23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
New Behaviour ist die jüngste Studie in einer von Barclays Wealth und der Economist Intelligence Unit (EIU) veröffentlichten Berichtsserie und untersucht die Auswirkungen des sich rasch ändernden Umfelds auf das Verhalten der Anleger. Der Bericht befasst sich erstmals mit der Reaktion hochvermögender Privatanleger auf das aktuelle Marktumfeld. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Einfluss emotionaler Faktoren auf den Anlageprozess.
Im Rahmen einer internationalen Umfrage für den neunten Bericht in der Barclays Wealth Insights-Serie wurden rund um den Globus knapp 2100 wohlhabende Anleger mit einem Anlagevermögen von 500'000 bis 30 Millionen Pfund Sterling und mehr befragt. Obwohl die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (88 Prozent) im aktuellen Umfeld vielversprechende Anlagechancen identifiziert, meiden 68 Prozent diese Gelegenheiten, da sie das Risiko weiterer Kursrückgänge als zu gross einstufen. Dieser weltweite Trend spiegelt sich auch in der Schweiz wider, wo 86 Prozent der Befragten Chancen identifizieren, diese jedoch nicht nutzen, da das Risiko in ihren Augen nach wir vor zu hoch ist.
Philippe Sednaoui, Managing Director und CEO von Barclays Wealth in der Schweiz, meint dazu: «Bei Kapitalanlagen muss oftmals zwischen finanziellen und emotionalen Faktoren abgewogen werden. Die Studie zeigt, dass wohlhabende Privatanleger rund um den Globus derzeit befürchten, Anlagechancen zu verpassen, weil sie sich mehrheitlich für sichere und transparente Optionen entscheiden.»
«Die Anleger stehen vor einem Dilemma. Einerseits sehen sie vielversprechende Gelegenheiten, andererseits sind sie nicht bereit, ihre Risikobereitschaft verstandesmässig zu begründen, und sind unschlüssig, was die Nutzung dieser Chancen betrifft. Grund dafür ist, dass Verluste emotional viel stärker gewertet werden als Gewinne. Die jüngste Phase hat sich für Anleger mit einem angemessenen Anlagehorizont allerdings als idealer Zeitpunkt erwiesen, um das Risiko auf Portfolioebene d. h. nicht durch die spezifische Einzeltitelauswahl, sondern durch die Streuung über verschiedene Anlageklassen hinweg allmählich anzuheben», so Philippe Sednaoui.
Passivität und Rückzug in vertrautes Terrain
Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Berichts zählt die manifeste Tatenlosigkeit der Anleger, die zurzeit Portfolioanpassungen vermeiden. Mehr als die Hälfte der globalen hochvermögenden Anleger gab an, ihre Engagements in den wichtigen Anlageklassen unverändert lassen zu wollen.
Die Marktunsicherheit hat zur Folge, dass sich die Anleger passiv verhalten und an geläufigen Anlagen festhalten. So erklärten 53 Prozent der Befragten, dass sie nur in Produkte investieren würden, mit denen sie vertraut sind. Jene Anleger, die ihre Portfolios anpassen, schichten in bekannte und einfache Anlagen um. Die Mehrheit der befragten Schweizer (76 Prozent) hält an ihrer Barposition fest, während die britischen und US-amerikanischen Anleger (28 bzw. 23 Prozent) am ehesten geneigt sind, ihre Allokationen auszubauen.
«Die Anleger halten derzeit auf breiter Front am Status quo fest, bis sie die künftige Entwicklung besser einschätzen können. Die Risikobereitschaft der Schweizer Anleger ist in der Folge gegenüber früheren Jahren deutlich gesunken», erklärt Philippe Sednaoui.
Wegen der Kursrückgänge des vergangenen Jahres stehen hochvermögende Anleger in der Schweiz einem Wiedereinstieg in den Markt zurückhaltend gegenüber. Ihrer Meinung nach wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, bis das Vertrauen in die Märkte wiederhergestellt ist. Die Befragten sind jedoch gewillt, im Verlauf der nächsten zwölf Monate ausgewählte Anlagen in die performancestärksten Sektoren des Aktienmarkts zu tätigen, darunter Biotechnologie, Gesundheitsweisen, Pharmazeutika, Konsumgüter und Finanzdienstleister.
Ausblick: Schweizer Anleger warten ab
Der Bericht gibt Aufschluss über die Änderungen, die die Anleger im Verlauf der nächsten zwölf Monate an ihren Portfolios vornehmen wollen. Am vorsichtigsten zeigten sich die spanischen Umfrageteilnehmer, die sich am ehesten für eine Reduzierung des Risikos in ihren Portfolios aussprachen (45 Prozent). An fünfter Stelle liegen in dieser Kategorie die US-Anleger, gefolgt von den Schweizer Teilnehmern; nur 29 bzw. 26 Prozent der Befragten planen, das Risikoniveau ihrer Portfolios zu erhöhen.
Greg Davies, Head of Behavioural Finance von Barclays Wealth, erklärt: «Viele Anleger kennen sich mit dem aktuellen Marktumfeld nicht aus und bekunden Mühe. Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen, wie sich die Mehrheit der Anleger verhält. Tatsächlich stehen wir neuen bzw. schwierigen Szenarien oftmals perplex gegenüber. Nicht selten folgt darauf ein Rückzug in vertrautes Terrain. Die Anleger lehnen sich zurück und beobachten die Lage, bevor sie rasche Entscheidungen treffen.»
Transparenz und Qualität der Informationen sind zentral für wohlhabende Anleger
Bei der Auswahl von Anlageprodukten von Anbietern wie Fondsmanagern richtet sich die Mehrheit der Schweizer Befragten nach wie vor an zwei Hauptkriterien aus, die ihre Anlageentscheidungen im kommenden Jahr prägen werden. Für 74 Prozent ist der Ruf des Anbieters zentral, und für 52 Prozent sind die Performancegebühren ausschlaggebend. Die Schlüsselkriterien sind dieselben wie noch vor einem Jahr. Grössere Bedeutung als im letzten Jahr wird dagegen der finanziellen Stabilität des Anbieters (von 33 auf 46 Prozent in diesem Jahr) sowie der Qualität und Transparenz der Anlegerinformationen (von 16 auf 24 Prozent) eingeräumt. Demgegenüber hat sich der prozentuale Stellenwert bestimmter Faktoren wie der Grösse des Anbieters (38 Prozent) und des Ruf des Anbieters (74 Prozent) am stärksten verringert.
Dazu Greg Davies: «Hochvermögende Anleger lassen beim Auswahlprozess grössere Sorgfalt walten. Sie wollen mehr Transparenz und ein besseres Verständnis ihrer Anlagen, um einen emotionalen Bezug zu ihren Portfolios aufzubauen. In der Folge werden Fondsmanager grosse Anstrengungen unternehmen müssen, um das Vertrauen ihrer Kunden wiederherzustellen. Gleichzeitig müssen sich die Anleger bewusst werden, dass jede Anlage mit Risiken einhergeht und jedes Renditepotenzial seinen Preis hat. Ausschlaggebend für die Optimierung eines Portfolios ist die Fähigkeit der Anleger, die komplexen emotionalen und objektiven Faktoren, die den Entscheidungsprozess in ihrer Gesamtheit beeinflussen, klar auseinanderzuhalten.»