur jeder vierte Schweizer (27 %) angibt,
sein Finanzwissen tatsächlich aus der Ausbildung bzw. der Berufsschule zu
haben. In der Schule sind es sogar lediglich 16 Prozent.
Gravierende Wissenslücken bei Finanzthemen
Die
Studie bestätigt erneut, dass es in der Schweiz ganz generell einen erheblichen
Mangel an Finanzbildung gibt. Das Wissensniveau zu Geldanlagethemen ist
unverändert niedrig. Der sogenannte AXA IM Wissensindex ist seit Beginn der
Studie im Jahr 2007 um ganze acht Punkte gesunken und liegt in diesem Jahr nur
bei 43 Indexpunkten. Dieser Index errechnet sich aus fünf Kernfragen und zeigt
das allgemeine Fonds- Wissensniveau der Bevölkerung auf. Der AXA IM
Wissensindex bildet zudem vier Teilgruppen ab, die nach Wissensniveau und
Indexpunkten gegliedert sind: Der Profi, der Fortgeschrittene, der Anfänger und
der Unwissende. Knapp die Hälfte der Schweizer (46 %) gehört zur AXA IM
Wissensgruppe der "Anfänger", wenn es um das Thema Finanzen geht. 2007 waren es
nur 38 Prozent. Es scheinen sich somit immer weniger Menschen in diesem Bereich
auszukennen. Gleichzeitig liegt die Anzahl der "Profis" in diesem Jahr mit nur
vier Prozent auf dem halben Wert seit Beginn der Erhebung (2007: 8 %). Obwohl
das tatsächliche Wissen der Schweizer in den vergangenen Jahren gesunken ist,
hat die subjektive Einschätzung nicht gelitten. Über die Hälfte der Schweizer
(53 %) ist der Ansicht, gut oder sogar sehr gut über finanzielle Angelegenheiten
Bescheid zu wissen.
Frauen investieren vermehrt in Fonds
Die Anzahl der Fondsbesitzer
hat in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen. 16 Prozent der
Befragten geben an, in Fonds investiert zu sein (2009: 15 %). Es zeichnet sich
eine veränderte Anlegerstruktur ab: Frauen sowie Personen unterer Einkommens-
und Bildungsklassen sind vermehrt in den Fondsmarkt eingestiegen. Über die
Hälfte der Fondsbesitzer (57 %) sind Personen mit geringer oder mittlerer
Bildung (2009: 41 %) und über ein Viertel (27 %) Personen mit einem geringen
Einkommen von weniger als CHF 60’000 p.a. (2009: 24 %). Auch Frauen investieren
vermehrt in Fonds: Während der Anteil der Frauen 2009 noch bei 37 Prozent lag, sind
2010 bereits 41 Prozent der Fondsbesitzer weiblich.
Schweizer nach
wie vor verunsichert
Die Finanzkrise hat deutliche Spuren hinterlassen. Das
zeigt sich auch bei der Einstellung gegenüber Geldanlagethemen. Fast zwei Drittel der Befragten (63 %) sind der
Meinung, man bräuchte vertiefte wirtschaftliche Kenntnisse, um in Fonds zu
investieren (2009: 58 %, 2008: 52 %, 2007: 51 %). Bei den Fondsbesitzern ist
die Verunsicherung gegenüber dem letzten Jahr markant angestiegen: 57 Prozent
geben an, zur Anlage in Fonds vertiefte Finanzkenntnisse zu benötigen (2009: 42
%). Gleichzeitig steigt die Bedeutung von Finanzberatung in der Schweiz. 91
Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu: "Beratung ist bei der Geldanlage
in Fonds wichtig" (2009: 71 %). In der Gruppe der Fondsbesitzer sind es sogar 95
Prozent. Weiterhin wichtig bleibt auch die Namhaftigkeit eines
Anbieters von Investmentfonds. Für 80 Prozent der Fondsbesitzer ist es bei der
Produktwahl entscheidend, dass ein Fonds von einem namhaften Anbieter kommt
Vertrauen
in Fonds für die Altersvorsorge kehrt zurück
Das Vertrauen der Schweizer in
die Tauglichkeit von Fonds als Instrument für die Altersvorsorge steigt langsam
wieder. Die Hälfte der Befragten (50 %) stimmt der Aussage zu, dass sich Fonds
gut für die Altersvorsorge eignen (2009: 47 %). Doch um tatsächlich in Fonds zu
investieren, scheint das Geld nicht zu reichen. Das ist zumindest der Grund,
den die Befragten mehrheitlich auf die Frage angeben, weshalb sie bislang nicht
in Fonds investiert haben (46 %). "Bei den Themen Fonds und Altersvorsorge sind
die Schweizer zurückhaltender, als ihnen gut täte", so Markus Mündel von TNS. "Die
Studie zeigt, dass die Befragten zwar mehrheitlich wissen, dass sich Fonds zur
Altersvorsorge eignen; dennoch investieren sie auf breiter Basis noch recht
verhalten und verpassen somit wertvolle Renditechancen."
Realistische Einschätzung zur Rendite von Fonds
Erstmals seit
Beginn der Studie schätzen die Schweizer die Ertragskraft von Fonds realistisch
ein. Auf die Frage, wie sie die Wertentwicklung europäischer Aktienfonds bei
einer Anlage von CHF 10’000 über einen Zeitraum von 20 Jahren einschätzen,
gaben die Befragten einen durchschnittlichen Wert von rund CHF 20’600 an.
Tatsächlich läge der Wert bei knapp über CHF 21’000. In den vergangenen Jahren
hatten die Schweizer die Ertragskraft von Fonds immer unterschätzt.
Finanzwissen
in Europa hat sich angeglichen
Der Vergleich mit anderen Ländern, in denen
die Studie durchgeführt wurde, zeigt deutliche Parallelen beim Wunsch nach
Finanzbildung. Deutsche (65 %), Österreicher (56 %), Belgier (54 %) und
Niederländer (50 %) wünschen sich mehr Wissensvermittlung zu Finanzthemen in
der Schule. Das Wissensniveau ist in der Schweiz mit 43 Indexpunkten gegenüber
45 Punkten in Deutschland, 44 Punkten in Österreich und 43 in den Niederlanden
inzwischen weitestgehend identisch. Einzige Ausnahme bilden die Belgier, deren
Wissensniveau mit 38 Indexpunkten deutlich niedriger liegt. Mittlerweile hat
sich auch die Anzahl der Fondsbesitzer europaweit angeglichen. In Deutschland,
Österreich und den Niederlanden sind in diesem Jahr 17 Prozent in
Investmentfonds investiert, in der Schweiz sind es 16 Prozent und in Belgien 14
Prozent. Im europäischen Vergleich haben die Schweizer ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein
in punkto Finanzwissen. 53 Prozent halten sich für "Experten", die
Belgier dagegen schätzen ihr Finanzwissen mit 36 Prozent selbst ernannten
Experten eher zurückhaltend ein. (cl)