05.11.2024, 16:34 Uhr
Die Stimmung unter den Dienstleistern in den USA hat sich im Oktober unerwartet weiter aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) stieg zum Vormonat um 1,1 Punkte auf 56,0 Zähler....
Die Ökonomen des Bundes erwarten im laufenden und im kommenden Jahr eine schwache Konjunkturentwicklung. Sie sind für 2024 sogar noch etwas pessimistischer geworden. Auch die Inflation werde sich weniger stark zurückbilden als erhofft.
Für das laufende Jahr 2023 prognostiziert die Expertengruppe des Bundes nach wie vor ein Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,8 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilt. Nachdem der Start ins Jahr etwas besser als erwartet verlaufen sei, folge nun eine «schwache Entwicklung» im zweiten Semester.
Auch 2024 sei keine rasche Erholung in Sicht. Im Gegenteil haben die Bundesökonomen ihre BIP-Prognose für das nächste Jahr auf 1,6 von 1,8 Prozent gesenkt.
Ohne den Effekt von grossen Sportanlässen, die das Schweizer BIP wegen der Lizenzeinnahmen der hierzulande ansässigen internationalen Sportverbände (Fifa, IOC, etc.) verzerren, wurde die Prognose sogar auf 1,2 von 1,5 Prozent gesenkt. Im laufenden 2023 wird das sportevent-bereinigte BIP-Wachstum auf 1,3 Prozent veranschlagt.
In der Mitteilung des Seco ist alles in allem von einem «deutlich unterdurchschnittlichen Wachstum» 2023 und 2024 die Rede. «Ich kann auch nicht ausschliessen, dass wir in eine technische Rezession rutschen», sagt Seco-Chefbeamte Eric Scheidegger.
Als technische Rezession gelten zwei Quartale in Folge mit negativem Wachstum. Eine schwere Rezession drohe aber nicht, betonte der Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik.
Begründet wird der pessimistischere Blick nach vorn unter anderem mit der schlechter laufenden Weltwirtschaft und der Kerninflation, die sich international weniger günstig entwickle als erhofft. Dies bremse die Exporte und drossle die Investitionstätigkeit.
Auch die Inflation macht den Bundesökonomen Sorgen. Fürs Gesamtjahr 2023 erwartet das Seco nun eine Teuerung von 2,2 Prozent und für 2024 von 1,9 Prozent. Damit wurde die 2024er-Prognose markant erhöht. Bislang war mit 1,5 Prozent gerechnet worden.
Hartnäckiger sei die Inflation wegen der steigenden Strompreise und der höheren Mieten infolge der Referenzzinssatzanstiege. Die Bundesökonomen gehen – auf der Basis der Markterwartungen – noch von einem Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank aus, was den Referenzzinssatz nochmals steigen lassen dürfte – mit entsprechenden Folgen für die Mieten und die Inflation.
Die Geldpolitik der Nationalbank wird jedoch auch als Risiko für die aktuellen Vorhersage gesehen. Denn die Inflation könnte sich als noch hartnäckiger erweisen und eine noch restriktivere Geldpolitik erfordern.
Zunehmende Risiken für die Schweizer Exportwirtschaft gehen laut Seco ausserdem von Deutschland und China aus. So könnte sich die deutsche Industrie deutlicher abschwächen. Zudem könnte sich die chinesische Wirtschaft angesichts der Krise im Immobiliensektor, der hohen Verschuldung und der eingetrübten Stimmung von Unternehmen und Haushalten stärker abkühlen als angenommen.
Nicht vergessen werden dürfe auch das Thema Energie. Eine Mangellage würde demnach auch in der Schweiz zu einer Rezession bei gleichzeitig hohem Preisdruck führen.
Ein solches Szenario sei derzeit aber relativ unwahrscheinlich, erklärt Seco-Chefbeamte Scheidegger: «Ohne weitere Überraschungen sollten wir ohne Engpässe über den Winter kommen.»