23.12.2024, 14:23 Uhr
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In den vergangenen Jahren haben lang anhaltende Extremwetterlagen schwere Naturkatastrophen ausgelöst und Schäden in Milliardenhöhe verursacht. In der Wissenschaft mehren sich Studien, die eine Zunahme von quasi ortsfesten Wetterlagen sowie einen Zusammenhang mit der durch den Klimawandel verursachten starken Erwärmung in der Arktis nahelegen.
Mit dieser Entwicklung befasst sich die aktuelle Publikation Topics Geo 2014, die zudem ausführliche Analysen und zahlreiche Daten zu den Naturkatastrophen des vergangenen Jahres enthält.
So genannte persistente Wetterlagen können sich im Winter ergeben, wenn mitunter über Wochen andauernde Kaltluftausbrüche arktischer Luftmassen in die mittleren Breiten regional hohe Schäden verursachen können. Im Sommer sind es ortsstabile Hoch- oder Tiefdruckeinflüsse mit der Folge von Hitze/Dürre oder Niederschlag/Überschwemmung.
Gleich mehrere Wetterkatastrophen des Jahres 2014 gingen auf das Konto lang anhaltender Wetterlagen, die sich teils über Wochen hielten. Der schnee- und eisreiche Winter in weiten Teilen der USA mit Milliardenschäden gehörte ebenso dazu wie die Stürme und Überschwemmungen in Großbritannien im Februar. Das in wesentlichen Zügen beständige Muster des Jetstreams über dem östlichen Pazifik, Nordamerika und dem Nordatlantik führte zum Frostwinter in den USA und sorgte andererseits in Europa für einen sehr milden Winter. Großbritannien und Irland wurden infolge dessen von Dezember 2013 bis Mitte Februar 2014 von zwölf großen Sturmtiefs überquert, die auch das schwere Hochwasser auslösten.
In Nordamerika betrugen die Schäden durch den kalten Winter rund 4 Mrd. US$ bei den Gesamt- und 2,3 Mrd. US$ bei den versicherten Schäden. Das Hochwasser in Großbritannien verursachte einen Gesamtschaden (direkte ökonomische Schäden) von 1,5 Mrd. US$, davon waren 1,1 Mrd. US$ versichert. Auch die teuerste Naturkatastrophe des Jahres für die Versicherungswirtschaft, die Schneestürme in Japan (Gesamtschaden 5,9 Mrd. US$, versicherte Schäden 3,1 Mrd. US$), war auf die skizzierten veränderten Zirkulationsmuster auf der Nordhalbkugel zurückzuführen.
Verantwortlich für die beständigen Wetterlagen sind ungewöhnlich ortsfeste Wellen des Jetstreams, des Starkwindbandes in großer Höhe, das die kalten arktischen von den warmen subtropischen Luftmassen trennt. So genannte Tröge und Rücken des Jetstreams, also Ausbeulungen nach Süden oder Norden, sind verantwortlich für Ereignisse wie den langen Winter in Nordamerika 2014. Aber auch anhaltende Starkniederschläge oder Hitzewellen in Sommermonaten sind darauf zurückzuführen, so Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung von Munich Re. Die Wissenschaft diskutiert intensiv, ob der Klimawandel und insbesondere die besonders starke Erwärmung in der Arktis für diese veränderten Wettermuster verantwortlich ist. Ein Kausalbeweis ist noch nicht möglich, aber es gibt eine logische Kette von Indizien, so Höppe.
So sehen neue Forschungsarbeiten die Erwärmung der Arktis als einen wichtigen Faktor bei vermehrten und lang anhaltenden Kaltluftausbrüchen in Richtung Süden, wie 2014 über Nordamerika und in Asien. Eine Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung stellt auch einen Zusammenhang zwischen sommerlichen Wetterextremen bei anhaltenden Wetterlagen mit dem schnellen Schmelzen des Eises in der Arktis her. Zu nennen sind hier etwa die Überschwemmungen in Europa (1997, 2002, 2013) oder Hitzewellen in Nordamerika (1983,1984, 2011, 2012).
Neben den längerfristigen Trends und den Naturkatastrophen des Jahres 2014 befasst sich das Topics Geo 2014 auch mit dem Nutzen von sozialen Netzwerken bei der Katastrophenhilfe und bei der Abschätzung von Schäden aus Naturkatastrophen. Wenn es gelingt, die Information von Sozialen Medien besser zu nutzen, eröffnen sich dem Krisen- und Katastrophenmanagement neue Perspektiven. Für die Versicherungsbranche sind künftig schnellere und genauere Schadeneinschätzungen möglich, wenn diese Informationen noch systematischer verwertet werden können, sagte Torsten Jeworrek, im Vorstand von Munich Re zuständig für das weltweite Rückversicherungsgeschäft.
2014 blieben die Schäden aus Naturkatastrophen zum dritten Mal in Folge unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Gesamtschäden betrugen 110 Mrd. US$ verglichen mit einem Durchschnitt von rund 190 Mrd. US$ in den vergangenen zehn Jahren. Die versicherten Schäden betrugen 31 Mrd. US$ (Durchschnitt 58 Mrd. US$). Auch wenn immer noch 7700 Menschen bei den Naturkatastrophen ums Leben kamen, so waren es zumindest deutlich weniger als im Durchschnitt; die Zahl der Todesopfer lag in einer Größenordnung wie zuletzt 1984 (rund 7000).
Jeworrek betonte: Aus dem Schadenverlauf der vergangenen Jahre auf eine Trendumkehr zu schließen, wäre verfehlt. Der Schadentrend der vergangenen Jahrzehnte zeigt eindeutig nach oben, vor allem getrieben durch die steigenden exponierten Werte.
Quelle: Munich Re