Schweizer Banken erwarten keine digitale Revolution im Retail Banking

2015 erwarten Schweizer Banken erst 5 bis 10% der Erträge im Retail Banking über mobile Kanäle zu generieren. Deutsche Banken sind laut einer Sudie von Roland Berger weit optimistischer.

14.10.2013, 16:24 Uhr

Redaktion: cw

Wie sieht die Zukunft des Retail Bankings in Europa aus? Dazu haben Branchenexperten von Roland Berger Top-Führungskräfte von mehr als 60 Banken in 15 europäischen Ländern befragt, darunter auch führende Schweizer Institute.

"Nahezu alle unsere Studienteilnehmer im deutschsprachigen Raum – auch in der Schweiz – erwarten in den nächsten Jahren einen, wenn auch nur leichten, Ertragsrückgang im Retail Banking", sagt Adrian Weber, Principal und Retail Banking Experte bei Roland Berger in Zürich. "Allerdings werden die Geschäftsaussichten regional sehr unterschiedlich beurteilt. Vor allem die südeuropäischen Banken sehen die Talsohle als durchschritten an und erwarten sicherlich auch durch den abgeschwächten Wettbewerb - aufgrund der erfolgten Konsolidierung - einen merklichen Anstieg der Erträge", fügt Weber hinzu.

Direktkanäle zunehmend unverzichtbar

Die Roland Berger-Studie zeigt auf, dass Direktkanäle für die Ertragsgenerierung und die Gewinnung neuer Kunden zunehmend an Bedeutung gewinnen. In Deutschland gehen mehr als drei Viertel der befragten Institute davon aus, dass bereits bis 2015 mehr als 20% ihrer Erträge über Kanäle wie Online Banking und Mobile Banking via Smartphone und Tablets generiert und damit über 20% Kundengewinnung realisiert werden.

In der Schweiz rechnet die Mehrheit der Befragten jedoch nur mit 5-10% der Erträge über Kanäle wie Online Banking und Mobile Banking via Smartphone/ Tablets bis im Jahr 2015. Zusätzlich sollen in etwa ein Zehntel der Neukunden über Direktkanäle gewonnen werden. "Wir sehen kurzfristig keine digitale Revolution im Retail Banking in der Schweiz, trotz des vermehrten Auftretens von digitalen Angeboten, bspw. der Online Hypothek, diversen Mobile Apps, Technologien zum mobilen Bezahlen oder Ansätzen zur Videoberatung. Vielmehr nutzen Schweizer Retail Banken das aktuelle Umfeld, um mit Angeboten und den relevanten Technologien zu experimentieren, allerdings ohne grössere risikobehaftete Technologie-Investitionen einzugehen", beobachtet Adrian Weber.

Zentrale Herausforderungen für Schweizer Banken

Erstaunlich ist die Beurteilung der Bankenvertreter, welche zentralen Herausforderungen auf Retail Banken in Europa zukommen. Für die süd- und osteuropäischen Institute liegt der Fokus auf einer verbesserten Nutzung der Kundendaten auch unter Einbezug von "Big-Data- Ansätzen". Studienteilnehmer aus Deutschland sehen in einer effektiveren Vertriebssteuerung und der Verzahnung zwischen physischen und digitalen Vertriebskanälen entscheidende Hebel.

Letztgenannte Herausforderung teilen auch die Schweizer Banken; darüber hinaus sehen diese in der durchgängigen Vereinfachung und Automatisierung von Prozessen den wichtigsten Ansatzpunkt, um in den nächsten Jahren die Kosten zu senken. Aber auch die Überprüfung des Filialnetzwerks wird von der Mehrheit der Befragten in der Schweiz als Effizienzhebel genannt. Eine Reduzierung der Kosten ohne einen spürbaren Rückzug aus der Fläche könnte vor allem über die unterschiedliche Ausgestaltung von Filialtypen erfolgen.

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