25.11.2024, 16:43 Uhr
Swisspath Group und VECO Group melden ihren Plan für den Zusammenschluss. Das gemeinsame Geschäft wird weiterhin unter dem Namen VECO firmieren.
Weiterhin ist das Fondsmanagement von Männern dominiert. Frauen sind krass untervertreten. Weltweit kommen sie auf einen Anteil von nur zwölf Prozent. In der Schweiz sind es sogar nur neun Prozent, in Deutschland sieben. Der «Alpha Female Report» deckt Fakten und Hintergründe auf.
Seit acht Jahren veröffentlicht die Fonds-Informationsplattform Citywire den «Alpha Female Report», um den Fortschritt zu messen, den die Branche in Richtung Geschlechterparität macht. Das Fazit des diesjährigen Reports ist ernüchternd: Im Vergleich zum Vorjahr gab es keine nennenswerten Fortschritte.
Insgesamt 18'015 Manager umfasst die Fund Manager Datenbank 2023 von Citywire. Nur 12,1 Prozent davon sind weiblich. Der Zuwachs zum Vorjahr beträgt bruchteilige 0,1 Prozentpunkte, ist also praktisch inexistent.
Auch die Zahl der neu aufgelegten Fonds, die von weiblichen Managern verwaltet werden, ist mit nur 6,2 Prozent verschwindend klein. Männer dominieren somit weiterhin auch das Management von neuen Fondsprodukten. Und selbst von Fonds, die von gemischten Teams aufgelegt worden sind, bewegen sich mit 15,7 Prozent auf bescheidenem Niveau.
Berücksichtigt man noch die Tatsache, dass sich die Anzahl der Fondslancierungen in den letzten zwölf Monaten halbiert hat, «wirkt sich das einmal mehr negativ auf die Bemühungen aus, ein Geschlechtergleichgewicht herzustellen», schreibt Citywire. Denn je weniger es neue Fonds gibt, desto weniger Frauen haben die Chance, solche zu managen.
Zudem fällt auf, dass Frauen weiterhin vornehmlich kleinere Fonds managen. Sie haben im Durchschnitt ein Volumen von 371 Mio. Euro verglichen mit 558 Mio. der Fonds, die von Männern geführt werden.
Nach Ländern unterteilt, ragen in Europa Spanien und Italien obenaus. Beide Länder haben die Marke von 20 Prozent für weibliche Manager überschritten.
Knapp unter dem globalen Durchschnitt oder deckungsgleich mit dem arithmetischen Mittel sind Grossbritannien mit 11,8 und die USA mit 12 Prozent. In Deutschland liegt der Anteil weiblicher Fondsmanager deutlich darunter bei 7 Prozent, selbst wenn es im Vorjahr mit 6 Prozent noch weniger waren. «Deutschland ist europaweit abgeschlagen», konstatiert Citywire, ohne spezifische Gründe darfür zu nennen. Eine Ursache könnte sein, dass das Wertpapier- und besonders das Aktiensparen in Deutschland international keinen hohen Stellenwert geniesst.
Nur Liechtenstein mit 6 Prozent und die Niederlande mit 5 haben einen noch geringeren Anteil an Fondsmanagerinnen. Die Schweiz kommt auf 9 Prozent, ebenfalls kein Ruhmesblatt; Österreich auf 11.
Was sind die Gründe für den niedrigen Anteil und was muss sich verändern, dass Frauen als Fondsmanagerinnen stärker zum Zug kommen?
Vermögensverwalter würden oft argumentieren, dass sie Frauen, denen es an Erfahrung mangle, nicht genügend fördern könnten, listet der Report auf, als ob das bei Männern andes wäre. Dem Argument fehlender Förderungsmöglichkeiten hält Helena Morrissey, Fondsmanagerin, Publizistin und Vorsitzende des Diversity Projects, entgegen: Um eine Person für den Aufstieg zu qualifizieren, müsse man ihr auch die Möglichkeit bieten, die notwendige Erfahrung zu machen.
Der direkteste Weg dazu wäre, Frauen bei neuen Fonds in die Führung einzubinden. Die Praxis vermittelt ein anderes Bild: Neue Fonds, die weiblichen Führungskräften oder reinen Frauenteams zugewiesen werden, haben es im vergangenen Jahr nur auf 6,2 Prozent der Neuauflagen gebracht.
«Wenn die Unternehmen es ernst meinen, wenn sie sagen, dass sie dieses Thema [Geschlechterparität] für unglaublich wichtig halten, sollten sie doppelt so viele neue Fonds anteilig an weibliche Manager vergeben. Und auch das wäre immer noch ein bescheidener Prozentsatz», hält Helena Morrissey fest.
Das von ihr lancierte Diversity Project wurde 2022 gestartet. Inzwischen nehmen 33 Vermögensverwaltungsfirmen daran teil. Ziel des Projekts ist es, die Zahl der weiblichen Fondsmanager in Grossbritannien zu verdoppeln.
Als Asset Manager müsse man viel Geld investieren, um zu neuen Vermögen zu kommen, argumentiert Anja Hochberg, Leiterin Multi-Asset-Lösungen bei der Zürcher Kantonalbank und Beraterin der 'Fondsfrauen', dem grössten deutschsprachigen Netzwerk für weibliche Finanzprofis. Es sei deshalb fraglich, ob mit der Strategie, neue Fonds unter weibliche Leitung zu stellen, das Ziel erreicht werde.
Hinzu kommt, dass selbst neue Fonds, deren Leitung Frauen übertragen werden, selten Kernstrategien sind, die den Grossteil der Kundenportfolios ausmachen. Die Daten von Citywire würden zeigen, dass Frauen eher spezialisierte Strategien wie taiwanesische Aktien- oder zyklische Konsumgüterfonds verfolgen als US-Aktien- oder europäische Anleihenstrategien, erklärt Hochberg.
«80 Prozent von dem, was die Leute in ihrem Portfolio haben, ist bereits vorhanden und steckt etwas fest. Den 89. europäischen Aktienfonds aufzulegen wird es nicht geben», schreibt Hochberg in dem Report. Was also hilft?
Zentral sei, die Wahrnehmung dessen, was die Vermögensverwaltung tut – die Bereitstellung von Ressourcen für Wachstum und Vorsorge – zu ändern und auch Vorbilder in der weiblichen Vermögensverwaltung zu zeigen, antwortet die ZKB-Kaderfrau.
Das ist ein kulturelles Problem, das die ganze Branche angeht, und besonders schwierig umzusetzen in Zeiten, in denen einzelne Insitute mit Fehlleistungen, häufigen Managementwechseln und überrissenen Boni für negative Schlagzeilen sorgen.
Auf ein weiteres Hindernis für Frauen (als auch für Männer) macht Paula Robinson, Director of US Equity Manager Research der globalen Beratungsfirma Willis Towers Watson, aufmerksam: Karriereengpässe.
Fondsmanager-Stellen gibt es nicht viele. Der (einzige) Weg dahin ist meistens die Tätigkeit als Analyst. Das bedeutet eine lange «Wartezeit für den Schritt nach oben zu machen.» Robinson führt aus: «Die Konkurrenz ist nach wie vor gross und die Fluktuation gering. Das macht es schwierig, Räume und Möglichkeiten zu schaffen.»
Nachdem Frauen diesen Talentengpass erlebt hätten, suchten sie oft nach anderen Karrierewegen in der Vermögensverwaltung, um sich weiterzuentwickeln.
Oft ist auch zu hören, auf Stellenausschreibungen würden sich zu wenig geeignete Frauen melden. Dem hält Manuela Fröhlich, Mitgründerin von Fondsfrauen, entgegen: «Wenn jemand sagt: 'Wir haben Frauen gesucht, aber wir konnten keine mit den richtigen Fähigkeiten finden', dann muss man den Rekrutierungsprozess ernsthaft verändern.»
Letztlich handelt es sich um ein grundsätzliches Thema, wie es auch in anderen Branchen vorkommt. Es gilt, die Menschen von den Vorzügen der Geschlechtervielfalt zu überzeugen, wie es Helena Morrissey ausdrückt: «Es geht darum, die Menschen dazu zu bringen, etwas zu glauben, was sie im Moment nicht glauben. Denn wenn sie das glaubten, würden wir uns über diese Zahlen nicht unterhalten.»