Nicht von Griechenlandkrise verwirren lassen

05.05.2010, 16:20 Uhr

Der Nachrichtenfluss von der Unternehmensseite ist sehr positiv und das Wachstum

der Gewinne überraschend hoch. Zudem sind Aktien und Firmenanleihen laut Swisscanto immer noch

unterbewertet. Aktien sollten deshalb trotz der Schuldenproblematik in

Griechenland übergewichtet bleiben. Das Risiko einer grösseren Abwärtskorrektur

schätzt Thomas Härter, Leiter Anlagestrategie bei Swisscanto, als gering ein.

Im aktuellen Investment Update von Swisscanto schreibt Thomas Härter: "Das Hilfspaket zugunsten von Griechenland verschärft die

Schuldensituation sowohl der Länder Europas, die eine verantwortungsvolle

Fiskal- und Sozialpolitik betrieben haben wie auch jener Staaten, die wegen des

Verschuldungsgrades ebenfalls in der Kritik stehen. Aufgrund der Explosion der

staatlichen Verpflichtungen im Zuge der Finanzkrise ist das Thema

"Haushaltssanierung" selbst mit der Verhinderung des Staatsbankrotts

Griechenlands noch lange nicht vom Tisch. Alle Regierungen brauchen dringend

Geld. Folglich werden Privatpersonen und Unternehmen fast überall mit einer

deutlichen Erhöhung der Abgaben rechnen müssen, was sich auf die verfügbaren

Einkommen und die Unternehmensgewinne auswirken wird.


Risikoprämien auf interessantem Niveau

Es ist jedoch falsch, zu früh negativ zu werden. Im Verlauf

der letzten Monate sind die Risikoprämien im Aktienmarkt nicht nur in

Griechenland auf ein interessantes Niveau angestiegen. Auch die Preismodelle für

spanische und portugiesische Vermögenswerte zeigen eine erhebliche

Unterbewertung an. Doch der Zeitpunkt für eine gezielte Erhöhung des Engagements

in diesen Märkten ist unseres Erachtens noch nicht gekommen, da ein deutlicheres

Unterschiessen der Aktien und Anleihen unter den fairen Wert durchaus möglich

ist.


Unternehmen mit ausserordentlich positiven Resultaten

Aus einer globalen Perspektive sind zum jetzigen Zeitpunkt

die phantastischen Unternehmensmeldungen und der - vor allem in den USA - starke

Wirtschaftsaufschwung weit wichtiger als die Schuldenproblematik. Wir gehen

davon aus, dass die Unternehmen weiterhin fähig sind, auch den nun recht

anspruchsvollen Gewinnschätzungen gerecht zu werden und teilweise sogar mit

unerwartet hohen Ertragssteigerungen zu überraschen. Das Aufwärtspotenzial der

Aktienmärkte ist deshalb noch nicht ausgeschöpft. Der MSCI Weltaktienindex weist

- gemessen an den konservativen Trendgewinnen - immer noch eine Unterbewertung

von gut 13% aus.


Zyklische Werte und Small Caps übergewichtet

Wir setzen auf die zyklischen Branchen wie Kapitalgüter,

Energie, IT und Medien zu Lasten der Unternehmen aus dem Versorgungs- und

Telekommunikationssektor. Die Aktien der kleinkapitalisierten Gesellschaften

(Small Caps) werden gegenüber den Large Caps und Substanz- (Value) gegenüber

Wachstumstiteln (Growth) übergewichtet.


Tiefzinspolitik wird länger anhalten

Da Zinserhöhungen die Schuldenproblematik der

Industrienationen verschärfen und die Konjunkturerholung gefährden könnten,

erwarten wir, dass die FED, die japanische Notenbanken und die EZB noch längere

Zeit eine Tiefzinspolitik betreiben werden. Kurzfristanlagen erachten wir

deshalb als nicht interessant. Bis zu den 10-jährigen Anleihen sind die

Zinskurven recht steil und flachen danach ab, was uns veranlasst, die

Engagements in den kurzen und ganz langen Laufzeiten stark unterzugewichten und

in den längeren Laufzeiten ein leichtes Übergewicht zu halten. Firmenanleihen

bleiben gegenüber Staatsobligationen übergewichtet, auch wenn die Kreditspannen

in den letzten Monaten massiv geschrumpft sind. Die absolute Bewertung ist noch

als positiv einzustufen. Dies gilt vor allem dann, wenn man die verschlechterte

Kreditwürdigkeit der öffentlichen Haushalte mitberücksichtigt. Schwellenländeranleihen sind aufgrund der Renditeaufschläge und der relativ

gesunden Staatsfinanzen attraktiv. Das Augenmerk liegt auf in Lokalwährung

denominierten Bonds.

Schweizer Franken ist bereits überbewertet

Wir erwarten eine Stärkung von USD, CAD und NZD. Der EUR

dürfte aufgrund der Schuldenproblematik anfällig bleiben. Der reale Wechselkurs

des Euro wird sich über einen äusserst schmerzhaften Deflationsprozess, d.h.

über tiefere Konsumentenpreise und Löhne, anpassen müssen. Der Schweizer Franken

hat von der Eurolandkrise profitiert und ist bereits "leicht überteuert". Der

USD dürfte zum CHF stärker werden. Das gemäss Kaufkraftparität massiv

unterbewertete Pfund könnte nach den Wahlen zulegen. Rohstoffe bleiben leicht untergewichtet. Das Engagement in

Listed Private Equity wird etwas zurückgenommen, da sich die Disagios stark

vermindert haben. Das gleiche gilt für kotierte ausländische Immobilienfonds.

Das Übergewicht in Hedge Funds bleibt bestehen, da die Hedge Fund Manager

derzeit attraktive Investitionsmöglichkeiten finden." (cl)

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