Schweizer Industrie sieht erste Lichtblicke in anhaltender Durstrecke

Die Auftragseingänge sanken um 8,4 Prozent, wie Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher vor den Medien sagte. (Bild pd)
Die Auftragseingänge sanken um 8,4 Prozent, wie Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher vor den Medien sagte. (Bild pd)

Die Schweizer Tech-Industrie durchlebte ein schwieriges Jahr. Es gibt jedoch erste Lichtblicke: Der Branchenverband Swissmem hofft, dass die Talsohle des Abschwungs in wenigen Monaten durchschritten wird. Und er stellt viele Forderungen an die Politik.

29.02.2024, 14:07 Uhr
Konjunktur

Redaktion: AWP

Die Umsätze der Branche sanken im Jahr 2023 um 0,8 Prozent, die Exporte um 2,6 Prozent und die Auftragseingänge sogar um deutliche 8,4 Prozent, wie Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher vor den Medien sagte. Dabei hätten die noch guten Auftragsbestände aus dem Vorjahr einen markanteren Umsatzeinbruch verhindert.

In den Betrieben der Industrie schlug das offenbar (noch) nicht negativ zu Buche: Die Auslastung der Produktionskapazitäten lag nach Angaben des Verbandes Ende des Jahres mit 87,1 Prozent leicht über dem langjährigen Mittel von 86,2 Prozent. Parallel dazu stieg die Zahl der Beschäftigten in der Tech-Industrie im Jahresvergleich um 1,7 Prozent auf 326'500. Und sie lag nur um 500 Stellen unter dem Vorquartal.

«Die Firmen haben noch nicht in grossem Umfang mit Kurzarbeit oder gar Entlassungen reagiert», sagte Brupbacher. «Denn sie brauchen die guten Leute, wenn es wieder aufwärts geht.»

Auftragsflaute gemildert

Denn es zeichneten sich nun endlich erste Lichtblicke ab: Der Rückgang bei den Auftragseingängen habe sich im vierten Quartal mit minus 3,6 Prozent klar abgeschwächt. Zudem würden die globalen Einkaufsmanagerindizes auf tiefem Niveau einen leicht positiven Trend signalisieren.

Auch die schwierige Währungssituation habe sich jüngst wieder etwas entspannt. «Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte die Talsohle des Abschwungs Mitte 2024 erreicht sein», orakelte Brupbacher. Wachstumsimpulse würden die Verbandsmitglieder vor allem aus Indien, China, Deutschland und aus den USA erwarten.

«Kündigt sich mit nur einer Schwalbe bereits der Frühling an?», fragte der Verbands-Direktor. Um sie gleich mit: «Diese Aussage wäre verfrüht» gleich selber zu beantworten. «Für unsere Firmen gilt es, nun durchzuhalten.» Noch seien die Auftragsbücher gut gefüllt, sie würden aber schnell abschmelzen. «Die Lage ist sehr fragil», warnte gleichzeitig Martin Hirzel, Präsident von Swissmem. So würden gleichzeitig 37 Prozent der befragten Unternehmen weiter mit sinkenden Aufträgen rechnen.

Ein Rucksack an Forderungen

Und es brauche noch etwas: Marktzugang. Denn nahezu 80 Prozent der Produkte aus der Tech-Industrie gingen in den Export. Hirzel setzte sich etwa für einen raschen Abschluss eines Freihandelsabkommens mit Indien ein. Aber auch der Marktzugang zu China, dem Mercosur und weiteren südostasiatischen Staaten müsse verbessert werden.

«Wenn die USA und die EU auf Protektionismus und Subventionen setzen, ist dies der pragmatische Ansatz für die Schweiz mit ihrer kleinen, offenen Volkswirtschaft», sagte Hirzel mit Blick auf die Forderung nach besserem Marktzugang. Vor allem aber seien Fortschritte im Verhältnis zur EU «unerlässlich», also zum wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Swissmem unterstütze «mit Nachdruck» die Verhandlungen über die Bilateralen III.

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