Neue Weltordnung bietet viel versprechende Chancen

15.04.2008, 11:55 Uhr

Nach Ansicht von Burkhard Varnholt, Chief Investment Officer der Bank Sarasin, ist die Weltwirtschaft nicht mehr länger auf die USA fokussiert, sondern wird heute zunehmend von verschiedenen Schwellenländern gestützt.

Die aktuelle Wachstumsabschwächung in den USA weist deutlicher als jeder andere Konjunkturzyklus zuvor auf den Anbruch eines «asiatischen Jahrhunderts» hin. Asien und auch die meisten Industrieländer spüren bereits die Folgen des ökonomischen und demografischen Wandels, der eine Reihe zentraler Wirtschaftsbereiche betrifft. Nach Varnholts Meinung werden es aber die asiatischen Volkswirtschaften sein, die künftig den grössten Einfluss auf die Entwicklung der ökonomischen «Global Village» nehmen.

«Die Weltwirtschaft hat sich in bisher einmaliger Art und Weise von der historischen Führung durch die US-Wirtschaft abgekoppelt. Gleichwohl ist die globale Boomphase noch nicht zu Ende – nur die Wachstumsmotoren haben sich verändert. Wenn sich Analysten und Investoren auf die neue Weltordnung einlassen, könnte 2008 zu einem Jahr viel versprechender Chancen werden», so Varnholt.

Gemessen an der Kaufkraft auf Paritätsbasis erwirtschaften die Volkswirtschaften in der Region Asien-Pazifik mittlerweile nahezu 37% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP). So belief sich allein Chinas Anteil am globalen Wachstum im Jahr 2007 auf stolze 17%. Das ist deutlich mehr als der Beitrag der US-Wirtschaft. Insgesamt steuerten die Schwellenländer Asiens im letzten Jahr 40% zum globalen Wachstum bei; davon belief sich der von Entwicklungsländern geleistete Beitrag auf 52%.

Gleichzeitig setzt sich der Preisauftrieb an den Rohstoffmärkten fort. Vor dem Hintergrund steigender Preise für Lebensmittel und Energie übersteigt die aktuelle Teuerung bereits in 18 von 22 Schwellenländern das offizielle Inflationsziel. Dieser Trend dürfte aus drei Gründen noch einige Zeit andauern: Erstens kehren viele Länder zu politisch motivierten Preisfixing-Mechanismen zurück. Festpreise drosseln jedoch nicht die Verbrauchernachfrage und schaffen keine Anreize für produktionsorientierte Investitionen. Dadurch wird das Angebot immer knapper. Zweitens sind die Entwicklungsländer vor dem Hintergrund eines sich beschleunigenden Infrastrukturwachstums zunehmend bestrebt, ihren Zugriff auf wichtige Ressourcen rechtzeitig vor den anderen Wettbewerbern zu sichern. Drittens verbraucht die Agrarproduktion immer mehr Energie, da die globale Nachfrage nach Lebensmitteln um 50% gestiegen ist. Angesichts der weltweiten Wasserknappheit und fortschreitenden Wüstenbildung (Desertifikation) dürften sich Agrarprodukte und Energie weiter verteuern.

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