Pioneer bevorzugt Emittenten der Euro-Kernzone

07.10.2010, 14:11 Uhr

Die Spreads bei europäischen Staatsanleihen werden auch künftig hoch und volatil bleiben, erwartet die Fondsgesellschaft Pioneer Investments. Solange sich die Fundamentaldaten in den Peripherieländern der Eurozone nicht verbessern, sei in diesem Bereich keine Änderung zu erwarten. "Unter den Anleihe-Emittenten bevorzugen wir derzeit die liquiden Kernländer der Eurozone; bei den Laufzeiten den mittleren und langen Bereich", erklärt Dorothea Müller, Fixed-Income-Expertin bei Pioneer Investments.

"Besonders die grosse Unsicherheit mit Blick auf die Stabilität der Eurozone prägt die Marktsituation“, so Müller weiter. Allerdings sei der politische Wille in den Mitgliedsstaaten gross, ein weiteres Auseinaderdriften der Eurozone zu vermeiden. "Wir gehen davon aus, dass die Europäer die Probleme bewältigen werden", betont die Obligationenexpertin. Allerdings dürfte die Europäische Zentralbank die Zinsen nicht vor 2012 erhöhen, weil die extremen Sparbemühungen einzelner Euro-Staaten das Wirtschaftswachstum abschwächen und zu weiterer Disinflation, also einem weiter verlangsamten Preisniveauanstieg in der Eurozone, führen.

Restrukturierung des Bankensektors belastet Irland
Vor diesem Hintergrund werden die Spreads zwischen Bundesanleihen und anderen Staatsanleihen der Eurozone hoch bleiben, bekräftigt Müller. Sie dürften sich erst dann wieder deutlich einengen, wenn sich die wirtschaftliche Situation in den Peripherieländern strukturell verbessert. In Irland beispielsweise stellt die Restrukturierung des Bankensektors derzeit eine grosse Belastung dar. Langfristig dürfte das Land aber aufgrund seiner offenen Wirtschaftsstruktur und Flexibilität gute Chancen haben, die Probleme zu bewältigen und wieder zu wachsen. Für die südlichen Euro-Länder besteht die Herausforderung darin, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, um ihren schwachen Exportsektor zu stärken und so die Krisenfolgen zu bekämpfen.

Gegensätzliches Verhalten von Fed und EZB
Mit Blick auf die Geldpolitik der USA stellt Müller fest: "Bei ihrer Liquiditätspolitik verhalten sich die US-Notenbank Federal Reserve und die Europäische Zentralbank momentan eher gegensätzlich." Während die Fed kurz vor einer zweiten Runde eines quantitativen Easings, also einer erneuten Ausweitung der Geldmenge, stehen dürfte, plane die EZB eher, Überschussliquidität langsam aus dem Markt zu nehmen. "Die EZB steht dem Erfolg einer leichten Geldpolitik zur weiteren Ankurbelung der Konjunktur eher skeptisch gegenüber", erklärt die Obligationenexpertin. "Wenn der Euro aufgrund der Fed-Politik weiter gegenüber dem US-Dollar aufwerten sollte, dürfte die EZB aber sicherlich auch wieder moderatere Töne anschlagen." Um die Refinanzierungskosten der Problemländer der Eurozone zu reduzieren und deren Reformbemühungen zu unterstützen, könnte die EZB dann beispielsweise den Aufkauf von Staatsanleihen aus der Peripherie beschleunigen. (ng)

Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Website zu ermöglichen.> Datenschutzerklärung